Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wokini oder die Suche nach dem verborgen Glück

Wokini oder die Suche nach dem verborgen Glück

Titel: Wokini oder die Suche nach dem verborgen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
wahrnimmt. Menschen können glücklich sein, wenn sie es sich wünschen.«
    Der Mann lächelte David freundlich an. »Du hast viel gelernt, mein junger Freund. Du hast genau das getan, was von dir verlangt wurde.«
    David runzelte leicht die Stirn. »Doch ich verstehe immer noch nicht, was das Bild eigentlich bedeutet. Ich denke, dass ich etwas darüber weiß, aber längst nicht alles. Gerade mit diesem Gedanken sollte ich mich anfreunden, nicht wahr?«
    »Ja, und das hast du getan. Nimm die Rolle und breite sie vor dir aus.«
    David kam der Aufforderung nach.
    »Sag mir, was du auf dem ersten Bild siehst.«
    »Ich sehe Iktumi, die ein Adler fressen will.«
    »Weißt du etwas über Iktumi und den Adler?«
    »Ja, aber nicht sehr viel. Iktumi ist eine hinterlistige Spinne. Sie benutzt gewisse Tricks, um die Menschen zu beeinflussen. Sie ist eine Lügnerin. Unser Schöpfer hingegen spricht zu uns und allen Menschen durch den Adler. Der Adler ist die Wahrheit.«
    »Gut. Aber was verbindet deine Reise mit Iktumi?«
    David warf einen kurzen Blick auf das Bild. Er wusste, dass er niemals imstande gewesen wäre, diese Frage ohne die Hilfe seiner Schwester zu beantworten. Als er die Augen schloss, um darüber nachzudenken, hörte er, wie sie ihm die Wahrheit ins Ohr flüsterte. Für jemand anderen hätte dies nur wie das Rauschen des Windes geklungen. Er sagte: »Iktumi hat acht Beine und ich habe acht verschiedene Möglichkeiten, um glücklich zu sein.«
    »Sind dies die wahren Wege zum Glück?«
    »Für die meisten Menschen schon, aber…«
    David hielt inne. Er hörte, wie das Wort Nein in sein Ohr geflüstert wurde, und plötzlich erfasste er die verborgenen Zusammenhänge. Er sprach aufgeregt und schnell; die Wahrheit zu erkennen, war wunderbar.
    »Aber sie sind nicht wahr! Offenbar brauchte jeder etwas anderes, um glücklich zu sein. Geld, Ruhm, Beziehungen – all diese Faktoren wurden genannt, doch ich konnte mir unzählige Beispiele vorstellen, die zeigten, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Solche Lügen benutzt Iktumi, um auf den Geist eines Menschen einzuwirken! Die Spinne will nicht, dass Leute glücklich sind. Vielmehr will sie ihnen beibringen, dass das Glück stets außer Reichweite ist. Iktumi ist sehr böse.«
    Der Mann nickte zustimmend. »Die Tricks und Lügen der Spinne haben viele Menschen der Wahrheit entfremdet. Ich hoffe, dass niemand diese Lügen glaubt, denn sie haben keinen anderen Effekt, als einen vom Glück fern zu halten. Auf welche Weise aber wirst du auf dem Bild dargestellt?«
    »Durch den Adler?«
    »Genau. Warum?«
    »Weil ich die Lügen der Spinne nicht glaube! Ich habe beschlossen, mich in den Adler zu verwandeln, die Lügen aus meinem Leben zu verbannen und sie durch die Wahrheit zu ersetzen.«
    Der Mann war einverstanden. »Die Versprechen Iktumis können einen Menschen nicht glücklich machen. Jeder sollte deren Lügen gegen die Wahrheit eintauschen, so wie du es getan hast. Die Wahrheit ist wunderbar und doch einfach; du allein bist verantwortlich für dein Glück. Du allein bestimmst darüber, wie du dich fühlst. Du allein kannst dich glücklich machen. Nichts und niemand kann das für dich tun. Außerdem solltest du dir die Zeit nehmen, um einzusehen, dass du viele Reichtümer von unschätzbarem Wert besitzt, die ganz und gar dir gehören. Jeder von uns hat etwas anzubieten. Sei dankbar für das, was du hast, anstatt dich darauf zu fixieren, was du nicht hast. Vergegenwärtige dir, dass du – ebenso wie jeder andere Mensch – das außergewöhnlichste Wesen bist, das je erschaffen wurde. Falls du sonst nichts hast, so hast du doch ein Leben, das du nach Belieben gestalten kannst und in dem deine Träume in Erfüllung gehen können. Ein Leben, in dem du glücklich sein kannst, wenn du es möchtest, ungeachtet dessen, was dir widerfährt oder nicht.«
    Der Mann schloss die Augen und dachte intensiv nach. Dann begann er, langsam ein Gedicht zu rezitieren, das er seit seiner Kindheit kannte. Obwohl er in Lakota sprach, konnte David es verstehen.
    In meiner Jugend achtete ich
die Welt und das Leben,
ich brauchte nichts als
den Frieden des Herzens;
ungeachtet dessen aber änderte ich mich
und glaubte Iktumis Lügen.
Sie schien alle Wahrheiten zu kennen
und versprach, mich glücklich zu machen.
    Auf ihr Geheiß bat ich Wakantanka um Reichtum,
damit ich einflussreich sei;
doch mir wurde Armut zuteil,
damit ich meine innere Stärke finde.
    Ich bat um Ruhm,
damit die anderen mich

Weitere Kostenlose Bücher