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Wokini oder die Suche nach dem verborgen Glück

Wokini oder die Suche nach dem verborgen Glück

Titel: Wokini oder die Suche nach dem verborgen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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sie endlich glücklich werden. Die Schönheit kann einen Menschen nicht glücklich machen – selbst schöne Menschen müssen lernen, glücklich zu sein. Und wenn man unbedingt glücklich sein will, kann man es auch sein; niemand wird ausgeschlossen aufgrund seiner äußeren Erscheinung.«
    Langsam aber sicher begann David zu begreifen, was das Glück mit Iktumi zu tun hatte, der hinterlistigen Spinne. Er verstand noch nicht alles, wusste aber, dass das bald der Fall sein würde.
    »Was hast du gemacht, nachdem du von der Frau fortgegangen bist?«
    »Nun, es war schon spät, und so fand ich eine Scheune, in der ich schlafen konnte. Dort stieß ich auf einen anderen Mann. Eine deprimierende Geschichte. Er war blind und hatte im Zweiten Weltkrieg ein Bein durch Amputation verloren. Er vegetierte als Bettler auf der Straße und war sehr unglücklich über sein Leben. Er sagte, wenn er keine körperliche Behinderung hätte, wäre er glücklich.«
    Dies hatte der Mann schon oft gehört. Er legte den sechsten Kieselstein zu den anderen.
    »Viele Menschen erachten die körperliche Gesundheit als etwas Selbstverständliches. In der Sonne spazieren zu gehen, dem Rauschen des Flusses zuzuhören oder die Schönheit eines Sonnenuntergangs zu bewundern – das sind einfache Vergnügen, von denen einige nur träumen können. Alle gesunden Leute sollten sich auf das konzentrieren, was sie haben, und genügend Zeit erübrigen, um es auszukosten. Das würde ihnen helfen, dankbar anzuerkennen, wie außergewöhnlich das Leben im Grunde ist. Dennoch haben diese einfachen Dinge nichts damit zu tun, ob jemand glücklich ist oder nicht. Eine körperliche Behinderung zerstört nicht unbedingt die Existenz eines Menschen. Das Glück ist nicht beschränkt auf die vollkommen Gesunden. Trotz all der körperlichen Gebrechen in der Welt kann man glücklich sein, wenn man sich danach sehnt. Ich möchte, dass du Folgendes einsiehst: Das Glück ist ein Gefühl, das aus deinem Innern kommt – und nichts von dem, was dir widerfährt, braucht es zu beeinträchtigen.«
    »Allmählich verstehe ich das.«
    »Außerdem verstehst du allmählich, welchen Zweck deine Reise hat, ob du ihn deutlich erkennst oder nicht. Hast du am nächsten Tag deine siebte Antwort gefunden?«
    »Ja. Ich traf eine junge Frau, die gerade ihr Haus verkaufte. Sie sagte, es sei mit zu vielen Erinnerungen befrachtet. Ihr Mann war gestorben. Und sie betonte, wenn ihr Mann noch leben würde, wäre sie glücklich.«
    Der Mann schaute auf den Boden. Er legte den siebten Kieselstein an seinen Platz. »Aus dem gleichen Grund bist auch du unglücklich. Du hast bestimmt sehr gut nachvollziehen können, wie sie sich fühlte.«
    »In der Tat. Ich versuchte ihr zu vermitteln, was du mir beigebracht hast, aber es schien ihr nicht zu helfen.«
    Der Mann begann mit leiser Stimme zu reden: »Seit es den Menschen gibt, fürchtet er den Tod. Doch der Tod ist nicht das Ende des Lebens, sondern der Beginn eines neuen Lebens. Man sollte sich in aller Ruhe klarmachen, dass der verstorbene Mensch nicht völlig verschwunden ist. Er hat sich in etwas viel Größeres verwandelt. Wie ich dir schon sagte, können Erinnerungen einem Toten ein viel längeres Leben in dieser Welt schenken, als du oder ich es je erhoffen können. Man muss das begreifen lernen. Bald wird dann die Trauer von ebendem Gefühl abgelöst, das du gerne empfinden möchtest, und entgegen deinen Befürchtungen kannst du wieder glücklich sein. Vielleicht nicht sofort, aber gewiss im Laufe der Zeit. Wenn du daran zweifelst, so frage dich einfach: Glaube ich wirklich, dass das ver storbene, innig geliebte Wesen mich unglücklich sehen will? Wenn die Antwort Nein lautet, musst du dich bemühen, glücklich zu werden und dadurch dieses Wesen zu ehren.«
    Die beiden schwiegen einen Moment. Der Mann nahm eine kleine Teekanne und füllte zwei Tassen. Eine reichte er dem Jungen. »Berichte mir von der letzten Möglichkeit, glücklich zu sein.«
    »Ich brauchte fast den ganzen Tag, aber schließlich fand ich jemanden, der ein anderes Motiv hatte. Er sagte, er mache sich Sorgen über den Frieden, über die Umwelt, über dieses und jenes. Und er beteu erte, wenn all die damit zusammenhängenden Probleme gelöst wür den, wäre er glücklich.«
    »Hatte er deiner Meinung nach Recht?«
    »Nein. Sein Motiv unterschied sich letztlich nicht von dem der anderen. Das Glück hängt nicht davon ab, was in der Welt passiert, sondern davon, wie man sie

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