Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
fellbedeckter Kopf an ihrem Arm.
Sie drehte sich und warf den Arm über seinen Rücken. Am liebsten hätte sie ihr Gesicht in seinem Fell vergraben. Er winselte.
Sie zuckte zurück. Er hechelte leicht. „Du bist verletzt.“
Er tippte mit der Nase an seine Flanke.
Die Kralle hatte wohl zu fest zugepackt, oder er hatte sich etwas gebrochen, als er fallen gelassen wurde. „Deine Rippen?“
Er nickte und berührte ihr Bein sanft mit der Vorderpfote. Der Ballen war rau und kratzig.
„Ich habe mir den Knöchel verstaucht, als ich gelandet bin. Nichts Schlimmes.“ Sie fuhr prüfend mit der Hand über seine Flanke, doch fand sie nichts Besonderes. Wenn er innere Verletzungen hatte …
Ein schriller Schrei ließ sie nach oben blicken. Ein weiterer Drache beendete seinen Kamikazesturzflug und ließ einen kleinen, lärmenden orangefarbenen Dämon in den Sand ungefähr drei Meter von ihnen plumpsen.
Dann war also auch Gan am Leben. Überrascht stellte sie fest, dass sie darüber erleichtert war.
Aber möglicherweise war diese Erleichterung unpassend, und sie waren eigentlich ein Essensdepot für die Drachen.
Zu ihrer Linken befand sich ein steiniger Steilhang voller Spalten. Neben ihrem Sandkasten war eine breite Vertiefung in der Vorderfront der Klippe, die anmutete wie der eingezogene Bauch eines mageren Kindes – nicht so tief, als dass man es eine Höhle nennen konnte, aber tief genug, um einen großen Schatten über einen großen Teil des Sandes zu werfen. Sie hatte das Gefühl, dass die schalenförmige Vertiefung nicht auf natürliche Weise entstanden, sondern künstlich angelegt worden war. Und das irritierte sie.
Unter der Sandkiste lag der Strand, der an dieser Stelle zwar breit war, aber schnell an beiden Enden – fünfzehn Meter auf der einen, einundzwanzig Meter auf der anderen Seite – schmaler wurde und dann ganz aufhörte. An dem am weitesten vom Buchteingang entfernten Teilstück wuchs Gras.
Strandhafer, dachte sie. Ammophila arenaria .
Eine feuchte Zunge leckte ihr über die Wange. Erschrocken stellte sie fest, dass sie nass war und dass der salzige Geschmack im Mund nicht nur vom Meer kam. „Ich weiß, wie das heißt“, murmelte sie und fuhr mit gespreizten Fingern durch Rules Nackenfell. „Ich weiß, wie das Gras hier heißt.“
Das Meer zog sie an. Das Wasser hatte zwar die falsche Farbe, aber es roch richtig. Da die Wellen nicht sehr hoch schlugen, hörte man sie kaum. Sie beobachtete, wie eine Welle zart schäumend den Sand hochkroch, dann ihr Interesse verlor und sich wieder zurückzog.
„Die Drachen haben einen hübschen Sandkasten“. Sie ließ den körnigen, lockeren Sand durch ihre Finger rieseln. Es würde schwer sein, durch diesen Sand zu gehen, geschweige denn zu rennen. Und er war warm. Beinahe Körpertemperatur, dachte sie. Das war seltsam, denn die Luft war kühl.
„Wir könnten rausklettern“, sagte sie und musterte die Felsen. „Das Kliff ist zwar hoch, aber es hat genug Vorsprünge, an denen wir uns festhalten können.“
Der Wolf stieß gegen ihre Schulter und deutete mit der Nase nach oben. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ein halbes Dutzend Schatten, die sich gegen den matten Glanz des Himmels abhoben. Wachen?
Wenn das stimmte, war es keine gute Idee, zu flüchten. Aber im Moment drohte ihnen keine Gefahr. Ein wenig zittrig holte sie tief Luft und wünschte, sie hätte sauberes Wasser, um sich den schlechten Geschmack aus dem Mund zu spülen.
Rule legte sich neben sie. Er stupste mit der Nase gegen ihren Knöchel und sah sie fragend an.
„Es tut nicht sehr weh.“ Das war gelogen. Vielleicht wurde das ymu jetzt schwächer. Sie blickte zu Gan hinüber.
Der Dämon wiegte sich stöhnend vor und zurück. Ein kleines orangefarbenes Häuflein Elend.
„Bist du verletzt?“, rief sie ihm zu.
„Ich werde sterben, ich werde sterben“, stöhnte er.
Sie konnte kein Blut an ihm entdecken. Vielleicht übertrieb er nur.
„Warum denn gerade jetzt?“, fragte sie, doch die Frage war eher an sie selbst gerichtet. Abwesend spielten ihre Finger mit dem Sand, während sie darüber nachdachte, welche Möglichkeiten sie hatten. Das Resultat war bescheiden. „Ich werde mal sehen, was passiert, wenn ich zum Strand hinunterklettere. Dann wissen wir mehr.“
Rule seufzte und stemmte sich hoch.
„Ich brauche keinen Bodyguard. Du bist verletzt. Wenn du … was ist das denn?“ Sie grub fester und tiefer und zog … etwas hervor. Es war hart und irgendwie
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