Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
den wahnsinnigen Raum in ihrem Inneren ein, so lange, bis alle durch waren.
Dann endlich wandte sich Sam selbst dem Leuchten zu. Er stieß hinunter, und sie wurde mitgerissen …
Und auf einmal überflogen sie ein anderes Meer. Dieses war tintenfarben und dunkel. Mondlicht brach sich silbern glitzernd auf den Wellen. Der Mond war beinahe voll, und die Sterne – oh Gott, wie hatte sie die Sterne vermisst.
Schnell sagte sie das andere Wort, das Cullen ihr beigebracht hatte. Der Raum in ihr platzte wie eine Seifenblase, und dann war sie wieder im Innersten allein.
Beinahe.
Es gibt keine unauffällige Art für einen Drachen, zu landen.
Sam tat sein Bestes. Er sammelte seinen – Schwarm? Wie nannte man eine Schar Drachen? – und flog mit ihnen zu dem Kliff, von dem aus Lily und die anderen gestartet waren. Aber sie befanden sich weit draußen auf dem Meer. Bevor sie die Küste erreicht hatten, war bereits ein heller Kopf auf die Idee gekommen, ihnen zwei Kampfflugzeuge der Air Force auf den Hals zu hetzen.
Sie feuerten zwar nicht, sorgten aber für eine wenig stressfreie Rückkehr in die Heimat.
Da das Kliff nicht Platz genug für alle Drachen zusammen bot, mussten sie nacheinander landen. Der, der Cullen und Rule trug, machte den Anfang. Sobald er am Boden war, übergab Cullen Rule einem der Lupi – einem mutigen Mann, weil er sofort herbeigeeilt war. Während Cullen von dem Drachen stieg, brüllte er bereits Anweisungen.
Von hoch oben konnte Lily ihn natürlich nicht hören, aber Sam berichtete ihr das Wichtigste. Zuerst hatten Cullens Befehle dazu geführt, dass die meisten Lupi ihre Waffen wegsteckten. Der nächste ließ Nettie herbeieilen. Der letzte ließ jemanden nach einem Handy tasten, damit Cullen die Air Force anrufen und sie bitten konnte, nicht auf die netten Drachen zu schießen.
Das schien Sam amüsant zu finden.
Cullen sprach in das Handy, als der zweite Drache landete und Cynna und Max herunterkletterten. Offenbar hatte Max ein paar Hundert Meter über der Erde das Bewusstsein wiedererlangt. Was ihn nicht gerade umgänglicher gestimmt hatte.
Dann war sie an der Reihe. Und Gan.
Was, um alles in der Welt, sollte sie nur mit einer zahmen Dämonin anstellen? Sie hoffte inständig, dass Gan tatsächlich zahm war …
Schick sie zu den Gnomen. Sie werden sie verstehen, da sie selber von Dämonen abstammen. Wenn ein Dämon eine Seele fängt …
„Was?“, rief Gan. „Was hast du da von einer Seele gesagt?“
Lily hätte schwören können, dass Sam leise in Gedanken lachte.
Sie senkten sich in rasender Geschwindigkeit tiefer und tiefer. Sie musste die Augen schließen, als der Boden auf sie zukam. Es fühlte sich zu sehr an wie …
Lily Yu.
„Was ist?“, schrie sie gegen den Wind an, als könne er sie so besser hören.
Grüß deine Großmutter von mir.
Ihre Großmutter? Wie konnte er … Aber dann trafen sie auf den Boden auf – nicht hart, aber fest. Und sie dachte nur noch daran, zu Rule zu laufen. „Wir sprechen uns später noch“, sagte sie, schwang das Bein über seinen Hals und ließ sich hinuntergleiten. Gan plumpste neben sie und musterte alle Umstehenden mürrisch. „Ich habe noch viele Fragen an dich.“
Warum überrascht mich das nicht? Zieh den Kopf ein.
Ohne weitere Vorwarnung schwang sich Sam in die Lüfte.
Schnell blickte Lily sich um, sah einen Nokolai, den sie kannte, packte Gan und schob sie ihm hin. „Behalten Sie sie im Auge. Sie ist eigentlich eine Dämonin, aber nicht ganz. Erschießen Sie sie nur, wenn es gar nicht anders geht.“
Dann machte sie sich eilig davon.
Sie hatten Rule auf eine Bahre gelegt und trugen ihn jetzt zu Netties Geländewagen. Gerade als sie ihn in den Laderaum des Wagens schieben wollten, war Lily bei ihm angekommen. Sie blieb unvermittelt stehen und starrte ihn an.
Er war wieder ein Mann. Er hatte sich gewandelt und war wieder ein Mann. Und er war nackt und blutete. Auf der tiefsten Wunde lag ein blutgetränktes Stück Stoff, das einstmals blau gewesen war.
Natürlich, dachte sie. Er hat es tun müssen. Der Mond ist beinahe voll. Er musste wissen, ob er überhaupt noch in der Lage war, sich zu wandeln. Aber was ist er in seinem schwachen Zustand doch für ein gewaltiges Risiko eingegangen!
Sie sehnte sich nach seinem Fell, diesem wundervollen Fell, das sie so oft gestreichelt hatte … Lily blinzelte, und der Erinnerungsfetzen war fort.
Er öffnete die Augen. „Lily?“
„Ja “, sagte sie und kam näher, um seine Hand zu
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