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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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einmal in Aktion gesehen, aber damals war er ein Wolf gewesen – einer von vielen – und sie damit beschäftigt, zu schießen und auf sich schießen zu lassen. Abgesehen von Rule, hatte sie keinen vom anderen unterscheiden können. Deshalb verspürte sie jetzt eine gewisse berufliche Neugier, was Benedicts Fähigkeiten betraf. Wie war er wohl, wenn er einen Kampf in Menschengestalt austrug?
    Nicht, dass sie es heute Abend herausfinden wollte. Sie legte den Sicherheitsgurt an. „Rule hat mir mal gesagt, dass er es besser gefunden hätte, wenn du der Lu Nuncio geworden wärst. Nicht nur, weil du älter bist als er. Sondern auch, weil du der bessere Kämpfer bist.“
    Benedict gab ein leises, ungeduldiges Geräusch von sich. „Ich dachte, darüber wäre er hinweg.“
    „Wie meinst du das?“
    „Auch wenn ich ein besserer Kämpfer bin, macht mich das noch lange nicht zu einem besseren Lu Nuncio.“
    „Der Lu Nuncio schützt den Rho und ist derjenige, der Herausforderungen annimmt und austrägt, oder nicht? Dann ist Kämpfen doch ein wesentlicher Punkt der Arbeitsplatzbeschreibung.“
    „Darüber hinaus ist er der Thronfolger und wird irgendwann einmal Rho sein. Rule wird unsere Leute besser führen, als ich es je könnte.“
    „Also fühlst du dich nicht übergangen?“
    Er schwieg so lange, dass sie zu fürchten begann, sie hätte ihn beleidigt. Aber als sie ihm einen raschen Blick zuwarf, sah sie, dass er nachdachte, auch wenn seine Augen weiterhin aufmerksam auf die Straße, die Autos vor, hinter und neben ihnen gerichtet waren. Cop-Augen, dachte sie. Es war merkwürdig, diesen Blick an jemandem zu sehen, der sein ganzes Leben auf der anderen Seite des Gesetzes gestanden hatte – bis das Gesetz geändert wurde.
    Schließlich, als er sich in den Verkehr auf der I-15 einfädelte, sagte er: „Du denkst an Mick. Er wollte Rho sein. Ich nie. Als unser Vater Rule als den Thronfolger bestimmte, war Mick zornig. Ich dagegen war erleichtert.“
    Jetzt war es an Lily zu schweigen. Die Rücklichter des Wagens vor ihnen schienen sie mitzuziehen wie eine Perle, die auf eine Schnur gefädelt wird. Die Augen wurden ihr schwer. Sie lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze … um dann sofort wieder aufzuschrecken. Beinahe wäre sie eingeschlafen.
    Ich vertraue ihm, dachte sie überrascht. Ganz tief in ihrem Inneren hatte sie beschlossen, dass sie sich auf Benedict verlassen konnte: Er würde auf sie beide aufpassen. Das sah ihr gar nicht ähnlich, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
    Anders als Rule – oder die meisten Menschen, die sie kannte – hatte Benedict weder das Radio eingeschaltet noch eine CD eingelegt. Vielleicht horchte er ebenso auf die Gefahr, wie er nach ihr Ausschau hielt. Also herrschte Stille, als sie durch den regen Verkehr der nächtlichen Stadt glitten. Der Schimmer der Armaturen, der das Dunkel des Wageninneren in sanftes Zwielicht hüllte, ließ mehr erahnen, als er enthüllte.
    Warum hatte sie ihn nach seinen Gefühlen gefragt? Ohne Zweifel hatte auch er welche, aber er zeigte sie so wenig, dass sie sich fragte, ob er mehr als sie darüber wusste. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass er sich ihr gegenüber öffnen würde.
    Und doch sagte ihr Instinkt ihr, dass sie ihm vertrauen konnte. Benedict hatte etwas Verlässliches an sich, etwas merkwürdig Friedliches. Er schien in sich zu ruhen.
    Ganz anders als sie. Jetzt, da sie nicht mehr redete und nichts anderes tun konnte, als einfach dazusitzen, machte sich auch ihr noch immer nicht ganz geheilter Körper wieder bemerkbar. Sie rutschte auf ihrem Sitz hin und her, um eine Position zu finden, die ihre Schulter nicht belastete und Schmerzen vermied. Ihr Kopf arbeitete unentwegt weiter.
    Endlich brach sie das Schweigen. „Ich würde dir gern eine Frage stellen, die nach euren Maßstäben möglicherweise unhöflich ist.“
    „Unsere Maßstäbe sind gar nicht so verschieden von euren.“
    „Dann ist die Frage vielleicht schlicht und einfach unhöflich. Es geht … um deine Tochter.“
    Er warf ihr einen Blick zu. „Rule hat es dir also erzählt.“
    „Heute Abend, ja. Und gestern Abend habe ich von … von der Sache mit dem Altern erfahren. Daran habe ich immer noch zu knabbern.“
    „Das hat dich durcheinandergebracht.“ Eine einfache Feststellung, weder mitleidig noch wertend. „Was willst du über Nettie wissen?“
    „War ihre Mutter deine Auserwählte?“
    „Nein.“ Er stockte, bevor er weitersprach, aber nur den Bruchteil

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