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Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Titel: Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Leidolf?“
    Er nickte, aber er antwortete nicht sofort. Der Regen und der viele Verkehr hatten der Schotterstraße zugesetzt; die Wagenspuren waren tief und die Schlaglöcher noch tiefer. „Es ist besser, wenn du die Geschichte kennst“, sagte er schließlich. „Sie ist wichtig, um den Hass der Leidolf gegen die Nokolai zu verstehen. Iselda hatte sich meinen Urgroßvater auf einem Großtreffen der Clans ausgesucht. Das ist nicht ungewöhnlich – bei einem Großtreffen kommen viele Rendezvous zustande, und … äh, viele Frauen finden Rhos attraktiv. Das galt ganz besonders, als die Sitten außerhalb des Clans noch sehr streng waren. Wenn Clanmitglieder, egal welchen Geschlechts, die Chance hatten …“
    „Haben sie sich einvernehmlich in die Büsche geschlagen. Das kann ich durchaus verstehen, aber waren eure Clans nicht verfeindet?“
    „Der Clan der Nokolai und der der Leidolf waren nie befreundet, aber damals gab es auch noch keine offene Feindschaft zwischen ihnen. Mehr so etwas wie ein Restmisstrauen. Teilweise hatte das mit Vorkommnissen zu tun, die schon längst Geschichte waren und die auch schon längst vergessen gewesen wären, hätte damals nicht ein sehr bedauerlicher Nationalismus geherrscht. Bevor die Clans nämlich ausgewandert sind, haben die Leidolf in Deutschland und die Nokolai in Frankreich gelebt.“
    „Also war es historisch begründet, dass ihr nicht miteinander ausgekommen sei, aber ihr wart auch noch nicht wie Hund und Katze. Haben die Leidolf es Iselda übel genommen, dass sie sich mit einem Nokolai eingelassen hat?“
    „Nein, das war nichts Außergewöhnliches. Aber Iselda wurde schwanger.“
    „Das muss ein Schock gewesen sein.“
    Ein leichtes Lächeln kräuselte seine Lippen. „Man hat mir gesagt, dass sie behauptet hat, sie hätte es so geplant – aber es fragt sich, wie jemand eine Empfängnis planen kann, wo doch nur so selten …“
    „Nicht so selten, wenn es zu Geschlechtsverkehr zwischen den Clans kommt“, warf Cullen ein, „wie innerhalb des Clans.“
    „Trotzdem ist es, als würde man durch die Wüste marschieren auf der Suche nach Wasser für die Wasserversorgung. Sagen wir, Iselda hat sich die Regenzeit für ihren kleinen Spaziergang ausgesucht, aber trotzdem war es höchst unwahrscheinlich, dass es klappen würde. Wie dem auch sei, ihre Liebelei schockierte niemanden, und ihre Schwangerschaft wäre Anlass zum Jubeln gewesen – wenn sie eine Leidolf geblieben wäre.“
    „Was nicht der Fall war.“
    „Nein. Sie hat sich dafür entschieden, das Großtreffen zusammen mit meinem Urgroßvater zu verlassen und zum Clan der Nokolai zu wechseln. Damit war ihr Kind ein Nokolai. Der Rho der Leidolf – der ganze Clan – war außer sich. Und trotzdem hätten die Leidolf ihr vergeben, wenn die ganze Sache dort ein Ende gefunden hätte.“
    „Was ist passiert?“
    „Sie bekam mit meinem Urgroßvater einen Sohn. Meinen Großvater. Und sie bat ihn um einen Gefallen: Er sollte zehn Frauen aus ihrem ehemaligen Clan befreien. Und er willigte ein.“
    „Befreien? Aber … sie waren doch keine Sklaven. Sie hätten gehen können, wenn sie gewollt hätten. Selbst damals …“
    „Tatsächlich“, sagte Rule, „waren sie Sklaven.“
    „Was?“
    „Diese Geschichte spielte sich im Jahre 1848 ab. Damals war die Sklaverei im Süden noch legal.“
    Richtig. Sie hatte in menschlichen Lebensspannen gedacht. Rules Vater sah aus wie ein rüstiger Sechzigjähriger, dabei war er vor beinahe einem Jahrhundert geboren worden. „Aber die Leidolf stammten aus Deutschland. Ich denke, wenn sie Sklavenfrauen geschwängert hätten …“
    „Das ist auch passiert, aber die Leidolf sind noch einen Schritt weiter gegangen. In den meisten Südstaaten wurde man schon durch einen einzigen Tropfen afrikanischen Blutes vor dem Gesetz zum Schwarzen. Die Leidolf …“ Rule presste die Lippen aufeinander und packte das Lenkrad fester. „Die Leidolf haben einige ihrer weiblichen Clanmitglieder zu Schwarzen erklären lassen, egal ob sie afrikanischer Abstammung waren oder nicht. Ein legaler Betrug mithilfe eines korrupten Richters, der es ihnen erlaubte, ihre Frauen ganz offen als Eigentum zu behandeln.“
    „Krank. Das ist …“ Sie fand keine Worte. „Krank. Warum zu so extremen Maßnahmen greifen? Damals waren Frauen doch sowieso so etwas wie bewegliches Eigentum.“
    „Verglichen mit Sklaven hatten Frauen viele Rechte. Sklaven durften keinen Besitz haben. Sie hatten keine Rechte über ihre

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