Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
gehabt hätten. „Du hast nicht zufällig Schlafsäcke dabei?“
„Lily.“ Cullens Ton war vorwurfsvoll. „Heißt das etwa, du willst dein Bett nicht mit mir teilen? Und das, nachdem ich fast den ganzen Tag in deinem Bett zugebracht habe.“
„Was, zum Teufel, willst du damit …“ Aber er grinste, erfreut, dass er es geschafft hatte, sie auf die Palme zu bringen. Also schwieg sie und warf ein Kopfkissen nach ihm.
Er wehrte es ab und ließ sich, immer noch grinsend, auf das Bett fallen.
„Nimm die Füße vom Bett“, befahl sie.
Rule war direkter und stieß Cullens Füße zur Seite. „Es ist noch zu früh, um es dir gemütlich zu machen. Wir müssen noch Lilys Waffenarsenal ausladen.“
„Ich bin sicher, ihr seid sehr wohl in der Lage …“ Cullens Stimme brach ab.
Alle außer Lily blickten zur Tür. Ein paar Sekunden später klopfte es. Rule nickte Benedict zu, und der öffnete die Tür.
„Ich bin gekommen, um ihn zu sehen. Ich bin Roland Miller, Pauls Vater, und ich bin gekommen, um ihn zu sehen.“
Benedict trat zur Seite.
Der Mann, der jetzt ins Zimmer trat, war kleiner als die anderen im Raum außer Lily. Er hatte schwarze Haare und braune Augen. Er trug die Standarduniform der Lupi, Jeans, und ein verwaschenes Arbeitshemd – offenbar in dem Bemühen, sich schick zu machen. Mit steifem Rücken stand er vor ihnen.
Obwohl älter und von der Trauer mitgenommen, sah er Paul sehr ähnlich. Spontan ging Lily auf ihn zu. „Mr Miller, es tut mir ja so leid. Paul war sehr mutig. Ich weiß nicht, ob Ihnen das ein Trost ist, aber …“ Sie brach ab.
Er sah durch sie hindurch. Er schenkte ihr so wenig Beachtung wie einer Mücke, die vor seinem Ohr herumschwirrte. Nein, nach einer Mücke hätte er geschlagen. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Rule gerichtet. „Du hast dich meinem Sohn unterworfen.“
„Ich musste es tun, um ihn zu schützen. Sonst wäre er von einem übereifrigen Polizisten erschossen worden.“
„Dein Schutz hat aber nicht lange gehalten, nicht wahr?“ Er musterte Rule von oben bis unten. „Morgen nehme ich die Sohnespflicht von dir entgegen. Acht Uhr auf dem Versammlungsfeld, am nördlichen Ende.“ Damit drehte er sich um, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
„Hat er mich ignoriert, weil er in Trauer ist“, fragte Lily in den Raum hinein, „oder weil ich eine Frau bin?“
„Sowohl als auch, Schatz“, sagte Cullen, der sich immer noch auf dem Bett lümmelte. „Du wirst feststellen, dass die meisten männlichen Leidolf dich ignorieren, es sei denn, du hältst ihnen eine Dienstmarke unter die Nase. Oder sie machen dir ein eindeutiges Angebot.“
„Sie werden höflich sein“, sagte Benedict. Er hatte seine Anzugjacke ausgezogen und hängte sie in den winzigen Schrank. „Ich bin ja hier. Und Rule ist hier. Sie werden höflich sein.“
Doch sie fänden nichts dabei, sie anzumachen, wenn Rule direkt neben ihr stand, aber ansonsten würden sie sie ignorieren. „Paul war nicht so.“
„Du hast Paul außerhalb seiner Clanstrukturen kennengelernt. Jetzt bist du auf ihrem Clangut“, sagte Rule. „Ob bewusst oder unbewusst, viele werden in die alten Verhaltensmuster zurückfallen.“
„Erwarten sie von mir, dass ich in der Küche esse, zusammen mit den anderen Frauen?“
Plötzliche Stille senkte sich über den Raum. Ihre Kinnlade klappte herunter. „Das kann nicht euer Ernst sein“, sagte sie. „Bitte sagt mir, dass das nicht euer Ernst ist.“
„Du musst nicht“, sagte Rule. „Aber Sabra wird dich einladen, mit ihr und ein paar anderen Frauen in der … äh … Küche zu essen.“
Na, wunderbar. Das fing ja gut an. Sie konnte kaum erwarten zu sehen, was der morgige Tag für sie bereithielt.
Der Tag brach kalt und klar an, wie Lily feststellte, als sie den Bettüberwurf zur Seite schob, den Rule über die Gardinenstange geworfen hatte, um ihnen ein bisschen Privatsphäre zu verschaffen. Das Fenster fühlte sich kalt an, als sie Hand darauflegte. Der Himmel war wie sauber gewischt. Die Wolken, aus denen es tagelang auf sie heruntergenieselt hatte, waren verschwunden.
Außerdem war es ruhig, und dafür dankte sie allen Göttern, die ihr gerade zuhören mochten.
Am Schluss hatten sie alle zusammen auf ihrem Zimmer gegessen. Falls Sabra sich dadurch beleidigt gefühlt hatte, konnte Lily ganz gut damit leben. Sie spürte instinktiv, dass sie Rule nicht aus den Augen lassen sollte, und anscheinend ging es ihm genauso, denn er hatte nicht
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