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Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Titel: Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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ausrufen?“
    „Jetzt.“
    Eben noch war Rule gelangweilt und nervös gewesen, jetzt wagte er kaum zu atmen. Überall riefen die Leute durcheinander.
    „Rule.“ Lily sprach immer noch leise, aber sie flüsterte nicht mehr. „Was hat er vor? Was hat das zu bedeuten?“
    Er sah nur zwei Möglichkeiten. Entweder hoffte Victor, Bradys Ernennung sofort durchzudrücken, ohne dem Clan die Gelegenheit zu einer ordentlichen Herausforderung zu geben … oder er hatte nicht mehr lange zu leben.
    Doch das konnte er mitten in dieser Menge nicht laut sagen. „Ich weiß es nicht. Lass uns weiter an den Rand gehen … nur zur Sicherheit.“ Vielleicht war es seine leichte Klaustrophobie, vielleicht war es auch sein Bauchgefühl, aber er hatte das dringende Bedürfnis, von hier wegzukommen. Er ergriff ihre Hand, wechselte einen Blick mit Cullen und deutete mit dem Kopf auf die Straße.
    „Rule“, sagte Benedict.
    Rule, der sich gerade an den beiden Männern neben ihm vorbeischob, blieb stehen. Benedict nickte in eine Richtung, um seine Aufmerksamkeit dorthin zu lenken.
    In drei Metern Entfernung stand Brady. Nur wenige Leute waren noch zwischen ihnen. Sein Grinsen war triumphierend. Er hatte eine Waffe in der Hand. „Geh noch nicht“, sagte er. „Die Party hat doch gerade erst angefangen.“

 
    31
    Sie war nicht mehr in Chicago. Sie war nicht mehr in ihrem eigenen Körper.
    Der Orientierungsverlust war kurz, aber heftig. Als wenn man beide Augen schließen und dann vier auf einmal wieder öffnen würde. Als wenn die Körperachse sich verschieben würde, während die Schwerkraft begann, Hip-Hop mit einem zu tanzen.
    Es war wie reiten. Ganz genau wie reiten. Reflexe, die lange nicht benutzt worden waren, übernahmen die Führung und brachten sie in Einklang mit ihrem neuen Körper, als er/sie/oder sie beide die Straße hinaufschritten.
    Er war groß. Das war ihr erster klarer Gedanke. Das war der größte Mistkerl, den sie je geritten hatte. Ihrer Schätzung nach waren seine Augen mehr als drei Meter über dem Boden, aber am intensivsten spürte sie seine gewaltige Masse.
    Durch seinen weiten Blick sah sie auf beiden Seiten Häuser, rote, goldene, hellgraue Häuser, mittels Augen, die Farben anders verarbeiteten. Wo waren sie? Sie drehte ihren/seinen Kopf – oder sie versuchte es zumindest. Doch die Muskeln gehorchten ihr nicht.
    Panik überkam sie, echte Panik, die doch merkwürdig dumpf war und die schnell wieder abebbte.
    Weil er es nicht fühlte, wurde ihr klar. Und weil sein Körper nicht darauf reagierte, wurden ihre Gefühle wieder schwächer. Sein Körper gab jedoch seine Gefühle wieder. Sie wusste, was er fühlte.
    Gier. Hunger.
    Und wenn sie ihn, er sie aber nicht fühlte und wenn seine Muskeln ihr nicht gehorchten, dann war sie nur ein Reisender, kein Reiter. Doch das war eigentlich unmöglich. Aber trotzdem war sie da. Sie musste hier raus, zurück zu sich selbst. Im Geiste rief sie Worte, die sie zurückbringen sollten.
    Doch nichts geschah. Diese Worte mussten laut ausgesprochen werden, und diese Kehle, diese Lippen gehorchten ihr nicht. Aber den Willen, den hatte sie. Dazu verfügte sie noch über einiges Wissen. Verzweifelt versuchte sie, sich von ihm zu lösen. Nichts geschah.
    Sie war gefangen.
    Ein Teil von ihr fühlte sich, als würde sie keuchen vor Angst und vor Anstrengung. Ein anderer Teil – nein, es war der Dämon, der die leichte Erregung verspürte, als er die Häuser um sich herum betrachtete, sie mit einem Sinn ansah, wie ihn kein Mensch besaß. Dämonen nannten diesen Sinn üther . Cynna nannte es insgeheim ihren Lebenssinn. Das war es nämlich, was sie damit aufnahmen. Der Dämon spürte das Leben um sich herum – am schärfsten spürte er das Leben in den Sträuchern, dünn, aber wohlschmeckend; die dickeren Leben in den Häusern spürte er wegen der Entfernung und wegen den Mauern viel schwächer …
    Er konnte sie nicht fressen. Er würde sie nicht fressen. Das rief sie sich selber in Erinnerung. Dämonen fraßen fast alles, was lebte, außer Menschen. Denn mit dem Fleisch nahmen sie auch etwas von dem auf, was das Leben des Menschen ausmachte, und die Seele trieb sie in den Wahnsinn. Das glaubten sie oder daran erinnerten sie sich. Das Gedächtnis eines Dämons verstehen zu wollen konnte auch einen Menschen in den Wahnsinn treiben, denn sie fraßen sich gegenseitig und nahmen dabei einen Teil dessen, den sie gefressen hatten, in ihr eigenes Bewusstsein auf …
    Oh Gott. War sie etwa

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