Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Favoritin, wie Sie, Hamid. So viel bedeutet Sex ihr nicht. Aber Macht bedeutet ihr viel, und mit mir hat sie einen Teil ihrer Macht abgegeben. Sie hat mir Dinge beigebracht, die sie niemand anderem gezeigt hat. Sie haben recht, ich bin nicht so angsteinflößend wie sie … ich bin hier. Und sie nicht. Ihnen sollte daran gelegen sein, dass ich zufrieden bin.“
„Verdammte Scheiße, Sie wissen, was sie mit mir macht, wenn ich nicht dichthalte.“
„Davon geht sie sowieso aus. Sie können genauso gut reden, es kommt aufs Gleiche raus. Sie kennt mich. Und sie kennt Sie. Sie weiß, wer von uns beiden hier drinnen bekommen hat, was er wollte.“
Als sie das schmutzige Zimmer verließ, hastete Hamid hin und her und raffte eilig seine bescheidenen Habseligkeiten zusammen. Er war so verängstigt, dass er das Geld, das sie ihm gegeben hatte, dafür verwendete, dass er verschwinden konnte, anstatt es sich durch die Nase zu ziehen.
Draußen auf dem Bürgersteig atmete sie tief durch. Gegen die Luft da drinnen rochen selbst Autoabgase gut.
Sie hatte keine Grenzen überschritten, sagte sie sich, um sich selber zu beruhigen. Jemanden zu verbrennen, das war tabu, aber jemanden einschüchtern, das durfte man. Und sie hatte erfahren, was sie hatte wissen wollen, oder nicht?
Laut Hamid hatte Tommy Cordoba erst in Jiris Bett begonnen, aber dann war er Mitglied eines sehr viel exklusiveren Clubs geworden: Sie hatte ihn zu ihrem Lehrling gemacht.
Es war möglich, dass Jiri doch nicht hinter den Morden steckte. Wenn Cordoba genug von ihr gelernt hatte … doch das war unwahrscheinlich, sagte sie sich. Jiri teilte nicht gern. Für Cordoba wäre es nicht leicht gewesen, sich das notwendige Wissen anzueignen, um mehrere Dämonen zugleich mit einem Bann zu belegen. Wahrscheinlicher war, dass Jiri an einem Punkt war, wo sie einen Lehrling brauchte, der einige der niedrigeren Dämonen für sie kontrollierte.
Aber Cynna verließ die Gegend, in der sie aufgewachsen war, nun leichteren Schrittes. Die schwere, feuchte Luft kündigte Schnee an. Sie ging schneller. Bevor die ersten großen Flocken fielen, hatte sie die Kreuzung in Hampstead erreicht. Sie versuchte gerade, ein Taxi heranzuwinken, als ihre Handfläche zu jucken begann. Geistesabwesend zog sie die Hand aus der Tasche und kratzte durch den Handschuh hindurch …
Gott, du Idiot! Ihre Handfläche. Es war die, auf der Jiris Zauber war! Cynna versuchte, einen Schutzzauber durchzuführen, aber es war zu spät. Roter Nebel waberte vor ihren Augen.
Und dann war sie gar nicht mehr da.
„Es müssen fast tausend Leute da sein“, flüsterte Lily.
„Das könnte hinkommen.“ Normalerweise machten große Menschenansammlungen Rule nichts aus, aber inmitten dieser Leute überkam einen Nokolai ein komisches Gefühl. Ganz besonders einen Thronfolger der Nokolai. Ganz besonders wenn, laut Lily, Brady so überaus zufrieden gewesen war, als Rule die Sohnespflicht gegenüber Roland Miller übernommen hatte … und die erste Pflicht, deren Erfüllung Roland von ihm verlangt hatte, war, dass er bei der Gedenkfeier sowohl für seinen als auch Victors Sohn dabei war.
Pauls Gedenkfeier war gut besucht gewesen, aber längst nicht so gut wie diese. Danach hatte ein Grillfest stattgefunden, währenddessen sich Rule, Lily und Cullen ins Haus zurückgezogen hatten. Victor hatte anscheinend in seinem Zimmer gegessen.
Die Gedenkfeier für Randall hatte um ein Uhr begonnen. Da hatten die Leidolf bereits dicht gedrängt auf dem Feld gestanden. Ihr Geruch bewirkte, dass er ganz still dastand.
Lily flüsterte wieder: „Hat der Clan der Leidolf nicht mehr weibliche Mitglieder? Soweit ich sehe, kommen fünf Männer auf eine Frau.“
„Die Frauen kümmern sich um die Kinder“, sagte er trocken und mit gesenkter Stimme. Traditionell versammelten sich zu Zeremonien wie dieser alle Mitglieder eines Clans, auch Frauen und Kinder. Die Leidolf hatten diese Tradition im sechzehnten Jahrhundert abgelegt und ihr Verhalten dem der Menschen angepasst. Tatsächlich stammte vieles, was er an den Leidolf nicht mochte, aus der Kultur der Menschen, und obwohl die menschlichen Normen sich in der Zwischenzeit geändert hatten, hielten sie an ihrem chauvinistischen Verhalten fest.
Aber das musste nicht so bleiben. Ein Clan wurde auch vom Charakter seines Rho geprägt, und Victor war schon sehr lange der Rho der Leidolf.
Erleichtert stellte Rule fest, dass jemand an der östlichen Ecke des Feldes eine Geschichte aus
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