Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
die Kaffeetasse aus dem Weg.
Er hatte nicht versucht, die Spur der Drachen auf direktem Weg zu finden. Sie wussten zu viel über Magie, zumindest der, der sich selber Sam nannte. Sam konnte jede direkte Suche abwehren, die Cullen sich ausdenken könnte. Er hatte auch Cynna abgewehrt, und Cynna, sosehr sie ihn auch manchmal nervte, war eine mächtige Finderin. Deshalb hatte Cullen die Orte aufgespürt, an denen sie gewesen waren, nicht die, an denen sie sich jetzt aufhielten.
Cullen konnte sehr geschickt mit Feuer umgehen, und die Urkräfte des Feuers existierten zum Teil in der Gegenwart und zum Teil in der Vergangenheit und in der Zukunft. Daher hatte er den Zauber an einen kleinen Salamander gebunden. Drachen gab es in der Gegenwart, so wie auch Menschen, deshalb sollten sie nicht in der Lage sein, die Vergangenheit abzuwehren.
Bis vor fünf Tagen hatte der Zauber gewirkt. Das dünne goldene Band, unsichtbar für alle, die keine Magie sehen konnten, war die Küste entlanggeglitten und dann in die Berge ganz in der Nähe dieses Dorfes abgebogen … und dann war es verschwunden.
Genau wie diese verfluchten Drachen.
Seitdem hatte er versucht, sie mit eher gewöhnlichen Methoden zu finden, indem er sich erkundigte, ob Vieh fehlte oder ob merkwürdige Wesen gesichtet worden waren. Das Ergebnis war, dass seine Gastgeber dachten, er habe den Verstand verloren. Nicht dass ihn das störte, aber sie sagten ihm, was er hören wollte, nicht, was sie wirklich gesehen oder gehört hatten.
Aber sie waren ganz in der Nähe. Er wusste es. Gestern Nacht war da dieses Kitzeln an seinen Schilden gewesen, was, wie er zugeben musste, nichts bewies. Aber als er gestern die Bergwege hochgewandert war, hatte er eine Stelle gefunden, wo Magie unterdrückt war. Das bewies, dass er in der richtigen Gegend war. Etwas an den Drachen erstickte die Magie in ihrer Nähe oder saugte sie auf. Heute würde er …
Der Fußball kam wieder auf ihn zugesegelt.
„Verdammt!“ Dieses Mal stand er auf und fing ihn aus der Luft. Die Kinderhorde, die auf ihn zugeschwärmt war, blieb stehen. Das Mädchen kicherte. Der größte Junge, der eben auf seinem Hintern gelandet war, plapperte einige Worte.
Es hörte sich an wie eine Entschuldigung. Oder wie eine höfliche Bitte, ihm den Ball zurückzugeben.
Cullen lächelte ihn auf eine Weise an, dass selbst erwachsene Männer nervös geworden wären. Er warf den Ball von einer Hand in die andere. „ ¿Este es su pelota? “
„ Sí¡Démelo! “
Der Junge hatte Mut, das musste Cullen zugeben. Er wich nicht zurück, sondern drückte die magere Brust heraus und versuchte, nach dem Ball zu greifen. Dann prallte er zurück, die Nasenflügel gebläht, die Augen vor Entsetzen riesig in seinem schmalen Gesicht.
„ Brujo “, flüsterte er. Hexer.
Nein , dachte Cullen, und du bist auch keiner. Und du hast vielleicht keine Ahnung, was du wirklich bist. Weil er den Geruch des Jungen aufgenommen hatte, ebenso wie dieser seinen aufgenommen hatte.
Um aber sicherzugehen, sah er den Jungen.
Der magische Blick hatte nichts zu tun mit Augen oder mit irgendeinem geheimnisvollen dritten Auge, das geöffnet und geschlossen werden konnte. Cullen sah die ganze Zeit eine magische Sphäre, aber der Anblick der normalen Umgebung war so klar und so lebhaft, dass die Magie getrübt wurde, wenn er seine Aufmerksamkeit nicht darauf richtete. Manche Zauberer mussten die Augen schließen, um die magische Aura zu sehen. Cullen musste vor allem seine Bildschärfe ändern, was ihm, nachdem er drei Wochen ohne Augen verbracht hatte, immer besser gelang.
Die Aura des Jungen war strahlend hell, und sie war mit purpurfarbenen Streifen durchzogen. Oh ja. Das magere Balg war ganz sicher ein Andersblütiger, wenn auch kein reinrassiger.
Zusammen mit dem, was seine Nase ihm bereits gesagt hatte, war das Rätsel um den Namen des Dorfes gelöst. „Junge“, sagte er sanft. „Wir müssen uns unterhalten.“
Der Junge verstand natürlich kein Englisch.
Jesús kam aus seinem vollbesetzten Café gewatschelt und ließ eine spanische Schimpfkanonade los.
Cullen lächelte freundlich, warf den Ball von einer Hand in die andere, während er zuhörte und nur ab und zu ein Wort verstand. Wie sollte er weiter vorgehen? Der Junge war noch nicht in der Pubertät, seinem Geruch und seiner Aura nach zu urteilen, aber es würde nicht mehr lange dauern. Er konnte ihn bei seiner ersten Verwandlung nicht allein lassen. Wen sollte er …
Ein
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