Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
einen war – was bei ihr normal war, wie sie selber zugab. Rule war die einzige glorreiche Ausnahme bei ihrem schlechten Geschmack, was Männer betraf. Nicht, dass sie auf der Suche nach dem Richtigen gewesen wäre. Für sie war es unvorstellbar, sich einem Menschen fürs ganze Leben zu versprechen. Sie fand es unglaublich, dass die Menschen es immer wieder taten. Wie konnten sie sich sicher sein, dass sie die richtige Wahl trafen?
Aber sie wollte auch nicht mehr mit einem Unbekannten im Bett aufwachen, bei dessen Anblick sie sich fragte, was sie sich eigentlich dabei gedacht hatte. Sie wollte sich ändern, auch wenn ihre dummen Hormone noch nicht mitmachen wollten. „Victor Frey lässt dich vielleicht nicht auf sein Land.“
„Victor hält mich für Abschaum“, stimmte er zu. Breitbeinig hatte er es sich auf dem Rücksitz neben ihr bequem gemacht. Ein Knie berührte fast ihren Oberschenkel. „Aber das heißt, er glaubt, er könnte mich benutzen. Victor ist ganz scharf darauf, Leute zu benutzen.“
„Na, das werden wir wohl bald herausfinden.“ Der Polizeiwagen vor ihnen bog auf eine Schotterstraße ab, vor der ein kleines Schild stand mit der Aufschrift „Privat. Zutritt verboten“. „Haben Sie keine Wachen wie das Clangut der Nokolai?“
„Die siehst man erst, wenn sie beschließen, uns anzuhalten. Findest du keine Spur von dem Dämon, der Randall getötet hat?“
Sie schüttelte den Kopf. „Aber meine Reichweite ist begrenzt, weil das Muster von einem toten Dämon stammt, und ich suche einen lebenden. Abgesehen davon habe ich bis jetzt keinen vollständigen Zauber durchführen können. Nur Quickies.“
Sie bogen in die Schotterstraße ein, die sich bergauf durch ein Wäldchen wand.
Cynna war ein Stadtmensch. Für Bäume hatte sie wenig übrig. Jedenfalls nicht für wild wachsende Bäume, vor allem nicht, wenn es so viele waren und wenn sie sich quasi über ihrem Kopf an den Händen hielten, als wollten sie jeden Augenblick einen Ast auf die Eindringlinge werfen.
Schluss jetzt mit den Bäumen, sagte sie zu sich selbst. „Äh … Ich nehme an, Lily und Rule haben dich auf den neusten Stand gebracht.“
„So gründlich, dass sie sich verpflichtet fühlte, mir damit zu drohen, dass sie mir die Zunge herausreißen würde. Das ist ihre freundliche Art, mir zu sagen, dass ich keine streng geheimen Angelegenheiten vor anderen, die nicht so weise und so verschwiegen sind wie ich, besprechen soll.“ Er zuckte mit den Augenbrauen und sah dabei auf Timms Hinterkopf. „Da wird gerade beim Thema sind: Hat Rule dich vor Victor Frey gewarnt?“
„Er sagte, er sei gefährlich, klug und unberechenbar.“
„So kann man es auch sagen. Victor Frey ist ein hinterhältiges Arschloch. Er wird versuchen, seinen Charme spielen zu lassen.“
„Ich bin nicht sehr empfänglich für Charme.“
„Dann tu wenigstens so. Er hat keine besonders hohe Meinung von Frauen. Auf diese Weise kannst du ihn in Sicherheit wiegen. Und du wirst jeden Vorteil brauchen, den du kriegen kannst. Und wenn du mit ihm schlafen würdest …“
„ Wie bitte?“
„Okay, dann eben nicht. Ich will dir nichts unterstellen, aber aus irgendeinem Grund haben viele Frauen mit Victor geschlafen … oder nicht mit ihm geschlafen, wie man es nimmt, aber ich versuche, taktvoll zu sein. Hat Rule dir gesagt, dass Victors einziger jetzt noch lebender Sohn und möglicher Thronfolger verrückt ist?“
Ihre Augenbrauen fuhren nach oben. „Das meinst du doch sicher im übertragenen Sinn?“
„Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass es im wahrsten Sinn des Wortes so ist. Brady Gunning ist ein sadistischer Psychopath.“
„Gunning? Dann ist er kein Frey?“
„Erst wenn er zum Thronfolger ernannt wird. Mami und Papi heiraten nicht, wenn der Vater ein Lupus ist, das weißt du doch. Deshalb tragen wir den Nachnamen unserer Mutter.“
„Rule nicht.“
„Und anerkannte Thronfolger nehmen gewöhnlich den Namen des Vaters an.“
Also hatte Rule nicht immer Turner geheißen. Vielleicht war das der Grund, warum das FBI kaum Informationen über ihn hatte aus der Zeit, bevor er in der Öffentlichkeit als der Prinz der Nokolai bekannt wurde. „Wird dieser Brady Gunning heute auch da sein?“
Cullen zuckte die Achseln. „Wenn nicht, wird er sicher bald auftauchen. Das Clangut der Leidolf ist kleiner als das der Nokolai. Nur wenige aus dem Clan leben tatsächlich dort, aber die meisten wohnen in der Nähe. Für die Ernennung werden sie alle
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