Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Person ist verletzt.“ Sie deutete zu der Frau auf dem Boden. „Sorgen Sie dafür, dass sie medizinische Hilfe bekommt. Sie da.“ Sie wandte sich an eine Frau, die einfach dastand und den Wolf mit offenem Mund anstarrte, offenbar zu geschockt, um die Flucht zu ergreifen. Sie war jung, hatte dunkle Haare und war mindestes zur Hälfte asiatischer Abstammung. In der einen Hand baumelte ihre Violine, in der anderen der Bogen. „Spielen Sie etwas.“
Die Frau drehte sich zu ihr um. „W… wie bitte?“
„Spielen Sie etwas. Irgendetwas. Das wird die Leute beruhigen.“ Und auch den Wolf, hoffte sie. „Lupi tun Frauen nichts“, fügte sie hinzu. „Ihnen wird nichts passieren.“
Die Frau warf erst einen Blick auf den Wolf, dann auf die Menge und sah dann wieder Lily an. Ihre Augen zeigten, dass sie zu verstehen begann. Ihre Mundwinkel hoben sich. „Ein Solo“, murmelte sie. „Warum nicht?“ Sie trat nach vorn auf die Bühne, legte die Violine unter das Kinn, ließ den Boden für einen dramatischen Moment über den Saiten schweben und begann zu spielen.
Die süßen Töne einer Bach-Sonate erklangen.
Lily wandte sich dem Wolf zu. Er sah sich um, die Nackenhaare immer noch aufgerichtet, aber er knurrte nicht mehr. Gut. Sie fragte sich, warum er nicht einfach davongelaufen war. Wäre das nicht der natürliche Impuls gewesen? „Paul.“ Sie sprach mit fester, aber nicht lauter Stimme. Er würde sie hören. „Du bist durcheinander. Du weißt nicht, was passiert ist, nicht wahr?“
Er sah sie an und suchte dann die Umgebung mit den Augen ab.
Wonach suchte er? Nach dem, der ihm das angetan hatte, vielleicht. „Ich weiß nicht, wer dich zu der Verwandlung gezwungen hat, aber du bist nicht unmittelbar in Gefahr.“ Sie trat einen Schritt näher. Wo war Rule? Kämpfte er immer noch gegen die Verwandlung an? „Wir kennen uns nicht, aber ich bin sicher, du hast von mir gehört. Ich bin Lily Yu, Rules Auserwählte. Rule Turner, vom Clan der Nokolai.“
Er sah sie direkt an und knurrte.
„Okay, vielleicht bist du kein Nokolai. Aber du würdest einer Auserwählten nichts tun.“ Das sagte sie sehr entschieden, obgleich der Anblick seiner Zähne, seines gesenkten Kopfes und der aufgestellten Nackenhaare ihr Herz schneller schlagen ließ. Sie hob das kleine Amulett hoch, das sie um den Hals trug. „Du weißt, was das ist. Eure Dame …“
Ein Schuss ertönte. Sie wirbelte herum, und ihre Hand fuhr instinktiv an die Stelle, wo normalerweise ihre Waffe war.
Ein uniformierter Polizist stand im Gang, die Beine gespreizt, die Waffe auf sie gerichtet.
Der Wolf rannte an Lily vorbei, so schnell, dass es kaum zu sehen war, direkt auf den Idioten mit der Waffe zu.
Bis Rule sich auf ihn warf.
Lily wusste nicht, wo er hergekommen war. Er schien einfach vom Himmel gefallen zu sein. Und er war in Menschengestalt, verdammt, was ihn kaum in die Lage versetzte, mit einem zweihundert Pfund schweren Wolf zu ringen! Das Knäuel aus Mann und Wolf wälzte sich hin und her und blieb schließlich am äußersten Rand der Bühne liegen. Rule war unten. Die Kiefer des Wolfs öffneten sich und schnappten nach Rules Kehle …
Die Rule noch weiter entblößte, indem er den Kopf zurücklegte. Jemand schrie.
Vielleicht war es sie dieses Mal.
Der Wolf erstarrte. Seine Zähne waren an Rules Kehle, aber er rührte sich nicht. Nach einem schrecklich langen Moment zog er das Maul zurück. Er schnüffelte an Rules Kinn und seine Brust hinunter und schaute dann in sein Gesicht. Sie hätte schwören können, dass sie Misstrauen sah in seinem Blick.
„ Ni culpa, ne defensia “, sagte Rule.
Langsam zog sich der Wolf zurück, und Rule konnte sich aufsetzen.
Zitternd atmete Lily ein. Die Violinistin ging von einer Sonate in die andere über, verlangsamte von Allegro auf Adagio. Die Musik schwebte von der Bühne hinaus in das Publikum, wie Schaum auf einer sich zurückziehenden Welle.
Das uniformierte Arschloch legte wieder seine Waffe an.
2
19. Dezember, 21.52 Uhr (Ortszeit)
20. Dezember, 02.52 Uhr ( GMT )
Cynna Weaver stand an einer Straßenecke in Washington D.C., die niemals in einem Touristenführer oder auf einem Wahlkampffoto auftauchen würde. Eigentlich waren Temperaturen über null angekündigt worden, aber sie hatte den starken Verdacht, dass es mittlerweile Minusgrade hatte. Sie stopfte die Hände in die Taschen ihrer Bomberjacke. Sie hatte an ihre Jacke gedacht, an ihren Zimmerschlüssel, an ihr Telefon, an ihre
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