Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Leidenschaft bei der Sache und hatte viel Geduld.
Die Luft war kühl und nass geworden. Es war noch kein richtiger Nieselregen, nur eine klamme Feuchtigkeit, die das Licht der Straßenlampen verschwimmen ließ und die kalt auf ihren Wangen lag. Ein wunderbares Wetter, um drin im Warmen zu bleiben, da, wo ehrbare Bürger jetzt ohne Zweifel waren – gemütlich und kuschelig zu Hause, vielleicht mit einem Feuer im Kamin und einem Glas Wein in der Hand.
Nun, das Feuer würde sie jetzt nicht so schnell herzaubern können, aber ein Glas Wein hörte sich gut an. Etwas Prickelndes vielleicht. Ein paar Straßen weiter war eine viel befahrene Kreuzung. Sie würde sich ein Taxi nehmen, zurück zum Hotel fahren und sich etwas vom Zimmerservice bringen lassen. Selbst nach Jahren im Wohlstand fand sie Zimmerservice immer noch aufregend. Vielleicht würde das ihr Gefühl von Enttäuschung vertreiben.
Um Himmels willen. Enttäuschung? War sie etwa auf der Suche nach einer Schlägerei gewesen?
Ja. Das war es. Das war der Grund, warum sie im übelsten Viertel der Stadt gelandet war.
Verdammt, verdammt, verdammt. Wann würde sie es endlich lernen? Missmutig starrte Cynna auf ihre Füße und ging schneller.
Manche Menschen konnten ohne Probleme zwischen Gut und Böse unterscheiden. Sie arbeitete daran, aber wenn es hart auf hart kam und nicht genug Zeit war, alles gründlich zu durchdenken, dann hatte sie nicht den richtigen Instinkt. Aufgrund ihrer Persönlichkeit, fehlerhaft wie sie nun einmal war, entschied sie sich immer eher dafür, den Mistkerl umzulegen, als die andere Wange hinzuhalten.
Nicht, dass sie herumlaufen und ständig Leute umlegen würde. Das war bisher nur zweimal passiert, und beide Male war es Notwehr gewesen. Das Büro hatte entschieden, dass sie beim zweiten Mal richtig gehandelt hatte. Aber sie wussten nur von dem zweiten Mal.
Nun, Abel Karonski wusste von beiden Malen. Er war sowohl Freund als auch Kollege, und vor einigen Jahren hatte sie ihm die ganze Geschichte erzählt. Möglicherweise hatte er es Ruben gesagt, aber es tauchte in keiner offiziellen Akte auf. Sie hatte es nachgeprüft.
Sie liebte Schlägereien. Vor allem in Nächten wie diesen, wenn das namenlose Gefühl sich seinen Weg durch ihr Innerstes krallte und sich wie Stacheldraht darumwand, dann gab es nur zwei Dinge, die sie wirklich wollte: Kämpfen oder Sex.
So gingen gute Menschen nicht mit ihrer schlechten Laune um.
Sie blieb an der Ampel stehen und schaute finster drein. Hier, ein paar Straßen weiter, machte die Gegend einen besseren Eindruck. Die vier Straßenecken dieser Kreuzung waren eingenommen von einem mexikanischen Restaurant, einer Autowaschanlage, einem Secondhandladen und einem Lebensmittelladen.
Okay. Sie holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Wenn sie schon keine Kontrolle darüber hatte, was sie tun wollte , würde sie wenigstens das kontrollieren, was sie tat . Lass den Wein, schlaf lieber ein bisschen. Sie könnte in dem 7-Eleven ein Telefonbuch ausleihen, ein Taxi rufen und den Fahrer den Weg zurück zum Hotel suchen lassen.
Als sie die Straße zur Hälfte überquert hatte, sah sie die Kirche.
Sie befand sich am anderen Ende der Straße, von dem 7-Eleven durch eine Reihe kleinerer Geschäfte und einem großen Parkplatz getrennt. Wahrscheinlich ist sie so spät abends geschlossen , sagte sie sich.
Aber so spät war es noch nicht. Erst kurz nach zehn. Und auf dem Parkplatz standen Autos. Sobald sie die andere Straßenseite erreicht hatte, schlugen ihre Füße diese Richtung ein.
Wahrscheinlich ist es keine katholische Kirche , sagte ihre Stimme der Vernunft.
Wahrscheinlich nicht. Aber es konnte auch nichts schaden, nachzusehen. Sie hatte ja schließlich nichts Wichtiges zu tun … he, sieh mal an. Da waren Leute.
Die Seitentür hatte sich geöffnet. Ein älteres und ein jüngeres Paar traten heraus, gefolgt von einer kleinen Gruppe spanisch aussehender Menschen, was sie allerdings nicht mit Sicherheit sagen konnte, weil alle sich wegen des Wetters gut eingemummt hatten. Der Letzte trug eine schwarze Soutane.
Er sah aus wie ein Priester. Und jetzt war sie auch nah genug, um das Schild lesen zu können: Kirche zu Unserer Lieben Frau.
Ha. Was sagst du nun, Stimme der Vernunft?
Fröhlich sagten sich die Menschen Gute Nacht. Wagentüren schlugen zu, und Autos setzten aus dem Parkplatz zurück. Aber ein älteres Paar schien noch nicht gehen zu wollen. Sie standen unter einem schmalen Vordach bei der
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