Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
hatte schon früher Angst gehabt. Viele Male. Sie hatte viele Leichen gesehen, und obwohl sie nicht so gerne tote Dinge aß, fand sie nichts Erschreckendes daran. Aber als sie jetzt an diesen Leichen vorbeigingen, fühlte sie sich schrecklich. Selbst beim Anblick von Bilbos Leiche, der in dem großen Bett getötet worden war, fühlte sie sich gar nicht gut.
    Die Erste Ehrenwerte Rätin hatte ihr gesagt, dass das vielleicht passieren würde. Nun ja, nicht genau, wie der Dreizehnte Ehrenwerte Rat getötet werden würde, aber dass die Möglichkeit bestünde. Deshalb war Gan vorgewarnt gewesen. Außerdem hatte sie Bilbo nicht gemocht – doch als sie seine durchschnittene Kehle sah, schnürte sich ihr die eigene zu, und sie fühlte sich unglücklich.
    Müsste sie sich nicht eigentlich erleichtert fühlen? Sie hatte überlebt. Sie war nicht verletzt. Cynna Weaver hatte nicht traurig sein wollen, weil Gan getötet wurde, und hatte sich ergeben, so wie der große Ahk es verlangt hatte. Also war doch alles in bester Ordnung.
    Nichts war in Ordnung.
    Sie gingen die Treppe hinunter, sie und Cynna Weaver und Steve Timms, inmitten einer Gruppe von Ahk. Einer der Ahk trug Daniel Weaver, der nicht tot war. Er hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen und war bewusstlos.
    Dort am Fuß der Treppe lag der Wächter, der auf dem Schiff manchmal Poker mit Gan und Steve Timms gespielt hatte. Er hatte oft gelacht, selbst wenn er verloren hatte. Er war noch nicht tot, aber mit der großen Wunde in seinem Bauch würde er es bestimmt bald sein. Ein Dämon konnte solch eine Verletzung heilen. Aber jemand mit einer Seele wohl nicht, dachte sie.
    Er machte ein schreckliches Stöhngeräusch. Wahrscheinlich hatte er große Schmerzen. Vielleicht hatte er auch Angst vor dem Tod. Cynna Weaver fragte gerade den großen Ahk, ob ihre Leute sich um ihre Verletzten kümmern könnten. Er war wütend. Er dachte, sie habe ihn getäuscht, weil Cullen Seabourne sich irgendwohin translokalisiert hatte. Cynna Weaver antwortete ihm darauf, sie habe nicht gewusst, dass er das tun würde. Sie sagte, dass noch nicht einmal Cullen Seabourne gewusst hätte, dass er das tun würde. Eine Sidhe habe ihn getäuscht. Aber der Anführer der Ahk glaubte ihr nicht.
    Gan blieb auf der Treppe stehen. Das schlimme Gefühl wurde stärker und stärker, bis sie dachte, sie würde ersticken. „Ich will ihm helfen! Ich will ihm helfen, aber ich weiß nicht, wie!“ Warum hatte sie nie gelernt, wie man so etwas machte? Sie war so dumm!
    Der Ahk in ihrem Rücken schubste sie, aber sie machte sich schwer und rührte sich nicht vom Fleck. Es war immer noch genug Dämon in ihr, um dichter zu sein, als sie aussah. „Das ist falsch“, sagte sie. „Es ist ganz falsch.“
    „Gan“, sagte Cynna Weaver mit müder, trauriger Stimme. „Je früher wir gehen, desto schneller können die Verwundeten versorgt werden. Das ist das Einzige, was wir tun können, um ihnen zu helfen.“
    In dem großen Gemeinschaftsraum lagen noch mehr Körper. Einige waren tot, andere nicht. Zwei der Ahk fesselten die verletzte Wache mit einem Seil. Nur zwei der Toten kannte Gan – hatte sie gekannt. Eine der beiden war Tash. Als sie sie so blutig und reglos daliegen sah, wurde das schlimme Gefühl wieder stärker, bis Gan dachte, es würde sie verschlingen, sie von innen auffressen.
    Überall war Blut. Der Wirt stand an einer Wand und rang die Hände. „Ich konnte nichts tun“, sagte er zu Cynna Weaver. „Sie sind doch meine Nachbarn. Ich konnte nichts tun.“
    Cynna Weaver sah ihn an, wie ein Dämon vielleicht eine Klaue oder einer von den großen Kämpfern einen Kobold oder ein Ungeziefer ansehen würde. Als wenn sie ihn zertreten könnte, wenn er es der Mühe wert gewesen wäre. „Ihr habt Euren Nachbarn gesagt, dass wir hier sind, nicht wahr? Nennt Ihr das etwa nichts tun?“
    „Das ist nicht der Verräter“, sagte der Anführer der Ahk. „Wen von Ekiba hat uns gesagt, wo wir Euch finden können. Er hat uns noch sehr viel mehr gesagt.“
    Ihre Augen weiteten sich. Sie und Steve Timms tauschten unauffällig Blicke miteinander. Dann gingen sie weiter. Vielleicht wollten sie von dem Ort weg, wo die vielen Körper waren und das viele Blut.
    Gan fühlte sich so merkwürdig. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte sie Blut gern gemocht. Menschenblut zumindest. Dämonen wurden sehr albern und glücklich, wenn sie Menschenblut tranken, und sie erinnerte sich noch daran, wie prächtig sie sich dabei gefühlt

Weitere Kostenlose Bücher