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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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die Sprache aus derselben Quelle empfangen, aus der sie wusste, was Theilo bedeutete: von Nathan. Er hatte ihr die Sprache eines Abends, kurz nachdem sie angekommen waren, gegeben.
    Sie war mit Nähen fertig, verknotete den Faden und griff nach dem Wasserstoffperoxid. Die Frau zuckte zusammen, als die Flüssigkeit über ihre Wunde sprudelte, aber sie hielt still, wie schon die ganze Zeit. Kai wusste solche Patienten zu schätzen. Die Wunde in ihrer Schulter war nicht tief, dort würde sie keine Stiche machen müssen, aber die an ihrem Oberschenkel ging bis auf den Knochen. Trotzdem hatte sie sich nicht einmal bewegt, während Kai sie nähte.
    Sie war ein hübsches Ding, ein wenig katzenähnlich, mit einer Kieferform, die aussah wie ein Mäulchen, und mit spitzen Ohren. Und sie hatte Fell – weich, kurz und leicht gestreift wie eine orange getigerte Katze. Kai hatte es um die Wunden herum abrasieren müssen, aber es würde nachwachsen.
    Sorgfältig legte Kai Nadel und Faden zurück in ihr Nähset. Nathan hatte gut vorausgeplant, aber für die Folgen des Massakers, das sie erwartete, als sie in der Herberge in Shuva eintrafen, brauchte sie so viel mehr als ihren kleinen Erste-Hilfe-Kasten. Zwar hatten die Dorfbewohner bereits versucht, den Verwundeten zu helfen, aber der einzige medizinisch Versierte war ein Kräuterkundiger, der nebenbei als Zahnarzt arbeitete, weil er eine Zange besaß. Eine sehr gefährlich aussehende Zange.
    Sie brauchten mehr als eine Physiotherapeutin – oder eine ehemalige Physiotherapeutin. Was für einen Beruf übte Kai jetzt aus? Reisende? „Heilt Eure Spezies gut? Seid ihr anfällig für Infektionen?“
    Die Frau zuckte die Achseln. „Ich werde schon heilen. Ihr habt eine schöne Katze. Sehr gut erzogen.“
    Dell hatte ihre ganzen zwei Meter fünfzig ausgestreckt, so nah am Herd wie möglich, ohne den beiden Patienten, die ebenfalls dort lagen, Platz wegzunehmen. Ihr scheckiges Fell war winterdick, deshalb brauchte sie eigentlich die Wärme des Feuers nicht, aber wie die meisten Katzen fand sie sie angenehm. „Sie ist wunderschön, nicht wahr? Aber sie ist nicht meine Katze. Sie ist mein Familiar.“
    Die Augen der Frau weiteten sich. „Ihr seid eine Hexe?“
    „Nein. Muss man hier eine Hexe sein, um einen Familiar an sich binden zu können?“
    „Hm … ja. Das habe ich wenigstens immer gedacht. Woher kommt Ihr? Ihr seid ein Mensch, aber er nicht.“ Sie wies mit dem Kinn auf Nathan, der bei der stöhnenden Wache saß. „Sieht aus wie ein Mensch, aber er riecht … Ich habe noch nie so etwas wie ihn gerochen.“
    Kai lächelte und erhob sich. Sie spürte einen stechenden Schmerz im Rücken und drehte und streckte sich.
    „Ihr werdet es mir nicht sagen, oder?“
    „Nein.“ Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. Die meisten Dorfbewohner waren gegangen, als sie angekommen waren. Sie hatten die Toten mitgenommen, um sie bis zum Begräbnis ins Eishaus zu bringen, aber der, den sie den Sheriff nannten, war geblieben. Er war der große, bärtige Mann, der bei einem Krug Bier an einem der zwei noch unbeschädigten Tische saß und sie im Auge behielt. Er hatte ihre Fragen ehrlich, wenn auch knapp beantwortet. Der Mann, der bei ihm saß, war der Wirt, der nicht ehrlich geantwortet hatte – bis er gemerkt hatte, dass Kai wusste, wann er log. Seitdem hatte er mehr Angst vor ihr als vor Nathan.
    Der dumme Mann. Sie sah Nathan durch den Raum hinweg an.
    Er saß auf dem Boden zwischen Dell und der Wache mit der Bauchwunde, die sie nahe an das warme Feuer gelegt hatten. Er hatte für den Mann getan, was er konnte – und das war viel. Die Wunde hatte sich sauber geschlossen, und wenn er die Hände auf den Kopf des Mannes legte, hörte dieser auf zu stöhnen.
    Kai erschrak. Aber die Farben des Mannes waren noch da, wenngleich matter durch den Schmerz. Sie ging zu ihnen.
    Nathan kam ihr entgegen. „Ich glaube nicht, dass er es schaffen wird“, sagte er leise. „Ich habe die Wunde, so gut ich konnte, versorgt, aber er hat sehr viel Blut verloren. Wahrscheinlich wird sie sich entzünden. Ich habe ihn zurück in den Schlaf versetzt. Doch das wird nicht andauern. Sein Schmerz wird ihn in ein paar Stunden wecken, aber bis dahin wird er tief schlafen.“
    Kai nickte und strich sich das Haar aus der Stirn – dann erinnerte sie sich an das Blut an ihren Händen. Sie verzog das Gesicht. „Wenn wir nur nicht in dem letzten Dorf aufgehalten worden wären! Wir haben sie nur um Stunden verpasst

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