Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
aber ohne Schutzschild will er nichts weiter sagen. Er meint keinen Bann. Cynna hat ihn danach gefragt. Er behauptet, einen Schutzschildzauber zu kennen, kann ihn aber nicht anwenden. Seine Magie ist nicht die richtige. Deswegen bist du hier.“
Ihm wurde schwindelig vor Erregung. „Echte Schilde“, sagte er vorsichtig. „Der Gnom redet von einem Zauber, der einen Schild über einem bestimmten Raum errichtet, nicht nur über einer Person?“
„Einen, der anscheinend Weitsehen und Weithören abwehrt, unter anderem. Er war schockiert, als er hörte, dass wir nicht wussten, wie man so etwas herstellt.“
Großes Entzücken breitete sich auf Cullens Gesicht aus. „Wie groß ist der Raum?“
„Frag ihn selbst.“
Oh, das würde er tun. Er würde dem Gnom aus einer anderen Welt – einer anderen Welt! – sehr viele Fragen stellen. Cullen konnte nicht aufhören zu grinsen. „Ich vergebe dir.“
„Das dachte ich mir“, sagte sie trocken.
Die Tür am Ende des kurzen Flurs führte in einen kleinen, dunklen, überfüllten Raum. Drei der vier Männer in diesem Raum starrten gespannt auf Bildschirme an der gegenüberliegenden Wand. Der Vierte saß an einer Tastatur und tat vermutlich irgendetwas Technisches, was mit dem, das auf den Bildschirmen zu sehen war, zu tun hatte. Er trug Kopfhörer.
Drei der Männer kannte er nicht. Den Vierten, einen bulligen Kerl, dessen Gesicht von wilden weißen Löckchen umrahmt war, die ihm das Aussehen einer aufgeregten Pusteblume verliehen, kannte Cullen. Er mochte Fagin. Der Mann war ein Topwissenschaftler, der sich auf die Geschichte vor der sogenannten Säuberung spezialisiert hatte. Er war ebenfalls der Leiter der Task Force, die sich auf Geheiß der Präsidentin gebildet hatte, als die Wende begonnen hatte.
Doch daran dachte Cullen nicht, als er sah, was die Bildschirme zeigten.
Aus irgendeinem Grund hatten sie den Ton abgestellt. Es gab insgesamt fünf Bildschirme, von denen zwei schwarz waren. Der große Monitor in der Mitte zeigte einen mit der üblichen Fantasielosigkeit staatlicher Institutionen möblierten Raum: Ein beigefarbenes Sofa und ein paar Sessel standen darin. Der Gnom, von dem Lily gesprochen hatte, saß in einem dieser Sessel. Seine Füße baumelten ein gutes Stück über dem Boden. Er sprach mit einer kleinen, kahlen, orangefarbenen Frau. Das musste Gan sein. Sie waren ungefähr gleich groß. Hinter Gan und dem Gnom stand eine grauhäutige … man konnte sie wohl eine Kriegerin nennen, beschloss er. Sie hielt sich wie jemand, der es gewohnt war zu kämpfen.
Der Eindruck wurde von dem großen Schwert auf ihrem Rücken verstärkt.
Sein Blick flog zu einem der anderen Bildschirme, auf dem man die übrigen im Raum Befindlichen sehen konnte. Der kahle Typ machte sich offenbar nicht viel aus Kleidung, aber er trug eine Silberkette mit einer kleinen silbernen Scheibe als Anhänger … mit einer Aufschrift?
Cullen kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn. Die Auflösung war nicht gut genug, um es genau erkennen zu können. Der Mann redete mit einer weiteren Person im Raum, einer groß gewachsenen Frau, die mit dem Rücken zur Kamera stand. Seine Lippen, seine Zunge und sein Gaumen waren dunkelgrau wie bei einem Chow-Chow. Die Frau … Himmel!
Cullen fuhr herum und sah Lily böse an. „Was hast du dir dabei gedacht? Hol Cynna da raus!“
Brooks antwortete besänftigend: „Agent Weaver ist auf meine Anweisung hin dort. Man hat uns versichert, dass unsere Besucher es als schwere Beleidigung auffassen würden, wenn niemand von den Gastgebern bei ihnen wäre. Offenbar ist das so Sitte unter Gnomen.“
„Unter Gnomen ist es Sitte , Geiseln zu nehmen. Das ist sie nämlich, eine Geisel. Keine Gastgeberin.“
„Ist das Ihr angeblicher Experte, Ruben?“, sagte ein geschniegelter Mann in einem teuren Anzug gedehnt. „Anscheinend ist er schlecht informiert. Jeder weiß, dass Gnome harmlos sind.“
„Jeder weiß eine Menge Dummheiten“, fuhr Cullen ihn an. „Wer zum Teufel sind Sie?“
„Adam McClosky, stellvertretender Unterstaatssekretär für Wirtschaft.“
„Wenn wir so weit sind, wirtschaftliche Beziehungen aufzunehmen, dann dürfen Sie sich wieder zu Wort melden. Aber bis dahin halten Sie das …“
„Cullen“, sagte Lily.
Er holte Luft und versuchte, sich zu beruhigen.
„Mr. Seabourne ist ein Fachmann mit Expertenkenntnissen. Er hat uns schon früher beraten. Ich habe großes Vertrauen in seine Fähigkeiten und sein
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