Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
er? Er musste zu viel Hitze aufgebaut haben. Er musste noch einen verbrennen, die Hitze loswerden. Sein Diamant war noch nicht verbraucht, er konnte es schaffen. Er musste . Er durfte nicht zulassen, dass sie Cynna zu nahe kamen … aber wo war das Ziel?
Dort. Er entdeckte einen, der wegrannte. Als sich sein Arm automatisch ausstrecken wollte, um dem Feuer das Ziel zu zeigen, schwankte er und verlor die Konzentration. Verdammt! Er musste … was war es doch gleich? Etwas Großes sprang aus dem Wald nach seiner Beute. Es sah aus wie … er blinzelte, versuchte, klar zu sehen.
„He.“ Cynnas Arm legte sich um ihn. „Du kannst jetzt aufhören. Die meisten sind tot, außer ein paar, und die hatten es plötzlich sehr eilig. Ganz in unserem Sinne.“
„Ihr und der Schütze habt mir ja die ganze Arbeit abgenommen“, kam Tashs Stimme von hinten. Sie klang ein wenig enttäuscht. „Wen hat das Gruppenbewusstsein ausgeschaltet, als sie nicht mehr so zahlreich waren.“
Cullen blinzelte wieder und konzentrierte sich auf Cynnas Gesicht. Er konnte kein Blut entdecken. „Du bist nicht verletzt. Gut.“ Er nickte, runzelte die Stirn und fügte hinzu: „Lass mich jetzt lieber los.“ Dann fiel er in Ohnmacht.
12
Kai lehnte an der rauen Rinde einer Eiche, die größer war als ihr Wohnhaus zu Hause, und atmete durch den Mund. Das magische Licht hinter ihrem Kopf, das zu ihr gehörte, hüpfte aufgeregt auf und ab. Ihr tat der Magen weh, sie hatte einen Geschmack im Mund, als wenn etwas darin vor mehreren Tagen gestorben wäre, und ihr Hals brannte. Und der Geruch erst …
Nathan hielt eine Wasserflasche in der einen, ihren kleinen Spaten in der anderen Hand. Seine Farben waren ruhig, wie gewöhnlich ein See aus Indigo und Dunkelrot mit silbernen Gedanken, die durch sie hindurchschwammen. Der Geruch machte ihm nichts aus. Genauso wenig wie die brennenden Körper. Dass sie sich übergeben hatte, schon, aber nur, weil es ihm zeigte, wie elend sie sich fühlte.
Er reichte ihr die Flasche und kniete sich auf den blätterbedeckten Lehmboden, um mit dem Spaten neben ihrem Erbrochenen ein Loch zu graben.
Kai spülte sich den Mund aus und spie die ersten beiden Schlucke wieder aus, dann trank sie vorsichtig. Die Scham schmeckte zwar beinahe genauso sauer wie das, was sie gerade erbrochen hatte, war aber leider nicht so schnell loszuwerden. Sie holte tief Luft. „Es tut mir leid. Ich müsste das hier eigentlich selbst wegmachen.“
Nathan sah über seine Schulter zurück. „Warum entschuldigst du dich?“
„Ich wette, du hast dir nicht die Seele aus dem Leib gekotzt, als du das erste Mal getötet hast.“
„Nein, aber Menschen sind oft zartbesaitet. Was merkwürdig ist, wenn man bedenkt, wie gewalttätig ihr von Natur aus seid.“ Er bedeckte den Inhalt ihres Magens mit Erde und stand auf. „Du hast nicht getötet, Kai.“
„Sie sind meinetwegen getötet worden. Weil ich ihren Willen manipuliert und sie dorthin geschickt habe – wo sie beinahe diese Leute umgebracht hätten. Wenn sie nicht dieses magische Feuer gehabt hätten …“
„Aber das hatten sie, obwohl ich nicht weiß, ob er tatsächlich ein Magier ist. Bist du plötzlich allwissend geworden, als ich nicht hingesehen habe?“
„Schon gut, schon gut. Ich konnte nicht wissen, dass diese Menschen in der Nähe des Waldes sein würden. Aber wenn ich nicht die Dondredii dazu gebracht hätte, wären sie nicht verbrannt worden.“ Sie lernte gerade, ihre Gabe zu benutzen. Deswegen hatte sie es getan.
„Wären sie nicht hier gewesen und getötet worden, hätten sie woanders selbst getötet. So sind sie. Sie sind Raubtiere. Nicht sehr geschickte Raubtiere“, fügte Nathan hinzu. Er trug ihre Sättel und Satteltaschen an den Rand der kleinen Lichtung und steckte den Spaten in eine Tasche zurück. „Einzeln sind sie schwach und ohne eigenes Bewusstsein. Nur in der Gruppe entwickeln sie etwas, das diesem sehr nahe kommt, aber …“
„Aber das ist krank. Ja, das habe ich bemerkt. Und ich war ihrer geistigen Gesundheit nicht gerade förderlich.“
„Du musst noch viel lernen. Deswegen hast du ja auch mit ihnen geübt statt mit Wesen, die mit einem wirklichen Bewusstsein ausgestattet sind. Kai, geht es dir gut? Kann ich dich für etwa eine halbe Stunde allein lassen?“
Sie nickte, obwohl sie ihn gerne gefragt hätte, was er mit „gut“ meinte. Irgendwie schien es ihr, als sei es ihr schon lange nicht mehr gut gegangen. „Warum?“
„Die Leute, die die
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