Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
schlängelte sich von einer niedrigen Hügelkette herunter in die grasbedeckte Ebene, die sie gerade durchquerten. Vor ihnen schien das Land steil abzufallen. Hier lag kein Schnee, und es war wärmer – Gott sei Dank, denn schließlich trug er keine Schuhe. Die Reiter hatten sich fächerförmig um die Wagen positioniert. Er zählte sechzehn, fünf davon Frauen. Sie sahen alle recht jung aus, aber das musste nichts heißen. Auch er wirkte jung.
Die Frauen waren genauso haarlos wie die Männer – ein ungewöhnlicher Anblick, aber nicht unattraktiv. Sie kleideten sich genau wie die Männer, die alle einen ähnlichen Lendenschurz wie Wen trugen.
Cullen nahm sich einen Moment Zeit, um sich die Landschaft und den Treck in aller Ruhe anzusehen.
Die Reittiere wurden mittels gebissloser Zäumungen gelenkt, sogenannten Hackamore . Die Sättel waren dicke Lederstücke mit hölzernen Bügeln, und die Reitpferde glichen eher Ponys, stämmig und zottig. Keine Hörner. Sie rochen auch wie Pferde.
Sein Magen knurrte. Sein Wolf hätte gegen ein Pferd nichts einzuwenden gehabt. „Ich muss etwas essen.“
„Du bist wach!“ Cynna drehte sich um und strahlte ihn an.
„Wie lange war ich denn bewusstlos?“
„Alles in allem? Elf Stunden, wenn meine Uhr richtig geht. Was nicht unbedingt so sein muss, bei der vielen freien Magie hier.“ Sie bückte sich und wühlte nach irgendetwas, das sich unter ihrem Sitz befinden musste.
„Eher dreizehn Stunden, vermute ich.“
Ihre Stimme war gedämpft. „Wenn du es schon weißt, warum fragst du dann?“
„Weil es immer noch dunkel ist.“
„Äh … ja.“ Cynna richtete sich auf und warf ihm etwas zu. Reflexartig fing er es auf. Der Geruch ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Dörrfleisch vom Hirsch, nicht vom Rind. Er biss ein Stück ab, während sie fortfuhr: „Wir haben das, was sie hier die Dunkle Zeit nennen. Hier gibt es keinen Tag-und-Nacht-Rhythmus wie bei uns.“
Er kaute, nahm noch einen Bissen und bedeutete ihr, sie solle weitersprechen.
„Drei Monate lang ist es Nacht. Mondmonate, meine ich – ihr Mond verhält sich wie unserer und ist die Basis für ihre Zeitzählung. Nach der Dunklen Zeit kommt die Dämmerung, die mehrere Nächte dauert, die allerdings nicht so heißen, denn sie teilen die Zeit anders als nach Sonnenauf- und -untergängen ein, weil sie keine Tage kennen. Und nach der Dämmerung bleibt es drei Monate lang hell.“
Cullen schluckte den letzten Bissen Dörrfleisch hinunter. Er hatte immer noch Hunger. „Und das nennen sie bestimmt die Helle Zeit.“
Sie lächelte kurz. „Gut geraten. Das ist auch der Grund, warum wir jetzt hier sind.“ Sie warf ihm ein zweites Bündel zu. „Iss. Ich erzähle derweil weiter.“
Das Bündel war in einen fettigen Stoff eingewickelt. Seine Nase sagte ihm, dass es Brot war, und so war es auch – dunkel und kräftig, mit Frucht- und Nussstückchen. Nicht sehr frisch, aber er war nicht in der Stimmung, wählerisch zu sein. Er brach ein Stück ab. „Fang mit den Verletzten an. Marilyn Wright ist in schlechter Verfassung.“
„Ja.“ Sie presste die Lippen aufeinander. „Eine Kopfverletzung. Sie können nicht viel für sie tun, bevor wir nicht in der Stadt sind. Kryl – das ist die Heilerin der Ekiba – hat die Blutung zum Stillstand gebracht und die Schwellung im Gehirn ein wenig gemildert, aber sie hat es nicht gewagt, sie aufzuwecken.“
„Ekiba?“, fragte Cullen mit vollem Mund.
„Wens Leute. Sie ziehen umher, obwohl sie auch ein paar feste Stätten haben. Glücklicherweise sind wir nicht weit weg von einer dieser Stätten gelandet. Sie brauchten nur zwei Stunden, um bei uns zu sein.“
Er schluckte. „Wie hat Wen sie gerufen?“
„Ekiba können sich untereinander in der Gedankensprache verständigen. Wie weit ihre Reichweite ist, habe ich nicht begriffen – entweder will Wen nicht, dass ich es weiß, oder er kann ihre Einheiten nicht in unsere übertragen. Aber es sind sicher mehrere Kilometer. Im Wesentlichen funktioniert es wie ein Telegrafensystem.“
„Und wenn ich es richtig sehe, hat ihre Heilerin auch Brooks’ Handgelenk behandelt. Was ist mit seinem Bein?“ Mit Bedauern schluckte Cullen den letzten Bissen Brot hinunter. Er war immer noch hungrig.
„Sein Bein musste nicht geschient werden – es war nur ein Haarriss – aber sein Handgelenk war übel zugerichtet. Sie gab ihm einen Betäubungstrank, weil sie ihn aufschneiden musste.“
„He!“, rief Steve aus dem
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