Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
gedankenvoll an und suchte nach ihrer pinkfarbenen Gedankenblase in seinen Farben. Sie war geplatzt, so wie vorgesehen, und verschmolz nun mit den langsamen, einfachen Farben der Tiergedanken.
Kai konzentrierte sich auf die Farben des Pferdes, bis sie wieder im Fugue-Zustand war. Einmal dort angekommen, hatte sie Mühe, sich daran zu erinnern, was sie eigentlich vorgehabt hatte. Oh ja … ihre Farben zurückholen. Obgleich der Anblick ihres Pink in den matten Farben des Pferdes hübsch anzusehen war … Nein, sagte sie sich mit aller Entschlossenheit. Das einzelne Wort reichte beinahe, um sie aus der Fugue herauszuholen.
Vorsichtig, sanft, wollte sie die Farbe, die ihr gehörte, zurück. Wie Wünsche in einem Traum wickelten sich die pinkfarbenen Fäden von den Farben des Wallachs und lösten sich auf.
Sie blinzelte. Schwankte. Obwohl sie plötzlich sehr erschöpft war, verspürte sie große Befriedigung und Freude. Sie hatte es geschafft. Zweimal schon hatte sie die Gedankenblasen, die sie während der Fugue losgeschickt hatte, zurückgeholt. Wenn das möglich war, würde sie keinen bleibenden Schaden anrichten, während sie lernte, ihre Gabe zu benutzen.
Und da ihr Leben davon abhing, würde Kai die Erschöpfung schon ertragen.
13
Cullen lag auf etwas Hartem. Die Luft roch seltsam … Menschen, ja, ganz in der Nähe waren Menschen. Einer lag neben ihm, und er spürte ihn schwer und warm an seiner linken Seite. Cynna war es nicht, obwohl ihr Duft in der Luft lag. Und Blut. Nicht frisch und auch nicht viel. Die anderen Gerüche … eigentlich hätte er einige von ihnen kennen müssen. Pferde? Ja, aber auch fremde Gerüche …
Er war sehr hungrig.
Etwas knarrte rhythmisch. Jemand sprach, aber die Worte hatten keine Bedeutung für ihn. Doch das half ihm, sich wieder zu erinnern. Er war in Edge. Sie waren angegriffen worden … er hatte so viele verbrannt. So viele. Noch in all seinen zukünftigen Träumen würde er ihre brennenden Körper riechen, dachte er.
Aber schlimme Träume waren ein Preis, den er bereit war zu bezahlen. Cynna war nichts zugestoßen. Seinem Sohn ging es gut.
So wie ihm auch. Cullen öffnete die Augen.
Der Himmel war immer noch dunkel und sternenbehangen. Automatisch sah er nach der Uhrzeit, aber die passte nicht zu dem, was der Mond ihm sagte. Er fühlte sich orientierungslos, verloren.
Er bewegte sich. Worauf auch immer er lag, es knarrte und rumpelte über unebenen Boden. Er stützte sich auf den Ellbogen. Er befand sich in einem großen, engen Holzkarren oder -wagen mit hohen Wänden und einer Öffnung am Fußende. Eng an ihn geschmiegt lag Ruben, der offenbar schlief. Er war es, der nach Blut roch. Sein geschientes und verbundenes Handgelenk lag auf der groben Decke, unter der er, Cullen, und die Frau lagen – Marilyn Wright, die immer noch bewusstlos war. Sie roch krank.
Er betrachtete sie mit seinem anderen Blick.
Ein grüner Dunst lag über Brooks’ Magie. Auch die Frau bedeckte eine zarte Hülle. Heilmagie. Cullen streckte den Arm aus und überprüfte seine eigene Energie.
Schwach, aber nur seine eigene. Keine fremde Energie. Außerdem war der Arm mit einem Ärmel bedeckt. Er hob die Decke und stellte fest, dass er ein langes Kleid aus grober, ungefärbter Wolle trug, ähnlich einer Soutane oder einem arabischen Thawb , aber enger geschnitten. An den Seiten war es geschlitzt, damit der Träger größere Schritte darin machen konnte. Keine Schuhe. Und auch keine Unterwäsche, aber das Fehlen von Schuhen war das größere Problem.
Langsam setzte er sich auf.
Einige lehmfarbene Menschen auf Pferden ritten neben dem Wagen her, der von … nein, nicht von Pferden gezogen wurde, obwohl die großen Zugtiere mit Leichtigkeit einen Bierwagen hätten ziehen können. Wenn nicht die Hörner und das lockige Fell gewesen wären. Sie rochen nach Pferd. Und nach Büffel.
Fünf Meter vor ihnen wurde ein weiterer Wagen von den Tieren, die nur an Pferde erinnerten, aber keine waren, gezogen. Darauf fuhr Tash zusammen mit einem der Lehmleute. Steve saß hinten auf dem Wagen. McClosky konnte Cullen nirgends entdecken.
Cynna hingegen befand sich auf seinem Wagen. Sie saß vorne auf der Bank neben Wen, der den Wagen lenkte. Er wollte sie anfassen. Er wollte, dass sie hier hinten bei ihm war. Warum war sie nicht bei ihm?
Reiß dich zusammen, Seabourne.
Sie fuhren auf einer Straße, stellte er fest, als er sich umsah. Festgefahrene Erde, nicht gepflastert und mit Spurrillen. Sie
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