Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
zuckte die Achseln. „Eigentlich nicht. Unter den gegebenen Umständen müssen wir davon ausgehen, dass sie uns die Wahrheit gesagt haben, und entsprechend planen. Aber ich habe trotzdem meine Zweifel.“
„Das ist sicher nur vernünftig. Auch ich bin der festen Überzeugung, dass wir das Medaillon finden müssen … obwohl der Plural hier wohl kaum angebracht ist. Nicht wir finden das Medaillon, sondern ganz allein Agent Weaver.“ Cullen und McClosky wandten ihr den Blick zu, aber Ruben ließ ihnen keine Gelegenheit, sie zu fragen, wie sie beabsichtigte, die Welt zu retten. Stattdessen fragte er sie: „Was haben Sie über die hier lebenden Völker in Erfahrung bringen können?“
„Es gibt sehr viele“, sagte Cynna sofort. „Und wie Sie bereits sagten, Menschen haben ein sehr geringes Ansehen. Man hält uns für nützlich, aber schwach, weil wir keine Andersblütigen sind. Außerdem habe ich den Eindruck gewonnen, dass nur wenige Menschen in dieser Welt eine Gabe besitzen. Ich weiß nicht, warum das so ist. Vielleicht täusche ich mich auch. Aber eine gute Finderin haben sie schon mal nicht.“
Cullen sah sie missbilligend an. „Hör auf, so bescheiden zu sein. Deine Gabe ist nicht nur selten, sondern ein wahres Talent. Ich kenne keinen zweiten Finder mit deiner Stärke und deiner Ausbildung, und hier gibt es nicht so viele Menschen. Es überrascht mich nicht, dass sie keinen Finder von deinem Kaliber haben. Ich frage mich allerdings, warum sie keinen Zauber kennen, der das Medaillon lokalisieren kann.“
„Haben Sie ihnen diese Frage gestellt?“, fragte Ruben.
Cullen schnaubte. „Bilbo wird knallrot im Gesicht, wenn ich das Medaillon auch nur erwähne. Tash behauptet, sie kenne sich nur wenig mit Gnomenzauber aus. Laut Wen haben die Ekiba nur sehr einfache Zauber – ihre Fähigkeiten liegen woanders.“
„Was ist mit den Ahk?“, fragte Cynna.
„Den was?“, sagte McClosky.
„Ahk. Groß, mit Stoßzähnen und zwei Beinen, mögen niemanden, der kein Ahk ist. Krieger mit einer in sich geschlossenen Kultur und eine Gruppe der Mächtigen hier. Sie leben in den Bergen im Süden. Tashs Vater war ein Ahk.“
Cullen schüttelte den Kopf. „Anscheinend habe ich nicht die richtigen Fragen gestellt. Von den Ahk hat mir niemand etwas erzählt.“
„Was ist mit den Brownies?“, fragte McClosky. „Ich habe ein paar von ihnen auf der Straße gesehen. Sie sollen doch gut im Aufspüren von Dingen sein.“
Er überraschte sie. Die meisten Leute wussten über Brownies nur, dass sie niedlich waren. „Das stimmt, aber außerhalb ihres Territoriums ist ihre magische Energie nur schwach, und ihre Reichweite ist sehr gering. Deswegen haben sie auch nur wenig Einfluss, obwohl es so viele von ihnen gibt. Sie bewohnen ein eigenes Gebiet, versuchen aber nicht, es auszuweiten, oder sind aggressiv. Und sie verfügen nur über ihre angeborene Magie.“
„Und das heißt?“
Cullen antwortete an ihrer Stelle. „Brownies führen keine Zauberrituale durch, und Rituale sind für Edge, was für uns Technologie ist. Macht, Reichtum, Prestige – das alles bekommt man hier nur durch Magie. Angeborene Magie verschafft einem zwar ein gewisses Ansehen, aber wenn man sie nicht formen kann oder will, kann man auch nicht mit den großen Jungs spielen.“
Ruben ergriff das Wort. „Und die großen Jungs sind die Gnome, die Ekiba und die Ahk?“
„Ja, darüber sind sich zumindest alle einig. Und die Elfen natürlich.“ Cynna warf Cullen einen Blick von der Seite zu. „Elfen sind hier zahlreich, und meistens verlassen sie ihre Güter nicht, aber sie haben Einfluss. Manchmal nutzen sie ihn, manchmal nicht.“
„Also haben wir es außerhalb der Stadt mit vielen unterschiedlichen mächtigen Gruppen zu tun“, sagte Ruben. „Keine gemeinsamen Gesetze, keine zentrale Autorität, und trotzdem treiben sie Handel miteinander, reisen und gehen ganz frei miteinander um. Gibt es eine kulturell begründete oder angeborene Aversion gegen Gewalt, oder was hält sie davon ab, gegeneinander Krieg zu führen?“
„Die Elfen“, sagte Cullen. „Obwohl wir uns daran gewöhnen sollten, sie Sidhe zu nennen. Sie mögen es nicht, wenn man sie Elfen nennt.“
McClosky legte die Stirn in Falten. „Schie? Komischer Name.“
Cullen sah ihn verächtlich an, buchstabierte aber das Wort für ihn. „Das ist keltisch und wird ‚Schie‘ ausgesprochen. Ich weiß nicht, mit welcher Gruppierung der Sidhe wir es hier zu tun haben, auf jeden Fall
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