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Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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nimmermüden Hände griff. Ihre Fingerspitzen strichen über seine Knöchel. »Mr Meacham –«
    »Nicht meine Hände!«, schrie er. Und dann sprang er auf.
    Der Tisch wurde in die Höhe gewirbelt, als Meachams zusammengebundene Hände ihn von unten hochstießen. Er brüllte so laut, dass sein Gesicht hochrot anlief und die Sehnen an seinem Hals vortraten. Lily ließ sich von ihrem Stuhl fallen, war aber nicht schnell genug. Der Tisch schlug gegen ihre Hüfte. Kessenblaum schrie auf – ein hohes, kurzes Jaulen zu Meachams brüllendem Bass.
    Lily rappelte sich auf. Beide Wachen hatten sich auf Meacham gestürzt, der sich jetzt nach vorne beugte und den hispanischen Wachmann über die Schulter auf den umgekippten Tisch schleuderte. Der Tisch stand Lily im Weg, sodass sie um ihn herumlaufen musste und deshalb nicht den Schlag sah, der den zweiten Wachmann in die Knie gehen ließ, beide Hände in den Schoß gepresst.
    Deacon schoss an ihr vorbei – an seiner gebückten Haltung erkannte sie, dass er dasselbe vorhatte wie sie.
    Der Sheriff traf seinen Gefangenen an den Knien und brachte ihn zu Fall. Lily landete auf dem Brustkorb des Mannes, gerade als dieser auf den Boden aufschlug. Sie legte den Unterarm über seine Kehle, bereit, ihm, wenn nötig, die Luft abzudrücken.
    So plötzlich, wie er begonnen hatte, war der Aufruhr auch schon wieder vorbei.
    In der Stille hörte Lily Kessenblaum keuchen und stöhnen und dann und wann leise »Oh mein Gott« flüstern. Der Wachmann, der in die Weichteile getreten worden war, fluchte vernehmbar, aber atemlos.
    Deacon setzte sich auf Meachams Oberschenkel, während er die Handgelenke des Mannes fest gepackt hielt. Er sprach erstaunlich ruhig. »Braucht jemand einen Arzt?« Als niemand antwortete, sagte er: »In diesem Fall, Corporal Sanchez, würden Sie bitte Ihren Hintern hierherbewegen und den Gefangenen festsetzen.«
    »Ja. Sir.« Sanchez hatte sich gerade von den Tischbeinen befreit, als die Tür aufschwang und zwei weitere Wachmänner mit gezogenen Waffen hereinstürmten. »Die könnt ihr wieder wegstecken, Jungs«, sagte Deacon, ohne sie eines Blickes zu würdigen. »Matheson, halten Sie sich bereit. Hemmings, Sie und Sanchez kümmern sich um den Gefangenen und bringen ihn zurück in seine Zelle.«
    Sanchez kam zu ihnen herübergehumpelt. »Miss – äh, ich meine, Agent Yu. Ich übernehme ihn jetzt.«
    »Noch eine Minute.« Sie wusste, wie unangenehm der Vorfall dem Mann war. Schlimm genug, dass ein Mitglied der Einheit seinen Gefangenen überwältigt hatte, den er nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Aber dass dieser auch noch eine Frau war, knapp eins sechzig groß und zierlich …
    Tja, Pech. Sie sah hinunter in das verzerrte Gesicht des Mannes, der noch vor einer Minute versucht hatte, das Zimmer auseinanderzunehmen. Meachams Wangen waren nass. Tränen strömten ihm aus den blutunterlaufenen Augen. »Sind Sie verletzt, Mr Meacham?«
    Er sah hoch zu ihr und blinzelte wie wild. »Ich habe keine Hände«, flüsterte er. »Nicht meine. Das sind nicht meine.«
    Sie verlagerte ihr Gewicht, um eine Hand an seine nasse, stoppelige Wange zu legen und ihm immer noch, falls nötig, die Luft abdrücken zu können. Sie musste es wissen … Oh, ja. Eine Berührung bestätigte den flüchtigen Eindruck, den sie in dem kurzen Moment, bevor er verrückt gespielt hatte, gewonnen hatte.
    Todesmagie, sehr schwach, aber unverkennbar in ihrer bodenlosen Fäulnis … und nichts sonst. Roy Don Meacham hatte keinen Hauch von persönlicher Magie. Nichts, mit dem er Todesmagie hätte beschwören können, die immer noch an ihm haftete.
    »Das ist richtig, Mr Meacham«, bestätigte sie, heiser und leise. »Nicht Ihre Hände. Es waren nicht Ihre Hände, die getötet haben.«

 
    9
    Toby erwachte ganz plötzlich. Den Blick zur Zimmerdecke gerichtet, blinzelte er in das sanfte Tageslicht und fragte sich, warum er so ein aufgeregtes Flattern im Bauch spürte. Dann fiel es ihm wieder ein.
    Dad war hier. Hier im Haus. Er war gestern Abend geblieben, was er sonst nie tat, weil er nicht wollte, dass Reporter kamen und herumschnüffelten. Und wenn Dad in einer Woche abreiste, würde Toby mit ihm fahren.
    Auf einmal stieg die Aufregung so heftig in ihm auf, dass ihm fast übel wurde. Schnell kletterte Toby aus dem Bett und lief in den Flur. Er warf einen Blick in das Schlafzimmer, wo Lily und Dad eigentlich sein sollten, aber das Bett war leer. Es war nicht gemacht, und der Koffer stand einfach auf dem

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