Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
Boden, was ihn überraschte, denn Lily war genauso ordentlich wie Grammy. Sie machte sogar den Verschluss der Zahnpastatube sauber. Das wusste er, weil er sie einmal dabei beobachtet hatte, als er Dad und sie in Washington besucht hatte. Er hatte sie gefragt, warum sie das tat.
»Damit die Kappe wieder gut schließt«, hatte sie gesagt. »Es ist erstaunlich, wie unwichtig das vielen Leuten ist.«
Toby kräuselte die Nase. »Aber du findest es wichtig?«
»Ich bin pingelig, was so etwas angeht.«
Lily war eigentlich ganz in Ordnung, obwohl sie die ganze Zeit mit Dad zusammen war, was für Toby eine große Veränderung bedeutete. Dads andere Frauen waren wie Tobys Mutter gewesen – Frauen, die Dad mochte, mit denen er aber nicht zusammenleben wollte. Aber das Band der Gefährten hatte das geändert.
Toby hatte Lily gesagt, sie solle Grammy nichts von den Vorzügen eines sauberen Zahnpastatubendeckels sagen, damit es nicht auch noch auf die Liste der Dinge kam, die wohl erzogene Jungen taten. Aber als er jetzt an Grammy und Listen dachte, fiel ihm das ungemachte Bett wieder ein, und er rannte zurück in sein Zimmer und zerrte schnell die Decke über sein Kissen.
Eine von Grammys Regeln lautete, dass man das Bett machte, sobald man aufgestanden war. Es war eine blöde Regel, aber er wollte, dass sie sah, dass sie ihn gut erzogen hatte, weil sie immer sagte, dass ihr das am Herzen lag. Sie sollte sich keine Sorgen machen, dass er sich schlecht benahm, wenn er nicht mehr hier war.
Bei dem Gedanken an Grammy tat sein Bauch auf andere Weise weh. Er überlegte sich kurz, ob er sich lieber anziehen sollte, bevor er nach unten ging. Eigentlich war das eine Regel für die Schulzeit, und jetzt war Sommer. Möglicherweise würde sie gar nicht bemerken, dass er es nur für sie getan hatte, und außerdem hasste er es, sich anzuziehen, bevor er gefrühstückt hatte.
Auf dem Clangut durfte er nackt herumlaufen, wenn er wollte. Wenigstens manchmal.
Er lächelte, ging zu seinem Bett und schlug dann die Tagesdecke zurück, damit er das Kissen so zurechtlegen konnte, wie Grammy es mochte. Dann zog er die Decke ordentlich darüber. Wenn sie jetzt sein Bett sah, würde sie wissen, was er ihr damit sagen wollte.
Im Eiltempo sprang er die Treppe hinunter.
Dad und Grammy waren in der Küche. Es roch nach Kaffee und Speck und Eiern. Dad saß am Tisch, aber Grammy stand am Herd. Sie behauptete, ihrem Bein gehe es besser, und außerdem würden die Muskeln nicht stärker werden, wenn sie sie die ganze Zeit schonte. Aber er wusste, dass es manchmal noch wehtat. Er hatte Dad gewarnt, kein Getue um sie zu machen. Sie hatte es nämlich nicht gern, wenn man sich ihretwegen Umstände machte. Sie war die Einzige, die sich Umstände machen durfte, und dann um andere.
Sie machten ernste Gesichter und hörten auf zu sprechen, als er hereinkam. Grammy setzte ein Lächeln auf. »Guten Morgen, mein Sonnenschein. Möchtest du Eier?«
»Klar.« Er sah zwischen ihnen hin und her. »Was ist los?«
»Gar nichts.« Grammy ging zum Kühlschrank, um die Eier zu holen, und wandte ihm den Rücken zu. »Wir haben dir etwas von dem Speck übrig gelassen. Er steht dort drüben auf dem Tisch.«
Er hasste es, wenn sie sagte, dass nichts los war, wenn es doch offensichtlich nicht stimmte. »Dad?«
»Als ich gestern Nacht laufen gegangen bin, habe ich die Leichen von –«
»Rule.« Grammy drehte sich um, den Eierkarton in der Hand, das Gesicht angespannt, wie immer, wenn sie versuchte, nicht wütend zu werden. »Ich habe Ihnen gesagt, ich will nicht, dass er sich aufregt.«
Dad nickte. Er ging immer ruhig und respektvoll mit Grammy um, und Grammy war immer höflich zu ihm, aber Toby war sich nicht sicher, ob sie sich wirklich mochten. »Ja, und ich verstehe Sie. Trotzdem bin ich, wie ich schon sagte, nicht Ihrer Meinung. Toby weiß bereits von den Todesfällen.«
»Diese Kinder?« Tobys Füße waren genauso flink wie sein Mundwerk, und im Nu war er bei seinem Vater. »Du hast die Leichen von diesen Kindern gefunden, die zusammen mit ihrer Mutter umgebracht worden sind?«
Rule legte die Hände auf Tobys Schultern. »Ja. Ich habe es Lily gesagt, und sie untersucht den Fall, weil anscheinend Magie mit im Spiel war. So kurz vor der Anhörung bedeutet das für uns einige Komplikationen.«
»Warum? Ich habe sie doch gar nicht gekannt.« Sofort hatte Toby ein schlechtes Gewissen. »Ich meine, es ist furchtbar, dass sie tot sind und so, aber was hat das mit der
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