Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
Hüllen, aber zuerst fand es nur die kleinen, von denen einige es sicher reinlassen würden, aber das reichte ihm nicht. Daran erinnerte es sich. Es brauchte mehr.
Komm , sagte die Stimme. Komm, komm, komm .
Nein! Verzweifelt suchte es weiter. Es musste Wärme finden, die richtige Art von Wärme, oder es würde zurück zu der Stimme müssen. Ganz in der Nähe war Wärme, viel Wärme in den Häusern, an denen es vorbeikam, aber das würde ihm nichts nutzen. Es brauchte …
Ah, dort! Eine Tür, eine Tür, die in die Wärme führte! Keine echte Tür – es hatte keinen Begriff mehr von Dinglichkeit, deswegen sah es den Unterschied nicht –, aber dennoch eine Tür. Ein Weg hinein.
Mauern waren für es nur Hindernisse, wenn es sie als etwas Körperliches erkannte. Jetzt glitt es durch eine hindurch, ohne es überhaupt zu bemerken, ganz konzentriert auf die ersehnte warme Hülle. Langsam näherte es sich, fand die »Tür« und schlüpfte hindurch. In die Wärme.
Der Schock der Hitze, des Selbst , war unbeschreiblich. Es gab sich ganz den herrlichen Empfindungen hin – Arme, Beine, Haut! Es hatte Haut! – und genoss für eine Weile die Erfahrung des Körperlichen, ohne zu bemerken, dass es noch etwas anderes gewonnen hatte.
Erinnerung, wenn auch nicht seine eigene. Und Worte.
Gewehr, dachte es überrascht, und jetzt fiel ihm auch wieder ein, was ein Gewehr war. Und als es nun, wohlig gewärmt, seine Entdeckung begutachtete, waren da noch mehr Worte: Gewehr, ja. Wir holen das Gewehr und töten und töten .
8
Um acht Uhr zweiundzwanzig betrat Lily erneut Sheriff Deacons Büro.
»Agent Yu.« Er erhob sich nicht. Seine Miene verriet nichts, aber er war nicht erfreut, sie zu sehen. Er nickte der anderen Person im Raum zu, die ebenfalls aufgestanden war, als Lily hereingekommen war. »Das ist Meachams Anwältin, Crystal Kessenblaum.«
Die Pflichtverteidigerin war eine große, dünne Frau um die dreißig oder älter, mit wildem rotem Haar und den dazugehörigen zahlreichen Sommersprossen. Sie trug weiße Leinenhosen mit einer langen, geschlitzten Tunika in Frühlingsgrün – ein hübsches Outfit, aber eine merkwürdige Wahl für diesen Anlass. Es schrie beinahe: »Ich will nicht wie eine Anwältin aussehen.« Außerdem trug sie eine kleine, runden Brille und keinen Hauch Make-up. Sie nickte Lily knapp zu, bot ihr aber nicht die Hand zur Begrüßung.
Also übernahm Lily die Initiative und streckte ihr forsch die ihre entgegen. »Ms Kessenblaum. Ich bin froh, dass Sie so früh am Morgen kommen konnten.«
Kessenblaum zog die beinahe unsichtbaren Augenbrauen hoch. Sie starrte kurz Lilys Hand an, schien sich dann zu sagen »Ach was soll’s« und ergriff sie. Ihr Ton war angriffslustig. »Überprüfen Sie mich?«
Sie hatte einen festen Griff, feuchte Hände und einen leichten Hauch von Magie. Feuermagie vor allem – eine der am meisten verbreiteten Gaben und eine, die für ihre Besitzer relativ gut verträglich war. Die meisten, die eine leichte Dosis Feuer hatten, lernten schnell, sie zu beherrschen. Und einige erfuhren sogar nie, dass sie diese Gabe überhaupt hatten.
»Selbstverständlich. Ich nehme an, der Sheriff hat Ihnen gesagt, dass ich eine Sensitive bin?«
Kessenbaum warf dem Sheriff einen gereizten Blick zu. Vielleicht waren die beiden schon einmal aneinandergeraten, vielleicht war Kessenbaum immer gereizt, genervt oder beleidigt. »Ja, und ich will, dass zu Protokoll genommen wird, dass nichts, was Sie über meinen Klienten durch Berührung erfahren, vor Gericht zulässig ist.«
Warum fühlte sich nur jeder berufen, sie darauf hinzuweisen? »Ich nehme das zur Kenntnis. Sheriff, haben Sie von der Bezirksstaatsanwältin gehört?«
»Ja, ja. Zweimal. Das erste Mal, weil sie mir mitteilen wollte, dass sie Sie hier treffen würde. Und dann noch einmal, um mir mitzuteilen, dass sie später kommen wird. Ihr Jüngster hat einen Magen-Darm-Infekt. Normalerweise fährt Mark die Kinder in die Tagesstätte, aber er hat ebenfalls mit dem Magen zu kämpfen, also musste sie sie diesmal auf dem Weg hierher absetzen.«
»Wie viele Kinder hat sie denn?« Lily interessierte sich erst seit Neuestem dafür, wie Frauen Karriere und Familie unter einen Hut brachten. Nicht dass es ein Problem gewesen wäre, jemanden zu finden, der einspringen würde, wenn sie und Rule beruflich unterwegs waren. Auf dem Clangut wohnten nicht nur sein Vater, sondern auch hundert potenzielle Babysitter, die nur auf eine Gelegenheit
Weitere Kostenlose Bücher