Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
so gelassen, wie seine Frau es gern gehabt hat.« Lily ging weiter in den Raum hinein. Hier, ja … Fäulnis prickelte an ihren Fußsohlen, schwach, aber unverkennbar. »Riech mal hier, wo ich stehe. Spuren von Todesmagie.«
Rule schnüffelte. Er bleckte die Zähne. Er sah sie an und wartete.
Wenn sie eine Antwort wollte, durfte sie ihm nur Fragen stellen, auf die er mit Ja oder Nein antworten konnte. »Riechst du etwas, das nicht menschlich ist?« Er schüttelte den Kopf. »Dann also etwas Menschliches?« Ein Nicken. »Jemand anderes als Hodge?« Nein. »Mist. Nun, dann lass uns weitersuchen.«
Doch auch zwanzig Minuten später hatte Lily nichts gefunden außer einigen wenigen, kaum noch vorhandenen Duftspuren von Todesmagie, die Hodge selbst hinterlassen hatte – entweder nachdem er besessen worden oder von jemandem unter Anwendung von Todesmagie benutzt worden war. Diese Spuren gab es und ein schwaches Kitzeln, als sie die alte Bibel auf dem Tisch neben Hodges Doppelbett anfasste.
Es war nicht das erste Mal, dass sie auf undefinierbare magische Rückstände auf religiösen Objekten stieß. Bei den heiligen Symbolen der Wicca würde man nichts anderes erwarten, denn deren Religion war eng mit Magie verbunden. Doch sie war auch schon auf Bibeln, Toras und einmal auf einer kleinen Buddhastatue darauf gestoßen. Manchmal baute sich Magie darin über längere Zeit auf, indem sie sich langsam ablagerte, selbst wenn der Besitzer des Objektes keinerlei magische Energien hatte, die er übertragen konnte. Sie verstand nicht, wie das möglich war, aber es war nicht ungewöhnlich.
Doch in diesem Fall war es eher eine schlechte Nachricht. Hodge war gläubig gewesen, aber sein Glaube hatte ihn nicht geschützt.
Trotzdem hatten sie nun die Bestätigung, dass sie es nicht mit etwas Dämonischem zu tun hatten. Menschen mit einem starken Glauben konnten nicht von Dämonen in Besitz genommen werden.
»Hast du etwas gefunden?«, fragte sie Rule. Er schüttelte den Kopf. Sie seufzte. »Okay, dann lass uns gehen. Ich bringe dir deine Kleider.«
Sie gingen zu der alten Zeder, damit Rule sich in seine gewohnte Gestalt wandeln konnte, ohne die Nachbarn in Aufregung zu versetzen. Sie wusste, dass der Wandel einfacher war, wenn er alle vier Pfoten auf der Erde hatte. Sie hielt seine Kleider bereit und wartete.
Lily war fest davon überzeugt, dass sie eines Tages, wenn sie nur genau genug hinsah, verstehen würde, was sich vor ihren Augen abspielte, wenn Rule sich wandelte. Waren es seine Augen, die zuerst ihre Form veränderten? Wurde sein Fell von der Haut verschluckt? Wurden die Knochen weich, bevor sie sich umformten?
Aber heute war es offenbar noch nicht so weit. Wenn es eine Ordnung in dem Ablauf gab, dann war sie zumindest mit den Augen nicht festzustellen, denn alles, was sie wahrnahm, waren unzusammenhängende, kurze Momentaufnahmen.
Erst stand er auf vier Beinen; dann verbog sich das Universum, faltete sich und faltete sich nochmals, in Richtungen, die es gar nicht gab. Zwei Beine, vier, dann wieder zwei. Fell gab es und gab es wieder nicht, bis es schließlich ganz verschwunden war. Ihre Augen kribbelten, als würde die Luft eine Melodie darauf spielen.
Und dann war er wieder ein Mann, nackt und schön. Sie reichte ihm seine Sachen. Das Bedauern, das sie dabei empfand, schob sie schnell zur Seite. Sie würde ihn bald wieder nackt sehen, hoffte sie. Nicht so bald, wie sie es sich gewünscht hätte, da ja er zum Clangut der Leidolf aufbrechen würde. Aber bald.
»Außer dem fiesen Zeug habe ich keine magischen Spuren gefunden. Und du?«
»Nichts.« Er stieg in seine Boxershorts und nahm ihr seine Hose ab. »Ich könnte schwören, dass in diesem Haus seit mindestens einer Woche niemand außer Hodge selbst war.«
»Dann wurde er irgendwo anders kontaminiert.« Ihr entfuhr ein Seufzer. Es würde nicht einfach sein, wenn nicht gar unmöglich, nachzuvollziehen, mit wem Hodge außerhalb seines Hauses in Kontakt gewesen war. Wenigstens handelte es sich nur um einen sehr begrenzten Zeitraum – die vier Tage, die seit den ersten Morden vergangen waren.
Aber stimmte das auch? Konnte nicht das, womit auch immer sie es zu tun hatten, zwei Personen zur gleichen Zeit infiziert haben? Oder mehr als zwei? »Vielleicht habe ich ja Glück, und er ist in der Lage, mir zu sagen, was mit ihm passiert ist.« Vorausgesetzt, dass er überlebte. Und dass er nicht verrückt wurde wie Meacham. »Ich fahre als Nächstes ins Krankenhaus, um zu
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