Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
Welt stammte.
Doch was ihr besonders an ihm gefiel, war seine Größe – er war nur zweieinhalb Zentimeter größer als sie, was selten genug vorkam und ihn ihr sofort sympathisch machte.
»Sind Sie Lily Yu?«, fragte er.
»Ja.« Dr. Patel, stellte sie fest, als sie seine Hand schüttelte, war ein Finder, auch wenn seine Gabe nur schwach war. Das war keine Überraschung für sie, denn eine überproportionale Anzahl von Ärzten wiesen Spuren von Magie auf, und nicht immer war es heilende Magie. Die Gabe des Findens konnte unter Umständen ein nützliches diagnostisches Mittel sein, aber da sie bei ihm nicht sehr stark ausgeprägt war, war er vermutlich überzeugt, dass er ein besonders gutes Bauchgefühl hatte.
»Entschuldigen Sie die Verspätung«, sagte er und sah aus, als täte es ihm wirklich leid. »Ich bin der einzige Kardiologe in Halo, müssen Sie wissen.«
»Doktor«, sagte eine der Zwillingsdamen. »Ich möchte mich über diese Person beschweren. Sie hat sich nicht davon abbringen lassen, ihr Handy zu benutzen.«
Dr. Patel lächelte. »Meine Damen, würden Sie mir den Gefallen tun und sich setzen, während Sie auf den Sie behandelnden Arzt warten, bei dem Sie dann gern alle Beschwerden vorbringen können, die Ihnen am Herzen liegen. Agent Yu …?« Er deutete mit der Hand auf die Tür.
»Agent?«, rief eine der beiden überrascht.
Lily warf sich ihre Umhängetasche über die Schulter und ging vor dem Arzt in den Flur.
»Gut gemacht. Sehr diplomatisch«, sagte sie zu ihm. »Sie erinnern mich an meine Großmutter.« Tatsächlich war er sehr viel netter, denn Großmutter konnte – wenn sie wollte – jemandem mit so ausgesuchter Höflichkeit ans Schienbein treten, dass er ihr noch dankte, während noch das Blut daran herunterlief. Zwar würde sie sich niemals diese Mühe machen, aber in der Lage dazu wäre sie.
Dr. Patel lächelte. »Ist das ein Kompliment? Dann vielen Dank. Nun, was Mr Hodge angeht … Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie vor Ort Reanimationsmaßnahmen durchgeführt? Das war sehr umsichtig. Trotzdem muss ich Sie bitten, die Befragung kurz zu halten. Sein körperlicher Zustand ist den Umständen entsprechend gut, aber sein mentaler nicht.«
»Was seinen Geisteszustand betrifft … ist er bei klarem Verstand? Erinnert er sich an das, was passiert ist?«
»Bei klarem Verstand? Ja, insofern, als er weiß, wo er ist und wer er ist und seine Einwilligungserklärung für die Behandlung geben kann. Ich weiß nicht, was er von den jüngsten Ereignissen noch weiß. Sicher ist, dass er sich an mich erinnert und an das letzte Mal, als er hier war.«
»Als Sie ihm den Schrittmacher eingesetzt haben.«
»Ja. Er hatte einen schweren Myokardinfarkt. Eigentlich war er schon auf dem Weg in den OP gestorben. Recht dramatisch das Ganze. Da war ich natürlich sehr froh, dass ich ihn wieder zurückholen konnte und ihm dadurch noch viele Jahre geschenkt wurden.«
Doch Dr. Patel sah nicht aus, als sei er immer noch froh. Er sah traurig aus und schuldbewusst, als würde er sich verantwortlich fühlen für das, was sein Patient getan hatte.
»Dies muss unter uns bleiben, Doktor, aber ich glaube nicht, dass Hodge diese Menschen getötet hat. Ich bin überzeugt, dass er keine Kontrolle über seinen Körper hatte, als er den Abzug drückte.«
Er blieb stehen und starrte sie an. »Aber was hat dann –«
»Es tut mir leid. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Wenn er besessen ist … Agent Yu, wir können hier niemanden brauchen, der andere Patienten oder das Personal verletzen könnte. Es sei denn, es wurde ein Exorzismus bei ihm durchgeführt …«
»Im Moment ist kein Dämon in ihm. Das weiß ich mit Sicherheit. Ich glaube nicht, dass er im Moment für andere eine Gefahr darstellt, aber ich habe den Polizeichef gebeten, Beamte zur Bewachung seines Zimmer abzustellen.«
»Ja, sie sind da. Ich dachte … ich habe angenommen, dass Mr Hodge verhaftet sei.«
»Im Moment ist er für uns ein Hauptzeuge. Noch weiß ich nicht, ob er Komplize war bei dem, was mit ihm gemacht wurde, oder ob er genauso ein Opfer war wie die, auf die geschossen wurde. Aber das finde ich heraus.«
»Ich verstehe.« Seinem Gesicht war anzusehen, dass er nichts verstanden hatte, aber in seine Verwirrung mischte sich auch eine Spur Erleichterung. »Ich muss sagen, dass ich an ihm nichts beobachtet habe, was eine solche Tat hätte vermuten lassen. Keine Anzeichen von Manie oder Schizophrenie, keine Wut, keinen Groll, der
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