Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
seiner Anzugjacke und holte eine offene Packung Kaugummi heraus. »Dann werden Sie wohl wirklich mit Ihrem Hund am Tatort Gassi gehen.«
Lily trommelte mit den Fingern auf ihrem Oberschenkel. »Okay. Ich muss nicht wissen, ob Sie mich nicht mögen, weil ich von der Einheit bin oder weil ich eine Gabe habe oder weil ich wie Ihre Exfreundin aussehe. Aber ich muss wissen, ob Ihre Abneigung gegen mich sich auf Ihre Arbeit auswirkt.«
Etwas flackerte in seinem Blick auf – Ärger vielleicht, oder Überraschung. Schwer zu sagen, denn seine finstere Miene änderte sich nicht. »Ich tue immer meine Arbeit, Ma’am. Machen Sie sich darüber keine Gedanken.« Er hielt ihr die Kaugummis hin. »Möchten Sie einen? Nein? Sie fragen sich sicher, warum das Büro Ihnen einen aufsässigen Mistkerl geschickt hat, der keinen blassen Schimmer von Magie hat und die, die sich damit auskennen, nicht besonders mag.«
»Ich hoffe, dass Sie sich immerhin mit guter Polizeiarbeit auskennen.«
»Das tue ich.« Er nickte. »Wirklich. Aber Sie brauchen mich vor allem für all die anderen Cops, die hier in der Gegend herumlaufen: County Cops von dem anderen Fall, städtische Cops von diesem hier, und niemand garantiert uns, dass sie uns ein Wort mehr sagen, als sie müssen. Aber Sie haben das große Los gezogen. Ich bin ein verdammtes Genie im Umgang mit den örtlichen Kollegen.«
»Das wird dann wohl an Ihrem angeborenen Charme liegen.«
»Das wird’s wohl sein. Tja, die Arbeit wartet. Wenn Sie mich also nicht mehr brauchen, um Ihnen die Hand zu halten …«
»Gehen Sie. Bitte.« Und dann ging sie ebenfalls.
Hodge wohnte in einem eingeschossigen Haus, das auf einem großen, nicht eingezäunten Eckgrundstück stand. Die Beete entlang des Weges, der den Vorgarten in der Mitte teilte, waren mit hübschen Blumen und niedrigen Sträuchern bepflanzt, und der Rasen war saftig grün. Rule konnte sie nirgends entdecken.
Er musste beschlossen haben, mit dem Garten anzufangen. Sie ging zur Hausseite, wo eine große, ausladende Zeder ihr die Sicht versperrte.
Dort auf der Erde lagen seine Kleider. Ohne nachzudenken, hob sie sie auf, um sie zu falten, und ging dann weiter in den Garten hinter dem Haus. Als sie um die Ecke bog, sah sie, wie er sich unter der halb geschlossenen Tür einer Garage durchzuschlängeln versuchte. Er richtete sich auf, schüttelte sich und kam zu ihr.
Rule war ein sehr großer, sehr schöner Wolf. Sein Fell war mehr silbern als schwarz und um das Gesicht herum blasser. Seine Augen waren schwarz umrandet, wie die einer ägyptischen Schönheit.
Schön. Schön, dich so zu sehen.
Der Gedanke kam und ging wie Rauch, den der Wind davontrug – erst ein leichter Hauch, und dann schon wieder fort. Nicht jedoch der Ort, woher er gekommen war. Obwohl sie meistens keinen Zugang zu diesen Erinnerungen hatte, war ihr Ich, das mit Rule durch die Hölle gegangen war, das ihn nur als Wolf kannte, immer noch in ihr lebendig. Es war ein Teil von ihr.
Lily war stehen geblieben. Sie fühlte, dass ein Lächeln auf ihrem Gesicht lag. Rule kam zu ihr und drückte seine Nase gegen ihre Hand. Ihr Lächeln wurde inniger.
Er war nicht wie ein Hund – zu groß, zu clever, zu wild –, aber er liebte es, von ihr gestreichelt zu werden. Sie kraulte ihn kurz hinter den Ohren. »Hast du dort drüben etwas Interessantes entdeckt?«
Er schüttelte einmal den Kopf.
»Dann komm mit. Ich tüte deine Füße auf der Veranda ein.«
Das hatten sie schon an so vielen Tatorten gemacht, dass es mittlerweile Routine für sie war. Lily steckte Rules Pfoten in Plastiktüten, die sie dann mit einem Gummiband befestigte. Dann zog sie ihre Schuhe aus, säuberte ihre Füße mit einem alkoholgetränkten Tuch und streifte sich ihre Handschuhe über.
Einen Tatort barfuß zu betreten war nicht die beste Methode, um ihn nicht zu kontaminieren, aber die schnellste, um magische Spuren zu finden. Mit dem Schlüssel in der Hand, den sie aus Hodges Tasche genommen hatte, drückte Lily prüfend die Türklinke hinunter. Er hatte nicht abgeschlossen, bevor er losgegangen war, um zu töten.
Durch die Haustür trat man direkt ins Wohnzimmer, das klein, vollgestopft und staubig war. Das Blumenmuster des Sofas war vor Alter verblichen; der verstellbare Sessel gegenüber dem Fernseher war neuer. In dem Regal an der Wand standen gerahmte Fotos, Bücher und allerlei Nippes aus Glas und Keramik.
»Laut Mrs Asteglio ist er seit zehn Jahren Witwer. Sieht so aus, als hätte er alles
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