Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
kleinen Warteraum in der Nähe der Intensivstation. Ein Fernseher, bei dem der Nachrichtensender eingestellt war, und ein älterer Mann mit einer Haut in der Farbe von verwittertem Teakholz, der den Fernseher nicht aus den Augen ließ, leisteten ihr Gesellschaft.
    Während sie auf Hodges Arzt wartete, arbeitete sie an ihrem informellen Bericht. Die kurze Wartezeit kam ihr gerade recht, denn die Fakten und Theorien für Rule zusammenzustellen brachte Ordnung in ihre Gedanken. Ihre Sitzgelegenheit gefiel ihr dagegen weniger.
    Wer war wohl auf die Idee gekommen, Plastik nach der sogenannten durchschnittlichen Körperform zu formen? Niemand, dachte Lily, als sie hin und her rutschte, war wirklich Durchschnitt, was bedeutete, dass diese Stühle für alle unbequem waren. Demokratie war eine feine Sache, aber nicht, was Möbel anging.
    Sie hatte gerade den Bericht abgeschickt – sie verfügte über ein USB-GPRS-Modem an ihrem Laptop –, als ihr Telefon vibrierte. Sie zog es aus der Hosentasche und schob den Laptop zurück in das Fach ihrer Umhängetasche. »Ja?«
    Es war Brown. Die Nachbarn hatten bestätigt, dass Hodge in der letzten Zeit keine Besucher gehabt hatte. Sie sagte ihm, dass er seinen Leuten Gelegenheit geben sollte, etwas zu essen. Sie würde ihn zurückrufen, wenn sie mit Hodge gesprochen hatte.
    »In Ordnung. Wollen Sie einen Rat von mir?«
    »Natürlich.«
    Er schwieg einen Augenblick, als hätte sie ihn überrascht. »Sie sind jung, Sie haben eine Riesenermittlung am Hals, und Sie sind ein Kontrollfreak. Fragen Sie mich nicht, woher ich das weiß. Ich weiß es, weil alle, die bei der Polizei arbeiten, Kontrollfreaks sind – wir können gar nicht anders. Sie versuchen, alles selbst zu machen. Das ist nicht gut.«
    »Ist das Ihr Rat? Ich soll mehr delegieren?«
    »Das ist er. Sie werden ihn nicht befolgen«, sagte er mürrisch. »Aber ich bin eben einer dieser verdammten Optimisten, dass ich es trotzdem gesagt habe.«
    Er legte auf. Sie wollte gerade ihr Handy fortlegen, sah dann aber, dass sie eine SMS von Rule hatte. Sie klappte es auf und seufzte. Er brach jetzt zusammen mit Toby zum Clangut der Leidolf auf. Er bat sie, ihn heute Abend anzurufen.
    »Leute gibt’s!«
    Lily hob den Blick. Die beiden Frauen, die im Türrahmen standen, mussten Zwillinge sein. Es konnte nicht anders sein. Auf dem Kopf hatten sie einen festen Helm aus eisengrauen Löckchen, und beide trugen identische Kittel mit Blumenmuster und pinkfarbene Stretchhosen. Eine unglückliche Kleiderwahl, da beide Frauen mindestens fünfzig Kilo Übergewicht hatten – und ungefähr die Hälfte davon Busen war.
    Auch der böse Blick, mit dem sie Lily bedachten, war identisch. Die Linke ergriff das Wort. »Handys sind in Krankenhäusern nicht erlaubt. Wollen Sie etwa, dass diese ganzen Maschinen kaputtgehen?«
    »Das ist nicht sehr wahrscheinlich«, sagte Lily geduldig. »Wenn man der Mayo-Klinik glauben darf, die keine Störungen feststellen konnte, wenn Handys in der Nähe von medizinisch-technischen Geräten benutzt wurden. Zugegebenermaßen haben niederländische Forscher Interferenzen gemessen, aber in einem Abstand von fünf Zentimetern oder so.«
    Die andere Schwester schnaubte. »Scheint, als wüssten Sie es besser als die Ärzte, die die Regeln machen, Fräuleinchen.«
    Lily verspürte Gewissensbisse. Gegen Regeln zu verstoßen fiel ihr nie leicht, selbst wenn sie wusste, dass sie auf falschen Annahmen beruhten. »Mein Job verlangt von mir, dass ich mich auf dem Laufenden halte, Ma’am.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Wenn der Arzt nicht bald kommen würde …
    »Manche Leute halten sich für so wichtig, dass sie meinen, sie müssten nicht wie alle anderen auch die Regeln befolgen, was, Bessie?« Graulöckchen zur Linken schob sich schwerfällig ins Zimmer.
    Bessie? Oje. Lily unterdrückte mit Mühe ein Grinsen.
    »Meine Damen?«, sagte eine Männerstimme mit einem leichten Akzent. »Entschuldigen Sie bitte, meine Damen …« Einen Augenblick später tauchte der Sprecher hinter den Frauen auf. Er trug einen grünen OP-Kittel.
    Lily erhob sich. »Dr. Patel?«
    »Ja, ja.« Er kam auf sie zu, mit ausgestreckter Hand und über das ganze Gesicht strahlend, als sei sie eine lange verloren geglaubte Verwandte. Seine Zähne blitzten wie die eines Nachrichtensprechers, sein Gesicht war kantig und seine Haut von einem tiefkupferfarbenen Ton, der sie an Rules älteren Bruder Benedict denken ließ, obwohl dieser vom anderen Ende der

Weitere Kostenlose Bücher