Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
Kehle schnappte.
»Wäre Rule Turner nicht gewesen«, sagte die Brünette ernst, »und hätte er nicht mit übernatürlicher Schnelligkeit reagiert, um den Schützen unschädlich zu machen, dann hätte es möglicherweise sehr viel mehr Opfer gegeben. So sind zwei Menschen gestorben und drei weitere wurden verletzt in dieser sinnlosen Schießerei. Einer der Verletzten ist Ed Eames, ein Reporter der Associated Press .«
Als Nächstes sah man eine Nahaufnahme des AP-Reporters, der von der Brünetten interviewt wurde. Anscheinend war Ed nun doch nicht nur ein »Behandelt-und-entlassen«-Opfer, dachte Lily, die den Kopf wandte, um Rule anzusehen. »Das ist das erste Mal, dass ein Wandel mit einer Kamera aufgenommen wurde, oder?«
»Ja. Den Ausschnitt haben sie jetzt schon mehrfach gezeigt.« Er schwieg einen Moment, dann zuckten seine Mundwinkel. »Mein Vater ist nicht gerade begeistert, aber ich glaube, er ärgert sich vor allem, dass die Nokolai nichts an den Bildrechten verdienen.«
»Hm-hm. Heißt das, er wird dich nun filmen, wenn du dich wandelst, um es dann zu verkaufen?«
Er schnaubte. »Vielleicht würde er das gerne, aber nein. Das ist … es verstößt gegen unsere tief verwurzelten Instinkte, zur Schau gestellt zu werden, während wir uns wandeln. Solche Berichte müssen selbst die, die offen als Lupi leben, in Besorgnis versetzen.«
Oh ja, Lupi liebten Geheimnisse. Und nicht ohne Grund. »Bekommst du Ärger?«
Er zuckte die Achseln. »Nicht ich persönlich. Meine Gefährtin und mein Sohn waren in Gefahr, und ich habe mich gewandelt. Das ist reiner Instinkt, und ich bezweifle, dass jemand etwas dagegen einwenden kann. Aber die, die gegen die Integration in die menschliche Gesellschaft sind, könnten es benutzen. Wenn ich in den Medien nicht als der Prinz der Nokolai bekannt wäre, hätte es keine Pressekonferenz und keine Kameras gegeben.«
Sprachen sie über Lupus-Politik, um zu vermeiden, über das zu sprechen, wovor sie sich wirklich fürchteten, oder bildete sie sich das nur ein? Lily wusste nicht, wie sie nach Toby fragen sollte, wie seine Chancen standen, was unternommen werden konnte. Sie fragte sich, ob sie überhaupt fragen sollte.
Aber sie konnte sich nicht vorstellen, das Thema ständig zu meiden. Sie lehnte sich vor, stellte ihren Teller auf den Couchtisch und trank das Glas Tee fast aus, das Louise Asteglio zusammen mit dem Abendessen serviert hatte. Dann pirschte sie sich vorsichtig an das heikle Thema heran. »Das Band hat deine Pläne über den Haufen geworfen. Jetzt kannst du nicht zum Clangut der Leidolf fahren.«
»Nein, sie werden wohl zu mir kommen müssen.«
Ihre Augen weiteten sich. »Der ganze Clan?«
Das ließ ihn müde lächeln. »Das würde Mrs Asteglios Gastfreundschaft doch sehr strapazieren. Nein, nur die Jugendlichen, die an dem gens compleo teilnehmen, obwohl ich annehme, dass auch ein paar Familienmitglieder mit dabei sein werden. Normalerweise wird das Ritual auf einem Clangut durchgeführt, weil die Jungen sich ihrem Rho vorstellen müssen, nicht andersherum. Hier werde ich als ihr Rho auftreten. Ich kann verlangen, dass sie zu mir kommen.«
»Kannst du auch verlangen, dass sie nicht zu viele Leute mitbringen? Wir haben hier ohnehin schon alle Hände voll zu tun.«
»Ich werde das Ritual nicht hinten im Garten abhalten. Noch nicht einmal in Halo selbst. Hier in der Nähe gibt es einen großen Wald. Vielleicht muss ich dich bitten, daran teilzunehmen, wenn das Band der Gefährten es will. Aber es ist nur ein kurzes Ritual.«
»Das blöde Band kann schön lästig sein.« Unglücklich lehnte sie sich zurück gegen seinen Arm. Der plötzliche Schwindel am Steuer – das verdammte Band hätte ihn und Toby töten können. Vor allem Toby, der noch nicht die Selbstheilungskräfte eines Lupus hatte. »Wie weit bist du gefahren, als es an dir zog?«
»Fast dreizehn Kilometer.« Seine Fingerspitzen strichen leicht über ihren Nacken. »Mach dir keine Gedanken wegen der Leidolf. Du hast genug eigene Probleme. Meine Pflichten dem Clan gegenüber müssen nicht deine Sorge sein.«
Weniger als dreizehn Kilometer. Das würde sie sehr in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Warum jetzt? Warum war es auf einmal kürzer geworden? »Okay, auch gut. Was ist mit der Rhej der Leidolf? Lässt du sie auch kommen?«
Seine Finger hielten inne. »Niemand lässt eine Rhej kommen, und sie kann Victor nicht allein lassen. Durch ihr Geschick allein ist er noch am Leben. Ich habe mit ihr
Weitere Kostenlose Bücher