Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
gesprochen. Und ich habe mit Cullen gesprochen.«
»Oh?« Sie fand, das hatte sie gut gemacht – gerade das richtige Maß an Interesse gezeigt. »Was hat er gesagt?«
Er zog sie einmal kurz am Haar – ein wenig zu fest. »Dass du ihm gesagt hast, er solle mich anrufen.«
Sie schnitt eine Grimasse. Ruf Rule wg Toby an , hatte sie Cullen per SMS geschrieben. Dringend. Sei taktvoll. »Sein Verständnis von Takt … na ja, schon gut. Ich, äh, dachte, er wüsste vielleicht etwas, das uns helfen könnte.« Irgendwann einmal in seinem bewegten Leben hatte Cullen Medizin studiert. Da Magie nicht gegen wilden Krebs half, hatte er auf die medizinische Forschung gehofft. Zwar hatte er nicht gelernt, wie man ihn heilte, aber vielleicht wusste er mehr darüber, ob er etwas damit zu tun hatte, dass der Junge den Wandel spürte.
Rules Stimme wurde leise. »Du hattest recht, ihn anzurufen. Ich hätte es nicht getan. Du kennst den Grund nicht, warum Cullen so sehr nach einem Heilmittel gesucht hat, sonst hättest du nicht … Die Etorri, musst du wissen, sind sehr viel häufiger von diesem besonderen Krebs betroffen als andere Clans. Sein Vater ist daran gestorben.«
Lilys Magen krampfte sich zusammen. Cullen hatte versucht, sie zu retten. Seinen Vater, der ihn im Stich gelassen hatte, den Clan, der ihn verstoßen hatte – er hatte versucht, sie zu retten. »Wie alt war er, als er angefangen hat zu studieren?«
Rule verstand, worauf ihre Frage abzielte. »Er hatte gerade sein Studium begonnen, als die Etorri ihn clanlos gemacht haben. Direkt danach war er einige Jahre ein wenig, äh, labil, aber nachdem er sich an sein neues Leben gewöhnt hatte, war er wieder in der Lage weiterzustudieren. Sein Vater starb, bevor er damit fertig war.«
»Hat er es denn tatsächlich beendet?«
»Nein.«
Sie rieb sich den angespannten Bauch, und ihre Finger strichen über die Narbe der Brandwunde. »Er fände es furchtbar, wenn er wüsste, dass ich Mitleid mit ihm habe.«
Rules Lächeln war schwach, aber erreichte doch seine Augen. »Ganz sicher. Natürlich war er sauer auf mich, dass ich ihn nicht sofort wegen Toby angerufen habe. Er will nicht, dass ich, wie er sich ausdrückt, seine Gefühle schone, und hat mir gesagt, dass ich unnötig in Panik gerate. Er wird morgen hier sein.«
Sie setzte sich auf. »Was?«
Rule zuckte die Achseln. »Ich war auch überrascht. Er wollte mir keine weitere Erklärung geben, gab mir aber den Rat, nicht auf Ammenmärchen zu hören und meinen Kopf zu benutzen. Anekdotische Beweise seien oft irreführend, und ich sei auf einer falschen Spur. Außerdem soll ich dir drei Dinge ausrichten: Erstens, dass es ein Glück ist, dass du so vernünftig bist, weil ich es offensichtlich nicht bin.«
Lily begann zu lächeln.
»Zweitens sollst du dir keine Gedanken um die Kosten des Fluges machen. Er wird ihn auf meine Kreditkarte buchen. Seine üblichen Methoden der Kreditbeschaffung hält er für unangebracht, da er jetzt für das FBI arbeitet.«
Überrascht lachte sie auf. Das war typisch Cullen. VISA verstand bis heute nicht, warum ihre Computer einem arbeitslosen Stripper unbegrenzte Kredite bewilligten. Auch Lily wusste nicht, wie Cullen es anstellte. Wenn sie es je herausfinden würde, müsste sie ihn wahrscheinlich verhaften. »Und drittens?«
»Cynna hat den Jungen gefunden – verängstigt und verletzt, aber lebend.«
Okay, das war eine gute Nachricht. Lily lag gelöst in Rules Armen. Sie liebte es, seinen schlanken, kraftvollen Körper zu spüren, seine Muskeln, wenn sie sich an ihn lehnte … Muskeln, die nicht angespannt waren vor Sorge. »Du glaubst ihm, auch ohne Erklärung.«
»Cullen verdreht vielleicht die Wahrheit oder hält mit ihr hinter dem Berg, würde mich aber nie offen anlügen. Nicht in dieser Sache.«
Aber Lily dachte, dass er genau das tun würde – wenn er der Ansicht war, es sei zu Rules Bestem. Und dann die nächsten drei oder vier Jahre damit verbringen, einen Weg zu finden, um Toby zu retten, bevor der Wandel einsetzte.
»Lily.« Rule lächelte und zupfte an ihren Haarspitzen. »Er kommt her. Er kann mir nicht ins Gesicht lügen.«
»Oh, richtig. Du könntest ihn ja als sein Lu Nuncio fragen, nicht wahr?« Eine der Aufgaben eines Lu Nuncio bestand darin, innerhalb des Clans als eine Art Staatsanwalt aufzutreten – einer, den die Zeugen nicht anlügen konnten. Nicht, ohne dass er es merkte zumindest. Lupi rochen nicht immer eine Lüge, aber angeblich fühlten sie sich so
Weitere Kostenlose Bücher