Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
dem ernsthaften jungen Beamten. „Herzlichen Glückwunsch. Junge oder Mädchen?“
„Es wurde noch kein Ultraschall gemacht. Ich hätte ja gerne einen Jungen, aber … na, Sie wissen schon, solange das Kind gesund ist …“ Er riss die Beifahrertür auf. „Die hier funktioniert noch.“
„Ja. Danke.“ Aber jetzt müsste sie über den Vordersitz krabbeln, und dafür war sie nicht angezogen. Sie sah an ihrem cremefarbenen Trapez-Kleid mit den hübschen bronzefarbenen Streifen am Ausschnitt und am Saum hinunter. Sie hatte es extra für den heutigen Tag gekauft.
Wenigstens saß es locker. Vielleicht würde es ihr gelingen, auf allen vieren zu krabbeln, ohne dass Officer Munoz die Farbe ihres Slips erfuhr.
Ein schwarzer Mercedes hielt auf der anderen Seite des Streifenwagens. Die Wagentür öffnete sich, und ein hochgewachsener Mann in Jeans und einem schwarzen Hemd stieg aus. „Brauchst du Hilfe?“
Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Komisch, es reichte schon aus, ihn einfach nur zu sehen. Sie schüttelte den Kopf. „Selbst du könntest diese Tür nicht öffnen. Ich klettere von der anderen Seite hinein.“
Er lächelte sie an. „Du machst dein hübsches Kleid schmutzig.“ Natürlich hatte er Munoz’ Bemerkung gehört. Er kam langsam auf sie zu. „Mal sehen, was ich tun kann.“
„He!“, sagte Munoz. „Sie sind dieser Lupus!“
Alles in Lily spannte sich an, aber Rule hatte auch für ihn ein Lächeln. „Ich bin ein Lupus.“
„Nein, Sie sind dieser Prinz! Der, den man immer in diesen Magazinen sieht, der mit den vielen … ich meine …“ Munoz holte Luft. Wäre sein Teint ein wenig blasser gewesen, wäre er wohl rot geworden. „Egal.“
Er hatte die Unmengen schöner Frauen gemeint, mit denen Rule von der Presse abgelichtet worden war. Allerdings nicht in letzter Zeit. In letzter Zeit hatten alle Artikel nur von ihm und Lily gehandelt – viel zu viele Artikel. Sie berührte die kleine Erhöhung unter ihrem Kleid: Es war ihr Verlobungsring, den sie an einer Kette um den Hals trug, zusammen mit dem toltoi , den sie als Auserwählte bekommen hatte.
Solange die Verlobung nicht offiziell verkündet worden war, trug sie den Ring so, dass man ihn nicht sah.
„Äh … Turner, richtig?“ Munoz lächelte hoffnungsvoll.
Lily hatte Mitleid mit ihm, weil er so verlegen war. Er meinte es gut, anders als viele andere Polizisten. Nicht mit Lupi. „Officer Munoz, dies ist Rule Turner. Rule, Officer Jesse Munoz.“ Sie sah den jungen Streifenpolizisten an. „Aber Rule hat recht. Ich würde mein Kleid lieber nicht schmutzig machen. Außerdem sind dort Glasscherben. Haben Sie irgendetwas, das ich auf den Sitz legen kann?“
Rule legte ihr die Hand auf den Arm. „Gib mir einen Moment. Du weißt doch, wie gerne ich etwas für dich verbiege.“
Sie schüttelte den Kopf, trat aber zurück, um ihm Platz zu machen. „Sieh nur zu, dass du dich nicht verletzt. Ich finde es schrecklich, wenn du blutest.“
Rule lächelte sie flüchtig an, stellte sich vor die Tür, konzentrierte sich einen Augenblick und ruckte. Metall stöhnte, aber nichts geschah. Er runzelte die Stirn. Dann stemmte er sich mit dem Fuß gegen den Rahmen und zog. Mit einem lauten Kreischen öffnete sich die Tür. Er stand immer noch fest und sicher da.
„Danke. Die meisten Männer öffnen Gurkengläser.“
„Wie gut, dass ich das auch kann.“
Sie lächelte und warf einen Blick zu dem Supermarkt hinüber, wo die dort versammelten Schaulustigen plötzlich ganz aufgeregt wurden. „Pass lieber auf. Ich glaube, da drüben hat dich jemand erkannt.“ Und nicht jeder geriet über Lupi so in Begeisterung wie Officer Munoz … der schon wieder seine professionelle Würde vergaß.
„He, das war cool! Sie haben sie einfach aufgezogen. Ich habe ja gehört, dass Lupi stark sind, aber das … Mannomann.“ Munoz schüttelte bewundernd den Kopf. „Das ist cool.“
Lily ließ Rule mit seinem Ein-Mann-Fanklub allein und machte sich an die Arbeit. Die manchmal, wie Munoz gesagt hatte, tatsächlich etwas seltsam war.
Bis letzten November war Lily Mordkommissarin hier in San Diego gewesen. Jetzt arbeitete sie für die Einheit 12 der Magical Crimes Division , der FBI-Abteilung für magische Verbrechen. Das, was in dem Wrack des Honda von dem Fahrersitz noch übrig war, mit den Händen abzutasten, gehörte zwar nicht zu ihrer täglichen Arbeit, aber auf bloßen Füßen musste sie sehr oft herumlaufen.
Denn Lily war eine Sensitive. Für sie
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