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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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fühlte sich Magie wie etwas Stoffliches an, ohne aber eine Wirkung auf sie zu haben. Wenn die örtlichen Behörden den Verdacht hatten, Magie oder ein Andersblütiger könnte an einem Verbrechen beteiligt sein, riefen sie die MCD – die die Ermittlungen dann meistens an die Einheit weitergab.
    In der letzten Zeit war sie oft gerufen worden. In diesen heißen Sommertagen sahen die Bürger von San Diego viele Monster. Große, haarige Monster mit Tyrannosauruszähnen. Grinsende Dämonen, die vor einem Fenster zwitscherten. Lepröse Untote, die ein Haus überfielen.
    Jedes Mal, wenn ein Spinner die Polizei rief, rief die Polizei sie. Und jedes Mal musste sie die Sichtung übernehmen. Weil es nämlich in letzter Zeit immer mal wieder möglich gewesen wäre, dass die Verrückten recht hatten.

 
    3
    Als die Energiestürme während der Wende die Grenzen zwischen den Welten niedergerissen hatten, waren Kreaturen hierher geweht worden, wie man sie seit Hunderten von Jahren auf der Erde nicht mehr gesehen hatte.
    Die Energiestürme hatten sich gelegt, dem Himmel sei Dank. Und die Fachleute versicherten immer wieder, dass es ohne diese völlig undenkbar sei, hier herüber zu wechseln, und ebenso, dass jede Passage die Energie eines Netzknotens freisetze. Und der Coven in D.C., der eine hoch entwickelte Karte für Simulakren überwachte, beteuerte, es habe in der letzten Zeit keine nennenswerten Netzknotenaktivitäten gegeben. Zwar gab es ein Tor zwischen der Erde und einer anderen Welt – Edge –, doch das befand sich am anderen Ende des Landes und wurde von beiden Seiten mit Bannen geschützt und streng bewacht. Dort würde sich nichts durchschleichen können.
    Aber undenkbar hieß nicht unmöglich , und Lily war von der Kompetenz der Fachleute nicht überzeugt. Deshalb folgte sie jedes Mal dem Ruf der Cops und untersuchte den Tatort.
    Zuerst ließ sie die Hände über jeden Zentimeter des Steuers gleiten, von dem der schlaffe Airbag hing wie das größte Kondom der Welt. Das Monster des Tages war heute eine riesige Schlange gewesen, so dick wie eine Kuh, die, wie die Fahrerin des Honda schwor, plötzlich mit vor Gift triefenden Fängen vor ihrem Auto hochgeschossen sei. Natürlich war sie ausgewichen – und mit einem Pick-up zusammengestoßen.
    Die Fahrerin des Honda hatte noch Glück gehabt, dass sie sich auf einer ruhigen Straße in einem Wohngebiet befunden hatte und der Fahrer des Pick-ups sehr schnell reagiert hatte. Sie war in die Notaufnahme gebracht worden, aber die Sanitäter glaubten nicht, dass sie schwer verletzt war. Der Pick-up-Fahrer behauptete steif und fest, er habe nicht einen Kratzer abbekommen.
    Und – Überraschung, Überraschung! – er habe auch keine Schlange gesehen, weder riesig noch klein. Und auch Lily fand keine Spuren von Magie auf der Straße, wo die Schlange angeblich gewesen war.
    Und hier auch nicht. Sie begann, das Armaturenbrett abzutasten.
    Nicht, dass sie nichts Besseres zu tun gehabt hätte. Sie war gerade dabei, einen Betrugsfall unter Dach und Fach zu bringen, den sie zusammen mit der hiesigen Zweigstelle bearbeitet hatte, und war eben aus einer kleinen Stadt namens Eagle’s Nest zurückgekommen. Die dortigen Ermittlungen hatten glücklicherweise nicht lange gedauert, denn sie hatte recht bald den angeblichen Lupusangriff an die Kollegen vor Ort übergeben können. Das Opfer war, wie sich herausgestellt hatte, betrunken gewesen und der Angreifer ein Bär, der die Mülltonnen auf der Suche nach Nahrung durchwühlt hatte.
    Auch am Armaturenbrett war keine Magie zu spüren, also nahm sie sich den Krimskrams vor, den die Frau in ihrem Auto angesammelt hatte – eine leere Limodose, eine Zeitung, zerknüllte Rechnungen.
    Ein Soziologe hätte den plötzlichen Anstieg von verrückten Anrufen wohl hochinteressant gefunden, und wer weiß? Vielleicht waren sie tatsächlich das Resultat der Kollision von Vernunft und Magie in der kollektiven Psyche. Die Wende hatte Angst in den Menschen hervorgerufen, daran gab es keinen Zweifel. Aber Lily zog konkrete Erklärungen vor – wie eine neue, nicht nachweisbare Droge. Oder ein neuer, nicht nachweisbarer Zauber.
    Wenn es Letzteres war, dann war es ihr Job, ihn zu finden, verdammt. Doch sie fand nichts.
    Sie rutschte vom Sitz herunter und ging in die Hocke, sodass sie mit den Händen über und unter den Fahrersitz fahren konnte. Sie erwartete nicht, etwas zu finden. Die Fahrerin hatte sie bereits überprüft, bevor die Sanitäter sie weggebracht

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