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Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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stets mit Bedacht. Wenn er sagte »um jeden Preis«, dann meinte er das auch so. Deshalb konnte Rule Lily nicht sagen, dass, falls sie nicht zur Schatteneinheit stoßen würde, die Chancen sehr gut stünden, dass innerhalb von drei Monaten die Hälfte der Lupi dieses Landes tot seien.

15
    Dennis Parrott machte seinem Namen alle Ehre – wie ein Papagei hatte er viele hübsche Federn und gab hin und wieder etwas von sich, das tatsächlich relevant war. Er war Anfang fünfzig, sah aber jünger aus – ein schlanker Mann mit schmalem Gesicht, akkuratem Haarschnitt, randloser Brille, freundlicher Stimme und freundlichem Lächeln. Ihn zu befragen, war, als würde man mit einer Reklametafel sprechen.
    Gelackt hatte Rule ihn genannt. Bisher hatte Lily noch keinen Blick, und sei es noch so flüchtig, unter den Lack werfen können. »Und Sie wissen nichts über diese Hassbriefe, die der Senator erhalten hat?«
    »Nein, tut mir leid. Über so etwas haben wir nie gesprochen. Aber Sie haben Kopien, sagten Sie?«
    »Von denen, die dem Secret Service übergeben wurden, ja. Es könnte noch mehr geben.«
    »Danach müssen Sie Nan fragen. Ich fürchte, mehr Zeit kann ich Ihnen heute nicht schenken, aber Nan hat sicher meine Bitte an die Mitarbeiter weitergeleitet, in vollem Umfang mit Ihnen zu kooperieren.«
    Nan war Nanette Beresford, die Sekretärin des Senators, eine gut aussehende ältere Dame mit der gedehnten Sprechweise der Südstaaten und dem sprichwörtlichen rasiermesserscharfen Verstand. Sie hatte sich darum gekümmert, dass Lily und Mullins einen kleinen Konferenzraum für die Befragung der Mitarbeiter benutzen konnten.
    »Nur noch eine Frage.« Mullins schenkte dem gelackten Parrott ein leeres Lächeln. »Geht auch ganz schnell. Ich weiß, Sie sind beschäftigt – sehr wichtiger Job, und jetzt nach dem Tod des Senators ertrinken Sie sicher nicht nur in Arbeit, sondern betrauern auch den Verlust eines Freundes. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie unter diesen Umständen überhaupt Zeit für uns haben.«
    »Das ist doch selbstverständlich.« Das freundliche Lächeln erschien kurz auf Parrotts schmalem Gesicht. »Mir liegt schließlich viel daran, dass Sie denjenigen fassen, der diese schreckliche Tat begangen hat. Aber wir müssen uns beeilen.«
    Mullins hatte Lily ehrlich überrascht. Auf der Fahrt mit dem Aufzug zu ihrem Termin mit Parrott hatte er sich in einen knollennasigen Colombo mit einem Hauch Andy Griffith verwandelt. Das Komische war, dass er gut darin war. Die Rolle des schüchternen, linkischen Fernsehdetektivs lag ihm.
    »Ich habe mich nur gefragt … das ist irgendwie ganz normal in diesem Job, jede kleine Ungereimtheit fällt einem auf, auch wenn sie vermutlich gar nichts zu bedeuten hat. Als wir über die Arbeit des Senators sprachen, seine Kampagne gegen den Missbrauch von Magie, sagten Sie, Sie haben keine Gabe. Ich frage mich, warum Sie das gesagt haben.«
    »Weil es die Wahrheit ist.«
    Mullins sah verwirrt aus. Er warf Lily einen Blick zu. »Aber Sie haben mir das Zeichen gegeben – als wir uns alle die Hände geschüttelt haben, haben Sie mir signalisiert, dass er … er sagt, es sei nicht so.«
    »Die Gabe ist wohl nur schwach ausgeprägt, nehme ich an«, sagte sie. »Obwohl der Talisman, den er trägt, um sie zu verbergen, recht wirkungsvoll ist, deshalb könnte er mehr Energie haben, als ich glaube. Eine Wassergabe. Stimmt’s, Mr Parrott?«
    Jetzt gab es kein Lächeln für sie, und endlich konnte Lily kurz unter die glatte Oberfläche sehen: Tief unten in diesen freundlichen braunen Augen lauerte ein Raubtier, das auf Lily nicht gut zu sprechen war. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Traurig schüttelte sie den Kopf. »Damit kommen Sie nicht durch. Es gibt Menschen, die wissen nichts von ihrer Gabe. Wenn sie nicht stark ausgeprägt ist, lässt sie sich leicht unterdrücken, ohne dass man es selber merkt. Aber diese Menschen, die sich ihrer Gabe nicht bewusst sind, stellen keinen Talisman her oder erwerben einen, mit dem sie sie verbergen können.«
    Mullins blinzelte, wobei er dümmer denn je aussah. »Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist. Einen Talisman selbst herzustellen, meine ich.«
    »Ich auch nicht. Das ist recht bemerkenswert für jemanden, der vorgibt, keine magischen Kräfte zu haben.«
    Der freundliche Ausdruck blieb auf Parrotts Gesicht kleben wie Kaugummi an einer Schuhsohle, doch er fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das perfekt gestylte Haar. An einem

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