Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber
es. Wenn es funktioniert, dann lege ich sie nie wieder ab.« Sie stand auf. »Ich hole dir deine Schuhe. Nein, bleib da«, sagte sie streng. »Findest du es in Ordnung, dass du mir ständig geholfen hast, als mein Arm nicht zu gebrauchen war, aber du dir von mir nie helfen lassen willst?«
Anscheinend war dies eine rhetorische Frage, denn sie ging zurück zum Schrank, ohne auf eine Antwort zu warten. Also knöpfte Rule weiter sein Hemd zu und wartete gehorsam.
Dass er den ersten Wandel als Erwachsener erlebt hatte, hatte sich wesentlich auf Rubens Umstellung ausgewirkt. Gestern war er nach Washington als Zweibeiner zurückgekehrt – doch nur vorübergehend und nicht allein. Außer Isen hatte er noch fünf Wachen der Wythe mitgebracht. Isen fand, dass Rubens Selbstbeherrschung ausreichte, um ihn in die Nähe von Menschen lassen zu können, solange er selbst bei ihm war. Wenn der Wolf zu präsent war, fiel es Ruben noch schwer zu sprechen, doch alles in allem hatte er sich gut in der Gewalt.
Sie hatten beschlossen, Rubens Transformation so gut es ging geheim zu halten. Die Präsidentin wusste davon, ebenso Croft. Doch selbst der Direktor des FBI war sich nicht im Klaren darüber, dass sein kurzzeitig beurlaubter und dann wieder eingesetzter Leiter der Einheit 12 ein Werwolf war, der den Kampf gegen die Dämonen-Doppelgänger in Albany mit angeführt hatte.
Die Vorwürfe gegen Ruben waren fallen gelassen worden. Er würde weiter die Einheit 12 befehligen … doch Croft würde trotzdem nicht vom Schreibtisch loskommen, denn Ruben war noch längst nicht bereit, die gesamte Leitung zu übernehmen. Morgen würden er, Deborah und Isen zum Clangut der Wythe aufbrechen, um sich dann an einen geheimen Ort zurückzuziehen, wo der von seiner Privatsphäre besessene Heiler, der Ruben gleich nach seinem Herzinfarkt geholfen hatte, seine Behandlung fortsetzen konnte. Ob diese Behandlung wirkte, würde sich in einigen Wochen zeigen, wenn die Brooks wieder nach Hause kamen. Bis dahin wäre ihr Swimmingpool gefüllt und das neue zweigeschossige »Gästehaus« fertiggestellt … die Schlafräume für die Wythe-Wachen.
Natürlich würden die Brooks von nun an sehr viel Zeit in Upstate New York verbringen, was aber Rubens Arbeit als Leiter der Einheit 12 nicht beeinträchtigen würde.
Als Lily sich von dem Schrank abwandte, hatte sie Rules Lieblingsslipper in einer Hand … und eine kleine, in glänzend weißes Papier gewickelte Schachtel in der anderen.
»Was ist denn das? Mein Geburtstag ist doch erst in vier Tagen.« Und er würde ihn mit Lily und Toby verbringen. Sein Herz machte einen kleinen Satz. Das war das erste Mal, dass er seinen Geburtstag mit seinem Sohn feierte – und gemeinsam mit Lily.
»In drei Tagen«, korrigierte sie ihn. »Glaubst du, das hätte ich vergessen? Das ist unser Elf-Monate-eine-Woche-und, äh … drei-Tage-Jubiläum.«
Er lächelte. »Elf Monate, zwei Wochen und fünf Tage.«
»Stell dich nicht so an.« Sie ließ sich neben ihm auf dem Bett nieder. »Der Punkt ist der: Das ist kein verfrühtes Geburtstagsgeschenk. Du weißt, dass das nicht meine Sache ist. Es ist nur eine Kleinigkeit.« Sie gab ihm die Schachtel.
Unter der großen silbernen Schleife wirkte die leichte Schachtel winzig klein. Er zog die Schleife ab und riss das Papier auf.
Sie hatte ihm eine Augenklappe geschenkt. Eine Augenklappe aus schwarzer Seide.
»So siehst du aus wie ein Pirat, nicht wie ein Patient«, sagte Lily. »Patient zu sein ist nicht schön, aber ein Pirat – na ja. Das ist schneidig.«
»Ich bin nicht eitel.« Doch auf einmal hatte er es eilig, den Verband loszuwerden. Er reichte ihr die Augenklappe, damit er die Gaze entfernen konnte.
»Doch, das bist du.« Die Augenklappe wurde mit einem Seidenband befestigt, das hinten elastisch war. Sie zupfte daran. »Gut. Es passt.«
Ja, es passte. Seine Finger sagten ihm, dass die Klappe sein Auge von der Braue bis zum Wangenknochen bedeckte. »Sehe ich jetzt schneidig aus?«
»Und wie.« Sie beugte sich vor zu ihm und küsste ihn leicht. »Ein Mann mit Gips und Verband sieht wie ein Verletzter aus. Ein Mann mit Gips und Augenklappe sieht gefährlich aus. Habe ich mir jedenfalls gedacht.«
»Ja, das ist so eine Gewohnheit von dir, das habe ich schon bemerkt.« Er schlüpfte in seine Schuhe. »Gibst du mir bitte die Krücken? Ich will sehen, wie es aussieht.«
Sie reichte sie ihm. »Was die Hochzeit angeht.«
Er hielt inne. »Ja?«
»Wir wissen immer noch nicht,
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