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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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fragte Studmann, ohne auf den Rittmeister zu achten. »Ist das so?«
    »Keine Ahnung!« antwortete Pagel. »Roulett! Bloß ein bißchen Roulett!«
    Der Spanner war fünf Schritt von ihnen unter einer Laterne stehengeblieben und sah tiefsinnig, »Mucki, sag doch Schnucki zu mir!« flötend, ins Licht. Pagel wußte, daß der Kerl zuhörte, er wußte, daß er, der schlechteste Kunde aller Spielklubs, erkannt worden war, er zitterte, daß ihm der Einlaß verweigert werden würde.
    Unwillig über die Verzögerung, schwenkte er das Geldpaket in der Hand.
    »Roulett!« rief der Rittmeister erstaunt und trat wieder einen Schritt näher. »Ja, ist denn das erlaubt –?!«
    »Roulett!« sagte auch von Studmann überrascht. »Und mit dieser Nepperei stellen Sie Fragen an das Schicksal, Pagel –?!«
    »Es wird fair gespielt«, widersprach Pagel halblaut, das Auge auf dem Spanner.
    »Es hat noch keinen gegeben, der zugab, daß er sich betrügen ließ«, wandte Studmann ein.
    »Ich habe früher mal Roulett gespielt, als blutjunger Leutnant«,sagte der Rittmeister träumerisch. »Vielleicht sieht man es sich einmal an, Studmann. Natürlich setze ich keinen Pfennig!«
    »Ich weiß nicht!« meinte Studmann zögernd. »Es muß ja Nepp sein. Diese ganze düstere Aufmachung. – Verstehst du, Prackwitz«, erklärte er etwas verlegen, »ich hab natürlich auch dann und wann Glücksspiele mitgemacht. Und ich möchte nicht gerne … weiß der Henker, wenn man da erst Blut geleckt hat, und in der Verfassung, in der ich heute bin …«
    »Ja, natürlich …«, sagte der Rittmeister, ging aber nicht.
    »Also, gehen wir –?« fragte Pagel die beiden Unentschlossenen.
    Die beiden sahen sich fragend an, wollten, wollten nicht, fürchteten sich vor dem Nepp, mehr noch vor sich selbst.
    »Sie können sich’s ja ansehen, meine Herren!« sagte der Spanner und schlenderte, die Mütze nachlässig aus dem Gesicht schiebend, näher. »Entschuldigen Sie, daß ich mich einmische.«
    Er stand da, das bleiche Gesicht zu ihnen erhoben. Die kleinen, dunklen Mausaugen liefen musternd von einem zum andern.
    »Ansehen kostet nischt. Kein Spielgeld, meine Herren, keine Garderobe, kein Alkohol, nischt von Weibern … Bloß solides Spiel …«
    »Also, ich geh jetzt rauf«, sagte Pagel entschlossen. »Ich
muß
heute spielen.«
    Er ging hastig – er konnte es nicht mehr erwarten – zur Haustür, wurde eingelassen.
    »Warten Sie doch, Pagel!« rief der Rittmeister ihm nach. »Wir kommen auch gleich …«
    »Sie sollten wirklich mit Ihrem Freund mitgehen«, sagte der Spanner überredend. »Der ist doch helle, der weiß doch, was gespielt wird. Da ist kein Abend, wo der nicht mit seinem Gewinn abgeschoben ist … Den kennen wir doch alle …«
    »Den Pagel?« rief der Rittmeister erstaunt.
    »Wie er richtig heißt, wissen wir natürlich nicht, bei uns stellen sich die Herren nicht vor. Wir nennen ihn bloß den Pari-Panther, weil er immer nur die Parichance spielt … Aber wie! Der ist doch ein Spieler, noch und noch! Den kennt jeder von uns. Lassen Sie ihn ruhig voraus, der findet auch im Dunkeln seinen Weg, ich leuchte Sie rauf …«
    »Also er spielt viel?« erkundigte sich von Studmann vorsichtig, denn der Fall Pagel interessierte ihn mehr und mehr.
    »Viel –?!« sagte der Spanner mit immer unverkennbarerer Achtung. »Der Mann läßt doch keinen Abend aus! Und immer serviert er den Rahm ab! Eine Wut haben wir manchmal auf ihn –! Aber der ist kalt, sage ich Ihnen, so kalt wie der Mann könnte ich nicht sein! Da muß man bloß staunen, wie der Mann Schluß machen kann, wenn er genug in der Tasche hat! Den darf ich eigentlich gar nicht rauflassen, so geladen sind die oben auf den! Na, heute macht’s nichts, weil Sie dabei sind, meine Herren …«
    Von Studmann fing herzlich an zu lachen.
    Verständnislos fragte der Rittmeister: »Warum lachst du denn so?«
    »Ach, verzeih, Prackwitz«, sagte Studmann, noch immer weiter lachend. »So ein schönes Kompliment höre ich immer gerne. Verstehst du nicht: sie lassen den schlauen, den kalten Pagel rauf, weil er uns Dumme mitbringt. – Komm, jetzt habe ich auch Lust! Wir wollen doch sehen, ob wir beide nicht auch schlau und kalt sein können.«
    Und immer noch lachend, faßte er den Rittmeister unter den Arm.
    Auch der Spanner lachte. »Da hab ich ja schönen Mist gemacht. Na, Sie nehmen’s nicht übel, meine Herren. Und da Sie nicht so sind, geben Sie mir vielleicht gleich ein kleines Trinkgeld. Ich weiß nicht, so

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