Wolf unter Wölfen
Nicht bei mir!«
Meier ist rot geworden – freilich kann sie das nicht sehen.
»So, hat er dir das geklatscht, der feine Junge, der –?!« ruft er zornig. »Ich will dir was sagen, das geht ihn und das geht dich einen Dreck an! Das habe ich allein mit dem Rittmeisterabzumachen. Wenn ich mir mein Gehalt nehme, da hast du mir gar nichts reinzureden, verstanden?«
»Hans!« sagt sie sanfter. »Du mußt das Geld wieder in die Kasse legen, sonst ist es aus mit uns! So was vertrag ich nicht.«
»Aber ich scheiß drauf, ob es aus mit uns ist oder nicht! Ich bin froh, daß es mit uns aus ist! Was denkst du denn, wozu du gut bist?! Denkst du, ich mach mir was aus dir! Die Hartigen hab ich heute abend im Bett gehabt, jawohl, die Hartigen, da hast du es! Und so ’ne olle Frau mit acht Kindern – die ist mir immer noch zehnmal lieber als du …! Au, verdammt!«
Es war ein ganz ungeschminkt derber Schlag, aus allen ihren Kräften, er saß mitten in seinem Gesicht – Meier taumelt richtig.
»Du Schwein, du!« sagt sie atemlos. »Du elender Kerl!«
»Du schlägst mich –?« sagt er noch ganz leise, halb besinnungslos vor Schmerz. »Du schlägst mich – du jämmerliches Hühnermädchen schlägst mich, den Inspektor –?! Jetzt sollst du mal sehen …«
Er selber aber sieht fast nichts. Es dreht sich ihm vor den Augen, im Mondlicht zerfließt ihre Gestalt, und plötzlich ist sie wieder da … Jetzt, jetzt sieht er sie ganz deutlich … Sie hat ihn geschlagen!
Er hebt rasch die Pistole und drückt mit zitterndem Finger los …
Unerträglich laut peitscht der Schuß in sein Ohr …
Das Gesicht Amandas kommt, immer größer werdend, ganz nahe auf ihn zu, weiß und schwarz im Mondlicht …
»Du!« flüstert sie. »Du, Hänseken, schießt auf mich …«
Und nun wird es ganz still zwischen den beiden. Nur die hastigen, stoßweisen Atemzüge des andern hört ein jedes. Lange, lange stehen sie so …
Längst ist der Schuß verhallt. Sein Geräusch ging aus ihren Ohren, andere Geräusche kamen dafür, lindere … sie hören wieder den leisen Wind in den Wipfeln der Bäume … Nun rasselt hinten im Stall eine Halfterkette langsam durch den Ring …
»Mandeken«, sagt Negermeier. »Mandeken … ich …«
»Aus!« sagt sie mit harter Stimme. »Ganz aus!«
Sie sieht ihn noch einmal an.
Schießt auf mich – und dann sagt er Mandeken … Es ist, als nehme ihr dieser Gedanke von neuem den Atem. Was er wohl gesagt hätte, wenn er mich getroffen hätte –?
Und die schwere Gefahr, in der sie geschwebt, die unfaßbare Errettung überwältigen sie so plötzlich, daß sie in ein leises, wimmerndes Weinen ausbricht. So weinend läuft sie von ihm weg, die Schultern hochgezogen …
Unter dem hellen Rocksaum sieht er ihre derben Beine sich immer schneller bewegen – sie läuft, sie rennt, sie eilt fort von ihm … Sie biegt in den Weg zum Schloß ein, jetzt sieht er nicht mehr ihr Laufen, er hört nur noch ihr Weinen, dieses unterdrückte, jämmerliche Klagen – und nun ist auch das weg …
Meier steht noch einen Augenblick da und starrt ihr nach. Dann hebt er die Pistole, die noch immer schwer in seiner Hand hing, und betrachtet sie. Er verschiebt den Flügel der Sicherung – so, nun ist die Pistole gesichert, mit dem Dings kann nichts mehr passieren …
Mit einem verdrossenen Achselzucken schiebt er sie in seine Hosentasche und geht eilig auf das Büro, seine Koffer zu holen.
4
Der Leutnant und Weio sitzen auf einer Bank im Park. Sie sitzen nicht wie ein Liebespaar da – oder vielleicht doch wie ein Liebespaar, aber wie ein verzanktes, nämlich weit auseinander, nämlich ohne ein Wort.
»Dir so was von dem Feigling bieten zu lassen!« hat sie zum Schluß ihrer Auseinandersetzung gesagt. »Ich versteh dich nicht!«
»Natürlich verstehst du mich nicht, Schafel«, hat er sehr von oben herab geantwortet. »Das ist nur gut. Dann versteht er mich nämlich auch nicht.«
»Vor dem Kerl auszureißen – was der sich jetzt einbilden wird! Wo ich ihn nicht riechen kann!«
»Geh nicht so nah an ihn ran!« hat er gelangweilt gesagt. »Dann stört dich sein Geruch nicht.«
»Bitte, Fritz, wann bin ich zu nah an ihn herangegangen?!« hat sie empört gerufen. »Fritz, das war gemein von dir!«
Aber Fritz hat nicht mehr geantwortet, und so brach Schweigen unter ihnen aus.
Der Knall des Schusses hat diese zänkische Stille gestört. Der Leutnant fuhr hoch aus seinen Gedanken.
»Er hat geschossen!« rief er und lief los.
»Wer
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