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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Schußwaffe. Besser ist besser!«
    Der junge Leutnant – er ist ganz redselig geworden, so besorgt ist er um das Leben seines Freundes Meier.
    Aber der bleibt abwehrend. »Mir tut doch keiner was!« sagt er. »Mir hat noch nie einer was getan. Das olle Dings reißt einem ja bloß die Taschen kaputt.«
    »Meinetwegen! Tun Sie, was Sie wollen!« sagt der Leutnant plötzlich ärgerlich und legt die Pistole offen auf den Schrank.
    Er nickt dem kleinen Meier kurz zu, sagt »’n Abend!« und ist schon aus dem Büro, ehe der noch antworten kann.
    »Komisch«, sagt Meier und starrt auf die Tür. Richtig komisch war der zum Schluß. Na, tröstet er sich dann, so sind diese Brüder alle. Erst groß angeben und dann nischt dahinter.
    Er dreht sich um und betrachtet die Pistole.
    Nee, entscheidet er sich, mit solchen Dingern will ich nichts zu tun haben. Die kann einem ja mal in der Tasche losgehen. – Wo bloß Mandchen bleibt? Ich muß mal nachsehen. Ein Stück weit kann sie die Koffer gut tragen …
    Er geht zur Tür.
    Nee, erst die Pistole wieder weglegen. Das sieht sonst so dämlich aus, morgen früh.
    Er hat die Waffe in der Hand, und wieder zögert er.
    Eigentlich hat er ja recht, schießt es ihm durch den Kopf, eine Waffe ist immer gut.
    Er geht zur Tür, schaltet das Licht aus, tritt aus dem Beamtenhaus. Bei jedem Schritt merkt er das Gewicht der Pistole in seiner Gesäßtasche.
    Komisch – gibt doch ein Gefühl von Kraft, so ein Dings, denkt er, nicht unzufrieden.

3
    Nur ein paar Schritte hat Feldinspektor Meier zu gehen, da sieht er die beiden Mädchen auf einer Bank sitzen. Neben ihnen steht redend der Leutnant.
    Bei dem Geräusch der Schritte sieht der Leutnant hoch und sagt: »Da kommt er ja!«
    Sein nahes Stehen bei den Mädchen, sein Tuscheln mit ihnen, diese Ankündigung – alles ärgert den kleinen Meier. Hinzutretend, sagt er gereizt: »Wenn ich störe, kann ich ja wieder gehen.«
    Niemand scheint ihn gehört zu haben, niemand antwortet.
    »Ihr drei habt wohl ein süßes Geheimnis miteinander?!« sagt Meier herausfordernd.
    Wieder keine Antwort. Aber jetzt steht Violet auf und sagt zu dem Leutnant: »Kommen Sie –?«
    »Von meinswegen«, ruft der kleine Meier gereizt, »können Sie ruhig du zu ihm sagen. Wir wissen Bescheid – und noch von ganz andern Dingen!«
    Erstaunlich friedlich nimmt der Leutnant den Arm des Fräuleins und geht wortlos mit ihr fort, in den Park hinein.
    Meier ruft höhnisch hinterdrein: »Gute Nacht, meine Herrschaften! Wünsche eine angenehme Ruhe!«
    Der Leutnant wendet sich um und ruft Amanda zu: »Also reden Sie ihm nur gut zu. Zureden hilft immer!«
    Amanda nickt nachdenklich.
    Gereizt fährt Meier sie an: »Was hast du dem Affen noch zuzunicken?! Was hast du überhaupt mit dem Kerl zu reden?!«
    Sie sagt ganz ruhig: »Du denkst auch, jeder andere ist ein Affe, bloß du nicht!«
    »So! Ich bin also in deinen Augen ein Affe!«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    »Red doch nicht! Gerade eben hast du’s gesagt!«
    »Nein!« Und nach langem Nachdenken: »Das gnädige Fräulein hat ganz recht.«
    »Mit was hat denn die Weio recht –? Die kann doch auch bloß Quatsch reden – so ein Siebenmonatskind wie die!«
    »Daß man sich mit so einem, wie du bist, besser nicht einläßt!«
    »So, das hat sie gesagt?« Meier krepiert fast vor Wut. Die verletzte Eitelkeit jagt ihm die Galle ins Blut, fast zitternd sagt er: »Und ihr Kerl, der Leutnant – ist der etwa was Besseres als ich?! Wie –? Das findest du wohl?! So ein Schwein! Fuchtelt mir auf meinem Büro mit einem Revolver vor der Nase herum! Aber dem habe ich Bescheid gesagt! Der soll mir noch einmal kommen, der dämliche Speckjäger, jetzt habe ich auch einen Revolver! Und ich – ich droh nicht bloß wie der Affe – ich schieß!«
    Er reißt die Pistole aus der Tasche und fuhrwerkt damit in der Luft herum.
    »Du bist wohl verrückt geworden?!« schreit Amanda ihn wütend an. »Gleich steckst du das Ding wieder ein! Mir mit so was ins Gesicht zu fahren, das liebe ich gerade! Du denkst wohl, das imponiert mir –?!«
    Er ist zusammengeschreckt bei ihrem wütenden, verächtlichen Geschimpfe. Etwas betreten, freilich noch völlig trotzig, steht er vor ihr, die Pistole mit zur Erde gesenktem Lauf in der Hand.
    Sie befiehlt: »Jetzt gehst du auf der Stelle wieder rein und packst das Geld zurück in die Kasse! Pfui Deibel, ich kann viel vertragen, und eklig bin ich gar nicht, aber Geld aus der Kasse klauen – nein, danke! Ich nicht!

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