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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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nicht auf den Rittmeister, der ihm jetzt erregt und scharf Vorhaltungen über sein unkavaliermäßiges Benehmen machte.
    Der Croupier sah den Spielabend bedroht, viele Gäste undgrade die eleganteren, zahlungsfähigeren, die der Ansicht huldigten, daß man wohl die Gesetze übertreten dürfe, aber nur bei Wahrung aller Formen, schickten sich zum Aufbruch an. Mit drei Worten verständigte er seine Leute: das bewußtlose Mädchen wurde in ein dunkles Nebenzimmer getragen, schon drehte sich wieder surrend die Scheibe, die Kugel rasselte und sprang magisch, sanft, verführerisch leuchtete das grüne Tuch unter der abgeschirmten Lampe. Der Croupier sang: »Hier liegen noch zwei Einsätze auf dem Tisch … Machen Sie Ihr Spiel … Zwei Herrschaften haben ihre Einsätze vergessen …«
    Viele wandten sich zurück.
    »Also gehen wir doch!« rief von Studmann nochmals ungeduldig. »Ich verstehe euch wirklich nicht …«
    Der Rittmeister sah den Freund scharf und böse an, aber er folgte, als Pagel wortlos aus der Tür ging.
    Auf dem Flur saß der traurige Wachtmeister an seinem Tischchen. Der Rittmeister angelte in seiner Tasche, fischte die zwei oder drei Spielmarken, die ihm noch geblieben waren, warf sie auf den Tisch und rief in einem Tone, der unbekümmert klingen sollte: »Da –! Für Sie, Kamerad! Alles, was ich besitze!«
    Der traurige Wachtmeister hob langsam seine kugligen Augen gegen den Rittmeister, sah ihn an, schüttelte den Kopf und legte für die drei Marken drei Scheine auf die Tischplatte.
    Herr von Studmann hatte die Tür zum dunklen Treppenhaus geöffnet und lauschte hinunter.
    Der Mann am Wechseltisch sagte: »Sie müssen sich einen Augenblick gedulden. Es wird Ihnen sofort geleuchtet. Er ist eben mit ein paar Herrschaften runter.«
    Pagel stand bleich und abgespannt vor dem grünlichen Garderobenspiegel und betrachtete sich gedankenlos. Er meinte drinnen das Klappern der Kugel zu hören, jetzt rief der Croupier, er hörte es deutlich: »Siebzehn – Rot – Ungleich …«
    Natürlich: Rot, seine Farbe.
Seine
Farbe! Gleich würde er die Treppen hinuntersteigen, um mit dem Rittmeister aufs Land zu fahren, drinnen spielten sie seine Farbe, für ihn aber würde es mit dem Spielen vorbei sein.
    Der Rittmeister sagte in einem Ton, der andeuten sollte, daß alles Geschehene vergeben und vergessen sei, der aber doch wieder recht gereizt klang: »Pagel, Sie haben doch auch noch Marken einzuwechseln. Es ist doch schade darum!«
    Pagel griff in seine Tasche und sammelte mit den Fingern blind alle Jetons in die Hand.
    Warum kommt der Kerl nicht, um uns rauszulassen? dachte er. Natürlich möchten sie, daß wir weiterspielen!
    Er versuchte mit den Fingern in der Tasche zu zählen, wie viele Spielmarken es waren.
    Wenn es sieben oder dreizehn sind, werde ich noch ein letztes Mal spielen. Ich habe heute noch gar nicht richtig gespielt, dachte er seltsam trübe.
    Es mußten mehr als dreizehn sein, er bekam die Zahl nicht heraus. Er zog die Hand mit den Spielmarken aus der Tasche und begegnete dem Blick des Rittmeisters. Dieser Blick schien nach der Tür zu deuten, irgend etwas sagen zu wollen.
    Es sind ja nicht sieben oder dreizehn, dachte er bedrückt. Ich muß ja nach Haus gehen!
    Ihm fiel ein, daß er kein Zuhaus mehr hatte. Er sah nach der Tür. Der ahnungslose von Studmann war ins Treppenhaus getreten und hallote unterdrückt nach dem Leuchter.
    Pagel sah die Jetons auf seiner Hand an, er zählte sie. Es waren siebzehn.
Siebzehn –! Seine
Zahl –!!
    In diesem Augenblick durchrieselte ihn ein unfaßbares Glücksgefühl. Er hatte es geschafft – die große Chance war da! (O Leben – herrliches, unerschöpfliches Leben!)
    Er trat auf den Rittmeister zu und sagte halblaut, mit einem Blick zu der offenen Tür ins Treppenhaus: »Ich gehe noch nicht. Ich spiele noch.«
    Der Rittmeister schwieg. Ganz rasch zwinkerte er einmal mit dem Auge – als sei ihm etwas hineingeflogen.
    Wolfgang trat an den Wechseltisch, er zog ein Banknotenpaket, das zweite, aus der Tasche und sagte: »Spielmarken – für alles!«
    Während gezählt und aufgezählt wurde, drehte er sich zu dem stumm dabeistehenden Rittmeister und rief, fast triumphierend: »Ich werde heute abend ein Vermögen gewinnen! Ich weiß das –!«
    Der Rittmeister bewegte sachte den Kopf, als wisse er das auch, als sei es eigentlich selbstverständlich.
    »Und Sie –?« fragte Pagel.
    »Ich habe kein Geld mehr bei mir«, antwortete der Rittmeister. Es klang

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