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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Befehlen, gehorchen – tadellose Organisation …«
    »Aber doch immerhin Zivilisten …«, meinte von Prackwitz bedenklich und dachte dabei an Neulohe, wo Gehorchen lange nicht immer auf Befehlen folgte.
    »Natürlich«, bestätigte Studmann auch. »Es ist etwas loser als damals, zwangloser. Darum schwieriger für den einzelnen, möchte ich sagen. Der ordnet etwas an, und du weißt nicht genau, ob er ein Recht hat, es anzuordnen. Keine ganz klar abgegrenzten Befugnisse, verstehst du?«
    »Das gab es aber auch bei uns«, meinte Prackwitz. »Irgendein Offizier mit einem Sonderauftrag, weißt du?«
    »Gewiß, gewiß. Aber im ganzen kann man sagen, es ist eine staunenswerte Organisation, ein musterhafter Riesenbetrieb. So etwas wie unsere Wäscheschränke solltest du einmal sehen. Oder die Küche. Oder die Einkaufskontrolle. Staunenswert, sage ich dir!«
    »Es macht dir also ein bißchen Spaß?« fragte der Rittmeister vorsichtig.
    Die Lebhaftigkeit von Studmann erlosch. »Gott, Spaß! Nun ja, vielleicht. Aber darauf kommt es doch nicht an, nicht wahr? Wir müssen leben – wie? – weiterleben, nach alledem.Ganz einfach weiterleben. Trotzdem man es sich mal anders dachte.«
    Prackwitz sah prüfend in das umschattete Gesicht des andern. Ja, wieso müssen? dachte er flüchtig, ein wenig geärgert. Und er fand die einzig mögliche Erklärung, fragte laut: »Du bist verheiratet? Hast Kinder?«
    »Ich?« fragte Studmann sehr erstaunt. »Aber nein! Kein Gedanke!«
    »Nein, nein, natürlich nicht«, sagte der Rittmeister, ein wenig schuldbewußt.
    »Schließlich, warum nicht? Aber es hat sich nicht so gemacht«, sagte von Studmann nachdenklich. »Und heute? Nein! Wo die Mark täglich wertloser wird, wo man zu tun hat, das bißchen Geld für sich zusammenzukratzen …«
    »Geld –? Dreck!« sagte der Rittmeister scharf.
    »Ja, natürlich«, antwortete Studmann leise. »Dreck, ich verstehe dich schon. Ich habe deine Frage vorhin auch ganz richtig verstanden, oder vielmehr deine Gedanken. Warum ich für solchen ›Dreck‹ dies hier tue, ungern tue, meinst du …« Prackwitz wollte bestürzt protestieren. »Ach, red nicht, Prackwitz!« sagte von Studmann zum ersten Male wärmer. »Ich kenne dich doch! Geld – Dreck, das ist keine bloße Inflationsweisheit von dir, ein bißchen dachtest du früher schon so. Du –? Wir alle! Geld war jedenfalls etwas, was sich von selbst verstand. Man hatte seinen Wechsel von Haus und seine paar Groschen vom Rrr’ment, man sprach nicht davon. Und wenn man einmal etwas nicht gleich bezahlen konnte, mußte der Mann eben warten. So war es doch? Geld war etwas, das Nachdenken nicht verlohnte …« Prackwitz wiegte zweiflerisch den Kopf und wollte etwas einwenden. Aber Studmann sagte eiliger: »Ich bitte dich, Prackwitz, so ungefähr
war
es. Aber heute frage ich mich – nicht doch, ich bin meiner Sache ganz sicher, daß wir alle ganz falsch davor waren, keine Ahnung von der Welt hatten. Geld, das habe ich mittlerweile entdeckt, ist etwas sehr Wichtiges, etwas, das alles Nachdenken verlohnt …«
    »Geld!« sagte von Prackwitz empört. »Wenn es wenigstens noch richtiges Geld wäre! Aber dieses Papierzeug …«
    »Prackwitz!« sagte Studmann vorwurfsvoll. »Was heißt denn richtiges Geld?! So etwas gibt es ja gar nicht, wie es auch kein unrichtiges Geld gibt. Geld, das ist einfach das, was man zum Leben braucht, die Basis des Da-Seins, das Brot, das wir jeden Tag essen müssen, um da zu sein, der Anzug, den wir tragen müssen, um nicht zu erfrieren …«
    »Aber das ist ja Mystik!« rief von Prackwitz ärgerlich. »Geld ist doch eine sehr einfache Sache! Geld ist eben – früher jedenfalls, meine ich – wenn du da einen Goldfuchs hattest, aber Papier ging auch, Papier war damals was anderes, weil man Gold dafür bekam … Also Geld, ich meine, ganz egal welches Geld – du verstehst doch …« Nun wurde er über sich selbst wütend, über dieses blödsinnige Gestammel. Sollte man denn das nicht richtig und klar sagen können, was man so richtig und klar empfand –? »Also«, schloß er, »wenn ich Geld habe, will ich wissen, was ich mir dafür kaufen kann.«
    »Ja, natürlich«, sagte Studmann und hatte nichts von der Verwirrung des Freundes gemerkt, sondern spann munter seinen eigenen Gedankenfaden fort. »Natürlich waren wir falsch davor. Ich habe entdeckt, daß neunundneunzig Prozent der Menschen sich sehr um das Geld quälen müssen, daß sie Tag und Nacht daran denken, davon reden, es

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