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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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starrte mutlos auf den Namen, denn alles verwirrte sich immer wieder von neuem, und es gab keine Klarheit. Denn was sollte der alte, ehrliche Kowalewski mit Kartoffeldieben und Totschlägern zu tun haben? Sicherlich, es war ein gestohlener Sack!
    In diesem Augenblick tat sich die Tür zum Büro auf, und herein kam Amanda Backs, die unterdes telefoniert hatte, und sie meldete, daß der Arzt in einer Viertelstunde dasein werde und die Polizei vielleicht in einer halben …
    Pagel hob als Antwort den Sack, er wies ihr den Namen und sagte: »Sie kommen alle zu spät. Er hat seinen Mörder nicht gesehen, und der ihn festgehalten hat, den hat er nicht gekannt. Und der Name auf diesem Sack hilft uns auch nicht weiter …«
    Da wurde Amanda ganz weiß. Sie sah Pagel mit großen, erschrockenen Augen an und fing an zu zittern.
    »Was ist Ihnen denn?« fragte Pagel. »Verstehen Sie, was der Name Kowalewski auf dem Kartoffelsack zu tun hat?«
    Amanda schwieg, sie hatte die Hand auf die Brust gelegt und sah schweigend von dem Sterbenden auf den Sack und von dem Sack zu Pagel hin.
    »Reden Sie doch, Amanda!« drängte Pagel. »Was wissen Sie davon?«
    »Das weiß ich davon«, flüsterte Amanda Backs ganz leise, »daß in der Kammer der Sophie Kowalewski der entsprungene Zuchthäusler haust …«
    Pagel hob den Kopf und sah mit blassem Gesicht die Zitternde an.
    »Ja, und ich weiß«, sagte sie eiliger, »daß der Liebschner stehlen gegangen ist, mit dem Bäumer zusammen, und so hat der eine von den beiden den Förster festgehalten, der andere aber hat zugeschlagen …«
    »Amanda!« rief Pagel.
    »Ja, Amanda!« wiederholte sie, und die Tränen brachen aus ihr hervor. »Und nun bin ich eine Helferin von Mördern geworden, grade als ich dachte, ich wäre ganz heraus aus dem Dreck!«
    Eine Weile war es still im Zimmer, still hörte Pagel auf das Weinen des Mädchens. Dann hob er den Kopf und sagte leise: »Das hätten Sie mir nun freilich erzählen müssen, Amanda!«
    »Ja!« rief sie verzweifelt, »jetzt weiß ich auch, daß ich es hätte tun müssen. Aber damals – sie hat mir ja so viele gute Worte gegeben. Und ich habe immer an mein Hänseken denken müssen, an den Inspektor Meier, Herr Pagel, und wie es mir gewesen wäre, wenn den einer verraten hätte und der Polizei übergeben. Ich habe ihm ja noch von hier fortgeholfen, schon als er auf mich geschossen hatte! Man läßt doch seinen Freund nicht sitzen! Und sie hat mir gesagt, die Sophie hat mir gesagt, er ist gut zu ihr und sie fahren gleich ab, sie wollen nur noch das Reisegeld zusammensparen, stehlen heißt das, und er ist gut zu ihr! Das ist es gewesen, weil sie gesagt hat, er ist gut zu ihr, das hat es gemacht, daß ich den Mund gehalten habe – mein Hänseken war nicht gut zu mir …«
    »Sie hätten es doch fühlen müssen, Amanda«, beharrte Pagel, »daß es unrecht war, zu schweigen!«
    »Ja, das sagen Sie jetzt!« rief sie wild. »Es hat mir oft beinahe das Herz abgedrückt, besonders, als die Sophie dann so gemein war gegen Sie und so tat, als hätten Sie ihr Gewalt antun wollen! Aber was weiß ich, was Recht und Unrecht ist auf der Welt?! Sie haben mir immer gesagt: ›Amanda, dasschickt sich nicht!‹ und: ›Amanda, tu das lieber nicht!‹ – Und wenn Sie schweigend die Nase gezogen haben, dann war es am schlimmsten. Und das haben Sie immer getan, wenn ich von andern was erzählen wollte. Schließlich habe ich gedacht: Halt das Maul, er ist der einzige Mensch, der zu dir anständig ist, und er denkt auch: Verrat ist Verrat, und auch einen Zuchthäusler darf man nicht verraten! Ich habe nicht mehr aus noch ein gewußt …«
    Sie sah ihn mit weinenden Augen bittend an.
    »Es tut mir sehr leid, Amanda«, sagte Pagel. »Nein, Sie haben recht, ich hätte anders mit Ihnen reden müssen. Und vor allem hätte ich Ihnen nicht den Mund verbieten dürfen. Ich habe wohl die meiste Schuld. – Aber jetzt muß ich los! Setzen Sie sich hin und halten Sie seine Hand. Er wird ja den Betrug nicht merken, und wenn er doch noch aufwacht, sagen Sie ihm, ich hätte nicht auf die Gendarmen warten wollen. Vielleicht erwische ich die Kerle noch …«
    Und Pagel lief hinaus auf den Hof und trommelte ein paar handfeste Männer zusammen. Leise drangen sie in des Kowalewski Haus, und im Oberstock faßten sie den Bäumer und den Liebschner, die gerade dabei waren, ihre Sachen zusammenzupacken. Sie hatten geglaubt, es habe noch keine Eile mit ihnen, denn sie meinten fest, sie hätten den

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