Wolf
könnte ihn ja schlecht zu sich einladen. Mal ganz abgesehen davon, dass er nach wie vor ein Einzelgänger war. Die Vorstellung eines anderen in seiner Wohnung, war ziemlich erschreckend. Außerdem wäre es Schwachsinn. Vermutlich würde Valerion ihn ausrauben und klammheimlich verschwinden. Nein, so schätzte er ihn nicht ein.
„Julian, sei nicht so naiv!“, schalt er sich selbst leise und stand auf. Nur weil er irgendwie einen Narren an dem Kerl gefressen hatte, hieß das noch lange nicht, dass er auch vertrauenswürdig war. Mit Gewalt schob er Valerion endlich aus seinen Gedanken und widmete sich seinen Aufgaben.
Ziemlich erfolgreich sogar, was bestimmt nicht zuletzt daran lag, dass Valerion nicht mehr in seinem Gesichtsfeld auftauchte.
Bis am Abend, dachte Julian tatsächlich nicht mehr an Valerion. Doch als er seine spezielle Dämmerungsfütterung bei den Wölfen vornahm, kehrten seine Gedanken zu ihm zurück. Wo er sich wohl verkroch, wenn es Zeit war? Wo er wohl die Nacht verbrachte?
Die Gebäude hier waren über Nacht verschlossen. Bedeutete wohl, dass er im Freien schlief. Wovon auch sein Erscheinungsbild in den ersten Wochen zeugte, wie Julian jetzt wieder einfiel. Aber was würde er dann im Winter machen? Noch waren die Nächte vielleicht warm genug. Doch im Winter würde er sich den Tod holen. Sollte Julian ihn noch einmal darauf ansprechen?
Ein Lachen drang an Julians Ohr, was ihn verwirrt aufblicken ließ. Es dürfte keiner mehr hier sein!
Zwei Gestalten schälten sich aus der Dämmerung, hielten an, als sie ihn scheinbar erblickten. Dann kamen sie kichernd auf ihn zu. Julian glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als es diese beiden Kinder waren, die er gestern zurecht gewiesen hatte.
„Was macht ihr noch hier?“, fragte er hart, „Es ist schon lange geschlossen.“
Sie kicherten nur noch mehr, hüpften wieder mit dieser verwirrenden Art auf ihn zu.
„Hey, ihr sollt gehen“, wiederholte Julian, trat auf sie zu, in der Absicht, sie zu packen und zum Ausgang zu bringen. Doch er hielt an, als die beiden nur noch mehr kicherten. Sie sagten sogar irgendwas, doch das war so sehr von diesem unheimlichen Kichern durchdrungen, dass Julian es nicht verstand. Sie waren noch einen Schritt von ihm entfernt, als er ihre Gesichter genauer erkennen konnte. Irre. Das war sein Gedanke dabei. Sie wirkten vollkommen irre. Und irre war auch ihr Kichern. Und dann gingen sie auf Julian los. Springend und tretend, kratzend und beißend.
Im ersten Moment war Julian so perplex, dass er gar nicht reagierte. Dann schlug er um sich, versuchte sie zu packen. Doch die waren wie rasend, hatten ihren Spaß, ihn zu quälen. Panik stieg in Julian auf, die er nicht zugeben wollte. Immerhin waren es nur zwei Kinder, vielleicht mal zehn Jahre alt. Trotzdem drängte sich ihm der Gedanke auf, dass die nicht normal waren. Wie diese Zombies, die man in den Filmen sah. Wahnsinnige Kinder, die von irgendwas besessen waren. Lächerlich , schmetterte Julian das ab, doch das wollte ihm nicht gelingen. Er wehrte sich mittlerweile mit Händen und Füßen, schaffte es endlich, sie loszuwerden.
In der Hektik kletterte er schnell über den äußeren Zaun, wobei ihm selbst noch klar war, dass die vermutlich dadurch nicht aufgehalten wurden.
Tatsächlich. Sie sprangen bis auf die Hälfte, dann schwangen sie sich schon darüber. Julian geriet jetzt wirklich in Panik. Irre Kinder, die er nicht wieder los werden würde. Sie sprangen ihn erneut an, piesakten ihn, egal wie sehr er sie zu packen versuchte. Meist war er zu langsam und wenn er doch einen Arm oder ein Bein erwischte, rissen sie sich mühelos und noch lauter lachend wieder los. Die Panik nahm überhand, als er auch noch das Gefühl hatte, dass seine Schläge zu kraftlos waren. Er müsste doch mit Kindern fertig werden?
Doch sie rangen ihn zu Boden, sprangen auf seinen Bauch, rissen an seinen Haaren. Schläge prasselten auf ihn ein. Jeder einzelne nicht einmal schmerzhaft, doch wie Hagel unerbittlich.
Ein Krachen, ein Klirren - ein Knurren. Die Kinder ließen von ihm ab, offensichtlich mehr erschrocken als Julian, der rückwärts schnell von ihnen wegkroch. Dabei blickte er zum Wolfsgehege, wo sein Wolf knurrend direkt am Zaun stand. Die Geräusche waren von ihm gewesen, als er offensichtlich gegen den Zaun gesprungen war.
„Ist das Wölflein eingesperrt?“, höhnte da eine hohe Kinderstimme, die Julian einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
„Oje, kann es nicht
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