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Wolf

Titel: Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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Julian in seinem Schreibtischsessel, lehnte sich zurück und holte tief Luft. Er musste sich beruhigen. Er musste das durchdenken. Er musste wieder klar im Kopf werden.
    Tatsache war, dass zwei Kinder auf ihn losgegangen waren. Irre Kinder, aber Kinder.
    Tatsache war, dass er einen Wolf auf sie losgelassen hatte. Seinen Wolf, aber einen Wolf.
    Tatsache war, dass der sie vertrieben hatte. Nicht erledigt vielleicht, aber ziemlich wahrscheinlich.
    Fazit? Er musste die Polizei verständigen.
    Folge? Er konnte nicht. Nach wie vor nicht. Immer wenn er in Gedanken so weit war, denen zu erzählen, was passiert war, kamen sie in seiner Vorstellung mit der Zwangsjacke an. Aber er hatte sich das nicht eingebildet!
    „Hey, alles klar?“, riss sein Kollege ihn aus seinen Gedanken, sodass Julian erschrocken auffuhr. Sein Herz hämmerte schon wieder wie verrückt und er musste schwer an sich halten, seinen Kollegen nicht anzufahren.
    „Sorry. Die Fütterung“, entschuldigte der sich mit einem breiten Grinsen. Julian nickte nur und stand auf. Er war ja froh über die Ablenkung, doch was er jetzt tun sollte, da war er keinen Schritt weiter. Also eigentlich schon, aber nicht wirklich. Er konnte das einfach nicht.
    Die absurde Vorstellung, am Abend seinen Wolf nochmal rauszulassen, damit er ihn zu dem Ort führte, wo die Kinder lagen, nahm in seinem Kopf Gestalt an. Er hätte fast über sich selbst gelacht. Das war ein Wolf - nicht Lassie der Superhund!
    Vollkommen in diesen Gedanken versunken, warf er das Fleisch einfach über den Zaun. Es war ihm grad egal, ob und wohin er zielte. Danach lehnte er sich erschöpft gegen den Zaun. Ob er nun wollte, oder nicht, er musste die Polizei verständigen. Die Kinder wurden sicher vermisst. Oder nicht?
    Konnte er das fragen? Nein, das würde sofort den Argwohn der Beamten wecken. Er müsste gleich mit der Sprache rausrücken. Aber es wollte nun mal nicht in seinen Kopf, dass das einfach nur Kinder gewesen waren.
    „Julian reiß dich zusammen. Es waren Kinder. Durchgeknallt, aber eindeutig Kinder“, flüsterte er vor sich hin.
    „Waren es nicht“, klang da eine Stimme neben ihm, die ihn erschrocken auffahren ließ. Valerion - der ihn angesprochen hatte - sprang ebenfalls erschrocken einen Schritt zurück, was Julian grad herzlich egal war.
    „Was?“, fragte er panisch. Valerions Blick zuckte von ihm weg, dann ging er einfach. Julian starrte ihm nach. Was sollte das geheißen haben? Warum hatte er das gesagt?
    - Wie konnte er das wissen?
    Er schnappte sich den Eimer und ging Valerion nach, der Richtung Futterhaus unterwegs war. Er musste schwer an sich halten, ihn nicht an der Schulter herum zu reißen und anzufahren, dass er ihm gefälligst sagen sollte, woher er das wusste. Woher er überhaupt von den Kindern wissen konnte.
    Als sie in den Bereich kamen, der um das Futterhaus herum menschenleer war, hielt Valerion an. Dass er angespannt war, wie offensichtlich immer auf Flucht aus, war Julian herzlich wurscht. Fragend, auffordernd sah er ihn an.
    „Es waren keine Kinder“, wiederholte Valerion nur.
    „Sondern?“, wollte Julian - knapp vor einer Hysterie - wissen. Valerion blickte ihn nur an, rührte sich nicht. Julian holte tief Luft, sammelte sich. Wenn er ihn anschrie, würde er höchstens davon laufen.
    „Woher willst du das wissen?“, fragte er ihn dann ruhig.
    „Ich hab es gesehen“, kam die Antwort. Julian starrte ihn perplex an. Dann fiel es ihm wieder ein. Valerion war ja in der Nacht hier.
    „Warum hast du mir nicht geholfen?“, fragte er anklagend. Valerions Lippen verzogen sich zu einem kaum sichtlichen Lächeln und er wandte sich ab.
    „Warte! Was waren die sonst? Wo sind sie hin? Hast du das gesehen?“, fragte Julian schnell. Valerion hielt wieder an, drehte sich aber nicht um.
    „Weg. Sie sind weg und kommen nicht wieder“, erklärte er, dann lief er los. Julian starrte ihm hinterher. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Ewig schien es zu dauern, bis die neuen Informationen einen Sinn ergaben. Doch eine Frage blieb. Nein zwei. Wenn es keine Kinder gewesen waren, was waren es sonst für … Wesen … gewesen?
    Und was hieß, sie waren weg?
    Er war kurz davor, Valerion noch einmal nachzulaufen und ihn erneut zur Rede zu stellen, doch er würde ihm keine Antworten geben. Julian wusste nicht, woher er diese Sicherheit nahm, doch er hatte sie nun mal. Auf jeden Fall, so schien es, würde er keine Probleme bekommen. Was naiv und unrealistisch war, wie Julian

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