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Wolf

Titel: Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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morgens aufgetaucht war, war ganz sicher noch keine Kassa besetzt gewesen. Und dass er bei diesem Wetter hier ohne Schuhe rumlief, suggerierte ihm sogar, dass er sich hier irgendwo verkroch und übernachtete. Auch dieser Gedanke erschien ihm lächerlich, doch auch der ließ sich nicht mehr vertreiben.
    Aber wenn dem so war, sollte Julian das klären. Er sollte ihn zur Rede stellen und natürlich rauswerfen. Es kam ja nicht auf die Kohle von einem einzelnen an, aber es ging schließlich ums Prinzip. Jedoch wollte Julian ihn gar nicht verpfeifen. Zur Rede stellen ja. Schlichtweg, weil er neugierig war, ob die unsinnigen Theorien, die sich sein Kopf zusammenspann, auch nur annähernd stimmen konnten.
    Vermutlich würde Valerion das erste Mal eine Reaktion zeigen und ihn schallend auslachen.
    Trotzdem ging er am nächsten Morgen zu ihm. Ein wenig enttäuscht war Julian, dass er nicht zu ihm gekommen war. Doch das schob er mal zur Seite, er wollte wissen, was Sache war und wenn es nur deswegen war, dass diese absurden Gedanken - die ihn die ganze Nacht beschäftigt hatten - aus seinem Kopf verschwanden.
    Valerion sprang natürlich von seinem Platz vor dem Wolfsgehege auf, doch Julian setzte sich einfach auf die niedrige Mauer. Es war wieder warm, die Sonne brannte schon jetzt vom Himmel, hatte die Steine nach dem gestrigen Regen bereits getrocknet.
    „Setz dich wieder, bitte“, verlangte Julian leise. Er sah ihn nicht an dabei, war ein wenig überrascht, dass Valerion sich tatsächlich wieder niederließ. Allerdings in der Hocke, als wollte er so schnell wie möglich flüchten können. Auch sein Körper war angespannt und der Abstand zwischen ihnen eigentlich viel zu groß, um ein vertrauliches Gespräch zu führen. Doch das alles ignorierte Julian.
    „Dein Arm?“, fragte er erst einmal. Er blickte zur Seite, wo Valerion mehr als misstrauisch seinen Arm ein wenig zu ihm hielt. Julian wunderte sich nicht mehr wirklich, dass die Wunde schon fast verschlossen war. Schien als hätte er gutes Heilfleisch, oder wie immer man das bezeichnen mochte.
    „Lass sie nicht verdrecken“, murmelte er mahnend. Auch wenn die Gefahr dazu jetzt relativ gering war. Valerion reagierte natürlich nicht darauf.
    „Auch gut“, sagte Julian mehr zu sich selbst. Dann stellte er die Frage nach seinem eigentlichen Anliegen.
    „Du hast gar keine Eintrittskarte, oder?“, er kam sich unsagbar dämlich dabei vor, rechnete mit Heiterkeit, einem verblüfften Blick oder ähnlichem. Doch Valerions Miene änderte sich nicht, blieb wie immer ausdruckslos, als er - nach endlosen Sekunden des Zögerns - kaum merklich den Kopf schüttelte. Julian nickte, war nicht wirklich überrascht.
    „Und du verkriechst dich hier, über Nacht?“, wollte er weiter wissen. Das ungute Gefühl, sich lächerlich zu machen, war fast verschwunden. Valerion spannte sich komplett an, reagierte sonst nicht. Wieder nickte Julian, das war ihm Antwort genug.
    „Warum?“, fragte er einfach. Valerion war kurz davor, aufzuspringen und zu flüchten, das sah er ihm genau an. Daher beeilte er sich zu sagen: „Das geht nicht, ok? Wenn das rauskommt, kriegst du Schwierigkeiten.“
    Das schien zu viel für Valerion zu sein, denn er sprang jetzt wirklich auf und lief davon. Julian seufzte. Er konnte nur hoffen, dass außer ihm selbst, niemand Valerion bemerkte. Zumindest nicht seinen „illegalen“ Aufenthalt. Die Chancen dafür waren gering. Immerhin waren hier so viele Leute unterwegs, dass einer normalerweise nicht auffiel. Und selbst wenn, würde keiner damit rechnen, dass er sich hier verstecken würde, um zu Übernachten.
    Julian wäre ja auch niemals auf den Gedanken gekommen, wenn er ihn nicht zu einer Zeit gesehen hätte, zu der er nicht hier sein hätte dürfen. Doch die viel aufdringlichere Frage war, warum er das machte. Die logische Erklärung wäre, dass er keine Wohnung, keine Familie hatte. War ja auch nicht dermaßen ungewöhnlich. Immerhin gab es mehr als genug Obdachlose. Doch dass sich einer im Tierpark aufhielt, war dann wiederum ziemlich ungewöhnlich. Außerdem machte Valerion nicht den Eindruck eines Obdachlosen. Zugegeben, Julian kannte keinen. Er hatte nur das klischeehafte Bild von denen, wie sie verwahrlost, dreckig und ständig angetrunken auf den Straßen herum lungerten. Das mochte zutreffen, aber bestimmt nicht auf alle.
    Wie auch immer, setzte es ihm zu, dass Valerion zu denen gehören sollte. Warum auch immer, wollte er ihm helfen. Aber wie?
    Er

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