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Wolf

Titel: Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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raus?“, höhnte das zweite Kind. Julian rappelte sich auf, wich zurück, die Kinder weiter im Blick. Seine Bewegungen ließen Köpfe der Kinder sofort wieder zu ihm schnellen. Julian wich weiter zurück, bis er leicht gegen das Gitter lehnte. Dass ein Wolf direkt auf der anderen Seite war, erschien ihm im Moment weniger alarmierend. Ohne die Stütze des Zaunes hätten seine schlotternden Knie nachgegeben. Sein Herz trommelte dermaßen hektisch, dass es aus dem Takt zu kommen drohte. Seine Hände waren feucht und zitterten.
    „Glaubst du, das hilft dir?“, höhnte eine Kinderstimme. Julian stolperte am Zaun entlang von ihnen weg, als sie erneut auf ihn zuhüpften. Der Wolf - sein Wolf - sprang an den Zaun, fletschte die Zähne, knurrte bedrohend. Ein paar Sekunden Gnadenfrist, weil die Kinder ihn auslachten. Dann kamen sie wieder näher. Julian konnte überhaupt nicht mehr klar denken, er war vollkommen panisch. Er wusste nicht, was diese Kinder vorhatten, er wusste nur, dass er wehrlos war.
    Da explodierte schon wieder ein Schlag in seinem Bauch, wesentlich härter als zuvor, ein zweiter an seinem Schienbein. Er versuchte es abzuwehren, sich zu schützen, doch schon bald ging er wieder in die Knie. Bei jedem Treffer, schrie er unterdrückt auf. Nicht der Schmerz war es, die Panik, die Angst, was folgen würde. Er robbte weiter zurück, den Zaun als Stütze. Sein Wolf war direkt neben ihm, gebärdete sich wie ein Irrer. Er fletschte, er knurrte, er sprang gegen den Zaun. Seine Zähne schnappten durch das Gitter, doch Julian fürchtete ihn nicht. Er fürchtete nur die Kinder, die noch immer auf ihn einschlugen.
    Der nächste Steher gab kaum merklich nach - die Tür im Zaun. Julian trat um sich, wollte die Kinder loswerden. Er stemmte sich ein wenig hoch, landete mit dem nächsten Tritt wieder am Boden.
    In seiner Panik schrie er auf, trat fester zu, bekam eine halbe Sekunde Luft. Seine Hand glitt in die Hosentasche - Schlüssel.
    Seine Finger zitterten, Tritte, Reißen, Gekicher. Er drehte den Schlüssel um, wusste nicht was er tat. Kein Gedanke wollte sich klar bilden. Sein Wolf sprang gegen den Zaun.
    Aufmachen?
    Scheinbar, denn im nächsten Moment drückte sein Wolf die Tür endgültig auf, schlüpfte ins Freie. Die Kinder kreischten, ließen von Julian ab. Knurrend, fletschend, beißend - sein Wolf. Die Kinder wandten sich ab, hüpften, sprangen - viel höher als sie können dürften - Flucht. Sein Wolf ihnen auf den Fersen.
    Julian sackte erleichtert gegen die Tür, die daraufhin ins Schloss fiel. Das Klicken brachte ihn wieder einigermaßen zu sich.
    Was hatte er getan? Er hatte gerade einen Wolf in die Freiheit gelassen!
    Gut zwischen den Zäunen, doch der zweite würde ihn nicht aufhalten, war er doch grad eineinhalb Meter hoch. Julian starrte geschockt dorthin, wo die drei in der Dunkelheit verschwunden waren. Ein Wolf war frei!
    Er sank wo er stand zu Boden, versuchte sich wieder zu fangen. Seine Gedanken waren immer noch nicht klar, sein Körper zitterte und schüttelte sich. Alles schien ihm wehzutun.
    Was zum Geier war hier los?
    Was waren das für Kinder? Was war mit seinem Wolf los? Ein Blick ins Gehege zeigte ihm Bewegungslosigkeit. So sehr sein Wolf ausgerastet war, die anderen schien das alles vollkommen unbeeindruckt zu lassen. So weit er in der Dunkelheit sah, ließ sich keiner blicken.
    Doch einer war draußen, lief frei herum. Was hatte er getan?
    Und die wichtigere Frage: Was sollte er jetzt tun?
    Er konnte das ja schwer ignorieren. Morgen kämen die neuen Besucher und … Daran wollte er gar nicht denken. Auch wenn Wölfe normalerweise keine Menschen anfielen, so waren es noch immer wilde Tiere. Und sein Wolf war nun mal nicht normal. Das konnte er jetzt einfach nicht mehr abstreiten. Denn egal, was sonst war, gerade eben war er ihm zu Hilfe gekommen. Oder… Die Kinder!
    Was würde er ihnen antun? Julian erstarrte, neue Panik wollte in ihm hoch kommen. Er war sich absolut und hundertprozentig sicher, dass sein Wolf sie umbringen würde. Doch er zwang seine Panik nieder, die half keinem etwas. Und dabei fiel ihm etwas ein: Die Fortbewegung dieser Kinder. Die war schlichtweg nicht möglich. Kein Kind konnte aus dem Stand zwei Meter hoch und drei weit springen!
    Wollte er sich jetzt wirklich und allen Ernstes einreden, dass das keine Kinder gewesen waren? Aber - verdammt noch einmal - was sonst!
    Eine Bewegung ließ Julian aufschrecken. Er sprang auf die Beine - wann hatte er sich gesetzt? -

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