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Wolf

Titel: Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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Entspannung der Wohnung passieren!
    Aber er war sich klar, dass die Versuchung den ganzen Tag da sein würde, daher lief er Karl schnell nach und erklärte: „Ich bin mittags nochmal weg. Eh in meiner Pause.“
    Karl grinste immer noch, als er nickte. Julian wandte sich ab. Schadenfreude war auch so eine Eigenschaft, weshalb er andere Menschen normalerweise mied.
    Bis zur Mittagspause hatte er das Gefühl, den Ring schwer in seiner Tasche zu spüren. Ungeduldig blickte er immer wieder auf die Uhr. Als es dann endlich so weit war, ging er zu Valerion. Erst als dieser sich anspannte, nahm er sich zurück, ging die letzten Schritte langsam auf ihn zu.
    „Komm mal mit in die Wohnung“, verlangte er einfach.
    „Was ist los?“, fragte Valerion argwöhnisch. Julian schüttelte nur den Kopf und marschierte los. Valerion folgte ihm, allerdings mit mehr Abstand, als gewöhnlich. Wunderte Julian nicht. Immerhin war er ziemlich hibbelig und das bekam Valerion ganz offensichtlich mit.
    Als er die Wohnung aufschloss, fiel ihm der Schlüssel wieder ein. Das hatte er gestern ganz vergessen gehabt. Daher suchte er erstmal den Zweitschlüssel heraus und hielt ihn Valerion unter die Nase.
    „Damit du nicht immer auf mich warten musst“, erklärte er. Valerion nickte, nahm ihn vorsichtig.
    „Das wolltest du aber nicht von mir“, stellte er mehr fest, als dass er fragte. Noch immer war er ein wenig angespannt, beobachtete Julian aufmerksam.
    „Nein“, gestand der, lächelte leicht verlegen, als er den Ring aus der Tasche holte. Noch in der geschlossenen Faust. Er wusste nicht, wie er in Worte fassen sollte, was er dabei gedacht und gefühlt hatte.
    „Als ich ihn gesehen hab, hab ich sofort an dich denken müssen“, begann er zögerlich. Valerion sah ihn verwirrt an.
    „Und du vertraust mir, daher … das ist Schwachsinn. Aber trotzdem, ich will ihn dir einfach schenken“, murmelte er dann, zeigte den Ring auf der offenen Handfläche. Valerions Blick zuckte darauf, er entspannte sich. Langsam griff er danach, während Julian ihm gebannt ins Gesicht sah. Valerions Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, seine unglaublichen Augen strahlten. Er hob den Blick, als er murmelte: „Ich danke dir.“
    Julian konnte nur nicken, doch dann fiel ihm plötzlich ein: „Ich hoffe er stört nicht bei der Wandlung.“
    Valerion zuckte die Schultern.
    „Und ich hoffe auch, er passt überhaupt“, fügte er noch verlegen hinzu. Valerion versuchte, ihn auf den Daumen zu schieben, was Julian einigermaßen verblüffte.
    „Ist ein wenig klein“, meinte Valerion leise, dann schob er ihn auf den Zeigefinger.
    „Tragt ihr Ringe am Daumen?“, fragte er doch noch.
    „Wenn, dann schon, wo sonst?“, fragte Valerion zurück.
    „Ringfinger. Aber egal“, murmelte Julian. Valerion nickte leicht, blickte ihn an und erneut lächelte er. Dann trat er zu ihm und küsste ihn liebevoll.
    „Danke, er ist wundervoll“, erklärte er, als er sich von ihm löste. Julian lächelte erleichtert und meinte bedauernd: „Ich muss los. Sonst fang ich mir noch eine Nachtschicht ein.“
    Alarmiert sah Valerion ihn an.
    „Weil ich abgehauen bin, ohne Bescheid zu sagen. Das heißt ich komm eine dreiviertel Stunde später“, erklärte Julian schnell. Valerion nickte, schien es zu bedauern.
    „Aber du hast ja den Schlüssel“, erinnerte Julian ihn.
    „Mhm“, machte Valerion nur. Julian zog ihn noch einmal an sich, wobei Valerion sich kurz anspannte. Bevor Julian darauf reagieren konnte, entspannte er sich schon wieder, kam ihm mit seinen Lippen entgegen. Schnell löste Julian sich von ihm und wandte sich ab.
     
    Den restlichen Tag war er fast unverschämt gut aufgelegt. Valerion hatte sein Geschenk einfach angenommen, genau, wie er es sich vorgestellt hatte. Er hatte nicht zu viel hinein interpretiert. Hin und wieder, wenn er Valerion sah, ertappte er ihn dabei, wie er gedankenverloren auf den Ring blickte, ihn auf seinem Finger drehte. Jedesmal huschte dann ein Lächeln über Julians Gesicht.
    Erst gegen Abend verdüsterte sich seine Laune ein wenig, weil er heute nicht mehr mit Valerion plaudern konnte. Aber morgen war immerhin auch wieder ein Tag, sagte er sich und schob die miesen Gefühle von sich. Trotzdem erschien ihm die letzte Runde schier endlos zu sein. Als er dann endlich in die Wohnung kam, stand sein Wolf im Durchgang zum Wohnzimmer.
    „Hallo, mein Schöner“, murmelte er. Es faszinierte ihn immer noch, was für ein wunderschöner Wolf er war.

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