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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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Schöpfung war.
    Aus einem Grund, den er nicht benennen konnte, erinnerte ihn diese stille, große Welt an eine Kathedrale, und aus einem Grund, den er noch viel weniger verstand, machte sie ihm angst. Dies war kein andächtiger Ort. Kein Platz des Gebets, sondern ein Reich ewiger Kälte und Finsternis, in dem giftige Pilze wuchsen und wo sich giftiges Getier her-umtrieb, Schlangen, vielleicht Spinnen oder andere, namenlose Dinge. Dinge mit Hörnern.
    Und bei Gott - es mußte Dämonen an einem solchen Ort geben.
    Erst später, nach Stunden, als er schweißgebadet und zitternd (wie er sich einredete, vor Kälte, in Wahrheit aber vor Angst) wieder aus dem Wald heraustrat und die Sonne langsam hinter den Horizont sank, hatte er begriffen, daß er ihnen begegnet war in der schweigenden Unendlichkeit des Eichenwaldes. Sie waren überall. Sie flüsterten im Rauschen der Blätter über seinem Kopf, ihre Stimmen kicherten im Knistern seiner Schritte auf dem Boden, sie zerrten an seinen Gedanken und begannen ihm Dinge vorzugaukeln, die nicht existierten. O ja, er hatte verstanden, warum die Menschen diesen Wald fürchteten. Er hatte begonnen, ihn selbst zu fürchten, und diese Furcht war in eine wilde, panische Angst umgeschlagen, als er den Hexenkreis fand.
    Es war nicht der erste seiner Art, den Pater Tobias sah. Es war nicht einmal der größte. Aber etwas an ihm war . . .
    unheimlich. Anders als an allen anderen, die er je zu Gesicht bekommen - und oft genug zerstört hatte.
    Er war seit gut zwei Stunden unterwegs, und sein Unbe-7
    hagen war längst zu nagender Furcht geworden, die selbst die Gebete, die er unentwegt vor sich hinmurmelte, nicht mehr völlig im Zaum zu halten vermochten. Zu dem Schaudern, das ihm das Zwielicht und die Kälte bereiteten, war die ganz und gar weltliche Angst gekommen, sich zu verirren, denn der Wald wurde immer dichter, so daß er nur zu oft die Sonne nicht mehr sehen konnte und somit keine Möglichkeit hatte, zu sagen, ob er sich noch auf dem richtigen Weg befand. So war es nur natürlich, daß er seine Schritte beschleunigt hatte, als er endlich einen Flecken helleren Grüns in der dunklen Smaragdfarbe des Blätterhimmels weit vor sich gewahrte.
    Es war nicht der Waldrand, wie er halbwegs hoffte, wohl aber eine Lichtung. Schon lange bevor er sie erreichte, spürte er den Hauch lauer Luft. Sein Herz machte einen Sprung vor Freude. Er schritt noch schneller aus, rannte fast - und blieb erschrocken stehen.
    Die Lichtung wurde von einer nahezu undurchdringlichen Mauer aus Büschen, wucherndem Kraut und blassen Wildblumen gesäumt, die sich an den Rand des kleinen Fleckens sonnenbeschienener Erde drängten wie durstige Tiere an einen Teich. Aber dieser Wall war nicht besonders hoch; gerade, daß er Tobias bis zur Hüfte reichte, so daß er bequem darüber hinwegsehen konnte. Und dahinter lag kein grüner Waldboden, sondern totes Erdreich, eine schwarze, übelriechende Krume, die zu häßlichen Gebilden verklumpt war; ein Bild, das Pater Tobias an geronnenes Blut denken ließ. Das einzige Leben, das sich auf diesem sicherlich fünfzig Schritte messenden Kreis schwarzer Erde zeigte, war das bleiche Weiß von Pilzen, die in drei ineinanderliegenden immer kleiner und gleichzeitig auch dichter werdenden Ringen darauf wuchsen. Es gab alle Arten von Pilzen, und darunter nicht wenige, die Pater Tobias noch nie zuvor im Leben zu Gesicht bekommen hatte. Doch die, die er kannte - und wahrscheinlich auch die, die er nicht kannte - waren allesamt giftig. Im Zentrum dieses furchtbaren Gebildes befand sich ein Kreis aus Erde, die überhaupt keine Farbe mehr zu haben schien.
    8
    Tobias' Hände begannen zu zittern, obwohl er sie so fest zum Gebet gefaltet hatte, daß es schon fast weh tat, und sein Herz schlug schnell und hart. Er spürte plötzlich die Wärme des Sonnenlichtes auf seinem Gesicht, das durch das Loch im Dach des Waldes hoch über seinem Kopf strömte, fühlte den warmen Wind, der durch sein Haar fuhr und es zerzauste, und er roch den Duft der Wildblumen und Kräuter, die vor ihm wuchsen, aber gleichzeitig war es ihm, als streife ein Hauch tödlicher Kälte seine Seele. Dieser Ort war . . . böse.
    Tobias' Lippen bewegten sich in einem lautlosen Gebet, aber nicht einmal die vertrauten lateinischen Worte vermochten ihm jetzt Trost zu spenden. Er wich einen Schritt zurück, spürte, wie er damit wieder tiefer in das Reich der Dämmerung und Furcht eindrang, und blieb abermals stehen. Er fühlte

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