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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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getötet?
    Und was ist mit Derwalt?«
    »Er lebt, oder etwa nicht?«
    »Und diese arme Frau, die ihr draußen am Waldrand ver-scharrt habt? Was war mit ihr? Das Kind, das sie geboren und umgebracht hat, war Euer Kind, nicht wahr? Und all die anderen, die Kinder, die totgeboren wurden, oder ohne Arme und Augen? Ist das alles nicht Eure Schuld? Sagt mir, was unterscheidet Euch noch von dem Mann, dessen Namen Ihr gestohlen habt?«
    »Vielleicht der Umstand, daß diese Menschen hier mich gerufen haben«, antwortete Theowulf. »Sie waren es, die mich wollten, nicht umgekehrt.«
    »Ihr sprecht wahrlich mit der Zunge des Teufels!« schrie Tobias. »Warum gebt Ihr nicht zu, daß Ihr der Verlockung der Macht erlegen seid? Ein Menschenleben bedeutet Euch nichts. Ihr beherrscht diese Menschen so gnadenlos wie der Mann, dem Ihr Schloß und Land und Leben gestohlen
    habt.«
    »Vielleicht habt Ihr sogar recht, Pater Tobias«, sagte Theowulf nachdenklich. Er lächelte. »Aber vielleicht bekommt einfach jedes Volk auch nur den Herrscher, den es verdient.«
    »Worte!« stieß Tobias angeekelt hervor. »Nichts als Worte, Theowulf! Ihr könnt gut damit umgehen, das weiß ich, aber 411
    Worte ändern nichts an den Taten. Ihr behauptet, diesen Menschen zu helfen, aber Ihr knechtet sie schlimmer als der wirkliche Landgraf. Den Feind, den sie vor Euch hatten, konnten sie zumindest noch hassen. Ihr zwingt sie zu glauben, daß sie Euch lieben. Aber das ist nicht wahr! Sie fürchten Euch, Euch und diesen gotteslästerlichen Kult, den Ihr Euch ausgedacht habt, um sie gefügig zu machen. Aber ich werde nicht zulassen, daß Ihr weitermacht, hört Ihr?«
    Theowulf sah ihn einen Moment lang verständnislos an, und Tobias fuhr fort: »Ihr müßt mich töten, Theowulf. Diesmal könnt Ihr nicht sagen, daß Ihr es nicht gewesen seid, und Eure Hände in Unschuld waschen. Ihr müßt Euer
    Schwert nehmen und mich damit erschlagen, oder ich
    schwöre Euch bei Gott, ich werde hinausgehen und allen erzählen, was hier vor sich geht.«
    »Ihr sprecht sehr leichtfertig vom Tod, Pater Tobias«, sagte Theowulf ernst.
    Tobias machte eine zornige Handbewegung. »Ich weiß, daß Ihr in der Lage seid, mich zu töten, auch wenn Ihr verletzt seid. Also tut es, oder laßt mich gehen und verantwor-tet Euch für Eure Taten.«
    »Tobias - bitte.« Katrins Stimme klang flehend. »Du weißt nicht, was du redest. Komm mit uns. Komm mit auf Theowulfs Schloß, und wir werden dich gesundpflegen. Und du wirst alles verstehen.«
    »Ich verstehe genug«, antwortete Tobias leise. »Es sind Lügen, Katrin, alles nur Lügen. All diese Worte von Freiheit und Wohlstand, von Frieden und Ehrlichkeit, sind nur Lügen. Er hat auch dich belogen. Begreifst du das denn nicht? Er hat dich benutzt, um Verkolt zu töten, der ihm gefährlich zu werden drohte, um mich unschädlich zu machen und Pretorius und die anderen umzubringen. Und er wird dich weiter benutzen. Du bist nichts als ein Werkzeug für ihn, ein Spielzeug, wie all diese anderen Menschen hier.«
    »Ich weiß«, sagte Katrin traurig.
    Tobias sah verblüfft auf. »Du . . .«
    Theowulf lachte leise. »Ihr seht, Tobias, es gibt selbst 412
    Dinge, die Euch noch überraschen.« Seine Stimme troff vor Hohn.
    »Aber . . . aber wieso . . .«
    »Wer weiß«, unterbrach ihn Theowulf lächelnd, »vielleicht ist da ja noch etwas, das sie Euch nicht erzählt hat -
    nicht wahr, Katrin?«
    Er wandte sich zu Katrin um und machte eine auffor-
    dernde Handbewegung, aber sie wich seinem Blick aus und sah nur zu Boden.
    »Sie weiß all das, was Ihr ihr jetzt gesagt habt, Pater Tobias«, fuhr Theowulf fort. »Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Ich habe ihr von Anfang an gesagt, was ich vorhabe und von ihr verlange. Sie hat es immer gewußt.« Er wechselte die Fackel von der rechten in die linke Hand, griff zum Gürtel und zog langsam sein Schwert. Der scharrende Laut, mit dem der rasiermesserscharfe Stahl aus der Scheide glitt, hallte als hundertfach gebrochenes Echo von den Höh-lenwänden zurück, und Tobias' Blick hing wie hypnotisiert an der blitzenden Klinge. Aber es war keine Angst, die er spürte.
    »Dann hast auch du mich die ganze Zeit über belogen?«
    flüsterte er fassungslos.
    Katrin sah auf. Tränen liefen über ihr Gesicht, und ihre Lippen zitterten so heftig, daß er ihre Zähne gegeneinander schlagen hören konnte. »Nein«, flüsterte sie, »das habe ich nie.«
    »Niemandem wäre ein Leid geschehen, hättet Ihr nicht alles

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