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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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mühte sich Roiber. Kurz entschlossen klatschte Pierre dem Pferd aufs Hinterteil.
    Nun ging’s geradeaus, und Ross und Reiter stürmten
    galoppierend auf die Brücke. Die Gefangenen stoben auseinander und ließen dem königlichen Gespann ehrfurchtsvoll den Vortritt.
    »Jetzt!«, befahl Renate.
    Hakan und Murat ergriffen das Seil und sprangen von der Brücke. Wie ein Grenzbaum spannte es sich und verwehrte dem heranstürmenden Roiber den Weiterritt. Die Vorderläufe gespreizt, griffen die Hufeisen des Pferdes in die Fugen zwischen den Steinen, und das Hinterteil katapultierte den König im hohen Bogen durch die Luft. Roiber schien völlig verdutzt, als er mit flatterndem Hermelin, den Regentenstab fest umklammert, auf der Brücke aufschlug.
    »Achmed«, rief Erich. »Dein Einsatz.«
    Ahmed gehorchte. Mit aller Kraft hob er das Fass vollends an und schüttete die schwarze Brühe aus dem Fenster. Das Altöl von vier Omnibussen ergoss sich über den König und machte aus ihm einen ebenso schwarzen Zeitgenossen wie die, die sich unter dem Tor in Sicherheit gebracht hatten.
    »Wa … was ist das?«, rätselte Pierre. »Eure Hoheit …«
    »Bleib da«, riet ihm Renate und packte ihn am Arm. »Es ist noch nicht vorbei.«
    Sie gab Ahmed das zweite Zeichen. Aus dem zweiten Fenster regnete es Gänsefedern auf den Imperator herab, der sich mühte, wieder auf die Beine zu kommen.
    Sogleich verwandelte sich der pechschwarze rex bavariae in einen majestätischen Ganter mit prächtigem weißem Gefieder, wenn auch ohne hoheitliches Blau.
    Hufgetrappel hinter ihm ließ ihn sich umdrehen. Im rotweißen Umhang, stolz den Frankenrechen auf der Brust, saß Heinz- Günther Fürst als Karl der Große hoch zu Ross und schwang das Schwert. In seiner Gefolgschaft scharrte das Pferd des Schwarzen Ritters Erich aufgeregt mit den Hufen.
    »Aber die sind doch noch gar nicht dran. Erst als letzte Zugabe«, rief Pierre verzweifelt.
    Im Burghof schallte der Defiliermarsch aus den Lautsprechern. Die Feuerwerker an der Mauer warteten mit der Lunte in der Hand auf ihren Einsatz, und die Menge wurde langsam unruhig. Die Gefallenen waren eilends beiseite geschafft worden, sodass dem glorreichen Einmarsch des Befreiers nichts mehr im Wege stand. Gebannt starrten die Gäste auf das Scherenbergtor.
    Dann endlich, unter wildem Geschrei und mit Fackeln bewaffnet, stürmten die Gefangenen den Burghof. In ihrer Mitte trieben sie ein weißes Knäuel vor sich her, das sie mit Tritten und Schmährufen bedachten. Die Posaunen erschallten, und durch das Tor folgte ihnen Karl der Große. Er gab dem Pferd die Sporen und schoss wie ein Pfeil zu einem Ende der Burg. Kurz vor der Mauer befahl ihm Karl die Umkehr, und das Pferd gehorchte aufs Wort. Wieder ritt er im scharfen Galopp, das Schwert schwingend über die ganze Länge des Burghofes. Ihm kam der Schwarze Ritter entgegen, der den Morgenstern gekonnt in der Hand führte. Auch er machte an der Mauer kehrt und galoppierte mit seinem Ross zurück.
    Die Menge sprang spontan von ihren Sitzen auf und beklatschte die reiterischen Meisterleistungen. Neben dem Hauen und Stechen zeigten die beiden Ritter eine Reitervorführung, auf die die Gäste schon längst gewartet zu haben schienen. Ähnlich musste es den Gefangenen ergangen sein, denn sie hatten große Freude daran, ihren geteerten und gefederten Freund über den Burghof zu jagen. Verzweifelt suchte der König nach einem Fluchtweg, doch er fand die Lücke
    nicht. Selbst die Sicherheitsbeamten ließen ihn nicht durch eine Tür oder hinter das Podium entwischen, sondern stießen ihn verächtlich und nichts ahnend zu den Gefangenen zurück.
    Karl der Große befahl seinem Pferd aus vollem Galopp den Halt. Wiehernd bäumte es sich vor dem Podium der Ehrengäste auf und streckte ihnen die Vorderhufe entgegen. Karl hielt sich gekonnt im Sattel und führte das Schwert wie Excalibur fest in der Hand.
    »Höret her, Damen und Herren aus der Ferne«, proklamierte Karl aus stolzer Brust. »Diese Burg ist noch vor keinem Bayer gefallen. Aus fränkischem Stein gehauen, hielt sie über Jahrhunderte vielen Angreifern stand. Preußen, Schweden, Österreicher und Franzosen haben sich mit ihr gemessen. Viele haben den Kampf verloren, und die fränkische Muttererde trank ihr Blut. Kelten, Germanen, Sweben, Markomannen, Alemannen und Thüringer, alle haben sie um die Burg gekämpft. Doch kein Stamm konnte sie auf Dauer halten. Erst meinen fränkischen Vorfahren war der Sieg vergönnt. Seit

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