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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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nicht einfach reinmarschieren. Hier haben nur Bewohner Zutritt.«
    Heinlein machte Halt, drehte sich um, ging auf ihn zu und hielt ihm seinen Ausweis vors Gesicht. »Wenn ich noch ein Wort von dir höre, du jämmerlicher Wicht, dann bist du fällig. Kapiert?!«
    Gottfried verstummte augenblicklich und nickte.
    »Du bleibst jetzt hier stehen und achtest darauf, dass niemand meinem Wagen zu nahe kommt. Wenn ich nur einen Kratzer vorfinde, dann stell dich darauf ein, dass ich jeden Morgen hier vorbeikomme und dich antanzen lasse. Hast du das geschnallt?«
    Wieder nickte Gottfried stumm.
    Heinlein wandte sich ab und hielt auf die Treppe zu. Die Tonne hinter dem Mauervorsprung übersah er und blieb an den Rollen hängen. Der Länge nach stürzte er auf die Stufen.
    »Himmelherrgott«, fluchte er und trat auf die Tonne ein. Dann wandte er sich drohend zu Gottfried: »Darüber reden wir noch.«
    Heinlein lief die Stufen hoch. Er stieß die Tür zur Dachstuhlwohnung auf und fand Kilian und Pia schlafend vor.
    »Na, wunderbar«, plärrte er Kilian an, der verschlafen die Augen öffnete und zu erkennen versuchte, wer sich da in aller Frühe vor ihm aufbaute. »Während mein Sohn da draußen um sein Leben fürchten muss, hat der Herr nichts anderes zu tun, als zu pennen. Los, raus jetzt.«
    Er riss den beiden die Decke weg.
    »Hey, jetzt mach mal langsam«, wehrte sich Kilian. »Ich …«
    »Du pennst, und ich reiß mir den Arsch auf, um deine Scheiße auszubügeln. Es reicht wohl nicht, dass ich deinen abgefuckten Job machen muss, nein, du ziehst auch noch meinen Sohn mit rein.«
    »Hab ich nicht. Er kam zu mir«, sagte Kilian müde.
    »Und? Was hast du gemacht? Ihn mir nach Hause gebracht, angerufen oder sonst irgendwas Sinnvolles? Meinst du, ich habe heute Nacht auch nur ein Auge zugemacht?«
    »Morgen, Schorsch«, sagte Pia, vom Streit aufgeschreckt.
    »Du hältst die Klappe. Mit dir habe ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen«, drohte Heinlein ihr. Dann zu Kilian:
    »Was ist da letzte Nacht passiert?!«
    »Hat dir Pia …«
    »Hat sie. Aber ich will es von dir hören.«
    »Sie brachen die Tür auf. Pia ist zuerst aus dem Fenster, und dann sollte Thomas nachkommen …«
    »Er stand auch schon dort. Aber dann hat er sich’s anders überlegt«, führte Pia den Satz weiter.
    »Und dann?«, fragte Heinlein ungeduldig.
    »War er verschwunden. Einfach weg. Ich weiß auch nicht, wie und wo«, antwortete Kilian schuldbewusst.
    »Und damit hast du dich zufrieden gegeben? Einfach weg. Und das war’s?«
    »Es war dunkel, es ging alles blitzschnell und …«
    »Du hast ihn einfach zurückgelassen. So schaut’s aus«, sagte Heinlein verächtlich. »Und dir hab ich vertraut.«
    »Schorsch, ich …«
    Heinleins Faust traf Kilian unvorbereitet und hart ins Gesicht. Kilian fiel nach hinten zurück aufs Bett. »Ich hoffe für dich, dass ihm nichts passiert ist. Gnade dir Gott, wenn …«, drohte Heinlein und ging. An der Tür machte er Halt und drehte sich um: »Pack deine Sachen. Geh zurück, wo du hergekommen bist.
    Ich will nichts mehr von dir hören und sehen.«
    *
    Thomas erwachte vom Lärm, der durch die Tür des Maschikuliturms herüberdrang. Er richtete sich auf und lehnte sich gegen die feuchtkalte Steinmauer. Sand rieselte aus den Fugen zu Boden und schwemmte Kellerasseln mit sich. Sie suchten Schutz vor dem Licht in den Plastikbahnen, in denen er eingewickelt die Nacht im Kasemattenraum verbracht hatte. Er sprang auf, streifte die Plastikhülle nebst Asseln vom Körper und schaute zur Tür hinaus.
    Durch das fahle Grau des Oktobermorgens erspähte er schnell die zwei Sicherheitsleute am Maschikuliturm. Sie hatten Maschinenpistolen geschultert und rauchten Zigaretten. Einer der beiden zeigte mit dem ausgestreckten Arm in Richtung Stadt und beschrieb dem anderen, wo der Zug der Delegationen entlangfahren sollte.
    Thomas nutzte die Chance, nahm sein Bike und fuhr den Weinberg hinunter, über den Kühbachsteg in die Leistenstraße. Die Fahrt ging schnell bergab und führte ihn in die Burkarder Straße. Die Alte Mainbrücke war von Sicherheitspersonal bewacht und für Passanten gesperrt. So fuhr er weiter am Main entlang und überquerte die Friedensbrücke. Auf dem Röntgenring kamen ihm Einsatzfahrzeuge entgegen. Allerdings handelte es sich nicht um die gewohnten grün-weißen Streifenwagen, sondern es waren dunkelblaue 5er BMW, mit einem auf dem Dach befestigten Blaulicht. Die Insassen waren kurz geschorene Sicherheitsleute, die

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