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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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USA ausgebildeter Wolfsbiologe, der die Kaniden in seinem Heimatland Indien erforscht, untersuchte diese Berichte und versuchte zu bestimmen, ob ein anderes Tier außer einem Wolf oder Wölfen an der Tötung beteiligt war. Diese Untersuchungen gehören zu den am besten dokumentierten Vorfällen über nicht-tollwütige Wolfsangriffe auf Menschen.
    Fast alle Opfer waren Kinder unter 16 Jahren, die am Rand von kleinen Dörfern in dicht bewachsenem Unterholz gespielt hatten oder zur Toilette gegangen waren. In dem Gebiet gibt es sehr wenig wilde Beute, und das meiste Nutzvieh wird gut bewacht. Zum Zeitpunkt ihres Todes waren die Kinder unbeaufsichtigt, vielleicht auch von ihren Eltern vernachlässigt. Weil die indische Regierung Eltern, die ihre Kinder durch wilde Tiere verloren haben, mit mehr als einem durchschnittlichen Jahresgehalt entschädigt, glauben manche indische Biologen, dass dies ein Anreiz für die Eltern gewesen sein könnte, ihre Kinder nicht so genau zu beaufsichtigen. In den Gebieten, wo die Kinder getötet wurden, trieben sich in den Dörfern häufig Wölfe herum und wagten sich manchmal sogar bis in die Hütten der Dorfbewohner vor. Sie hatten offensichtlich ihre Scheu vor Menschen verloren. Vielleicht war ihre Suche nach Nahrung in der Nähe der Häuser auch ein Akt der Verzweiflung, weil es keine natürlichen Beutetiere mehr für sie gab. Diese Kombination aus fehlender Angst, Nähe zu Menschen und der Anwesenheit vieler kleiner Kinder in dichtem Gehölz verführte möglicherweise einige mutigere Beutegreifer dazu, mit dieser neuen Art von Beute zu experimentieren. Vermutlich mussten die Wölfe viele Versuche unternehmen, bis es ihnen tatsächlich gelang, ein kleines Kind zu ergreifen. Aber nachdem sie ein oder zwei Mal erfolgreich waren, könnte dies Belohnung genug gewesen sein, um einige von ihnen zu so genannten »Menschenfressern« zu machen.
    Die Länge des Zeitraumes (20 Jahre) und die geografische Ausdehnung der Angriffe lassen darauf schließen, dass mehrere Wolfsrudel beteiligt waren.
    Die Tötung der Kinder führte im Laufe der Jahre in den betroffenen Regionen zu einem emotionalen Aufruhr. Es gab zahlreiche Gerüchte von umherstreifenden Werwölfen bis zu den benachbarten traditionellen Todfeinden, den Pakistani, die sich angeblich nachts als Wölfe verkleideten, um indische Kinder zu töten. Das Misstrauen innerhalb der Dorfbevölkerungen wuchs. Jeder war verdächtig, mindestens 20 Menschen wurden gelyncht. Eine ganze Armee von Freiwilligen und Polizisten wurde auf die Raubtiere angesetzt, aber niemand kann mit Gewissheit sagen, ob die dabei erschossenen Wölfe auch tatsächlich für die Tötungen verantwortlichen waren.
    In Indien werden in jedem Jahr Hunderte Menschen durch Wildtiere verletzt oder getötet: So betrug die Anzahl der Wildtierangriffe im Staat Madhya Pradesh in einem Zeitraum von nur fünf Jahren: 735 Angriffe durch Bären, 138 durch Leoparden, 121 durch Tiger, 24 durch Elefanten, 29 durch Wildschweine, 13 durch Wölfe und drei durch Hyänen.
     
    Ice Bay, Alaska, 2000
    Dieser Vorfall gehört zu den bekanntesten Ereignissen, bei denen ein Wolf ein Kind als »Beute« angegriffen hat. Er inspirierte den amerikanischen Biologen Mark McNay dazu, alle bisher in Nordamerika stattgefundenen Wolfsangriffsfälle zu untersuchen:
    Am 26. April 2000 spielten der sechs Jahre alte John Stenglein und sein neun Jahre alter Freund Keith Thompson zusammen mit ihrem Hund etwa 150 Meter vom Wohnwagen der Familie entfernt in einem Holzfällercamp, als ein wilder Wolf aus den Wäldern auf die Jungen zukam. Er näherte sich den Kindern in kauernder Position und fletschte die Zähne. Einer der Jungen erzählte später, dass der Wolf geknurrt habe. Die Kinder rannten davon, als im selben Augenblick der Hund den Wolf angriff. Der kleine John trug Gummistiefel, die ihm zu groß waren; er stolperte und fiel hin. Als er hinfiel, lief der Wolf an dem Hund vorbei, griff den Jungen an und biss ihn in Rücken und Gesäß. Erwachsene, die seine Schreie hörten, kamen herbei, um den Wolf fortzujagen. Sie warfen Steine nach ihm und schrien ihn an. Der Wolf versuchte daraufhin, den Jungen fortzutragen, und schleppte ihn hinter ein paar Bäume. Als er das Kind fallen ließ, um erneut nachzufassen, gelang es den Männern, Kind und Wolf zu trennen. Als das Tier kurze Zeit später noch einmal zurückkehrte, wurde es erschossen.
    Die Fisch- und Wildbehörde von Alaska untersuchte den Beutegreifer und testete ihn

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