Wolfsblues
abnehmen?«, bat Leon mich. Doch Chris war schneller. Der Alphawolf wollte den neuen Welpen willkommen heißen. Nicht nur unser Alpha. Corwin beäugte den Säugling skeptisch. Dem jungen Mann schienen Babys suspekt. Ganz anders als Alisha: Sie sprang auf und ab wie ein Flummi und versuchte einen Blick auf das Baby zu erhaschen. Tyler stand abseits, an der Tür gelehnt und zeigte scheinbar nicht den Hauch von Interesse. Fassade! Er freute sich wie wir alle, auch wenn er auf unnahbar machte.
»Zuerst der Alpha!«, tadelte Chris Alisha gespielt und schob ihre vorwitzigen Finger von Lounas Wange. »Der Alpha und seine Gefährtin haben nach der direkten Familie, als Erste das Recht darauf, das neue Rudelmitglied zu begrüßen.«
Alisha zog eine Flunsch, die einen mitunter vergessen ließ, dass die Knallschote bereits über siebzig Jahre alt war.
»Jeder darf kucken«, ermunterte ich Alisha und nahm meinem Mann den Säugling aus den Armen. Louna roch unwahrscheinlich gut nach Maiglöckchen, Lavendel und Rose. Es war völlig gleich ob Mensch, Vampir oder Wolf - der Geruch von Babys schlug mich stets in ihren Bann.
»Steht dir, Meg!«, meldete sich Tyler zu Wort aus seiner Schmollecke.
»Diese Süße würde jeder Frau stehen. Komm her, Ty! Sieh sie dir an. Oder willst du unser neuestes Rudelmitglied nicht willkommen heißen?« Es war unfair, ihn mit der Rudelschiene zu nötigen. Doch da er Rudel war, musste er über seinen Schatten springen.
Tyler zog den Mundwinkel hoch. Eine für ihn typische Geste, der diesmal immerhin ein schüchternes Lächeln folgte. Er wusste wie Corwin, nichts mit Kindern anzufangen. Dennoch kam er vorsichtig näher. Fast schien es, als hätte er Angst vor dem kleinen Ding.
»Ja, sie ist hübsch«, stellte er nüchtern fest. »Auch wenn das Mäuschen nach ihrem Papa schlägt.«
Louna hatte schwarze Löckchen und die meerblauen Augen ihres Vaters – Leon konnte die Vaterschaft in keinster Weise leugnen.
»Apropos schlagen: Abby nimmt French gleich auseinander, wenn er weiterhin so stupide nickt.«
Tyler hatte recht, die Situation war am Kippen. Dass er das bemerkte, verwunderte mich nicht mehr, nachdem ich seine Akte gelesen hatte. An Tiberiu Aurél Kovac war mehr dran, als er uns weiszumachen versuchte. Seine Herkunft wäre in einigen Rudeln mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Problem. Doch nicht in unserem Rudel! Unabhängig davon wollte ich erst unter vier Augen mit Chris sprechen, bevor ich die Bombe platzen ließ.
»Ich habe verstanden, Abigail!«, konterte Leon wütend. »Ich reiß mich zusammen. Ich kriege meinen Arsch hoch und jetzt bring mich gefälligst zu meiner Frau!«
Das waren ganz andere Töne, die der sonst so ruhige Kanadier anschlug. Aber lieber so, als lethargisch vor sich hin versauernd.
Kapitel 19
Überraschende Neuigkeiten
»Das muss ich erst verdauen!« Chris ließ sich auf den Sessel fallen und raufte sich die Haare aus der Stirn. »Noch einmal für den Landfunk. Ganz langsam.«
Dass es ihn so überraschte, hatte ich beinahe erwartet. Es waren aufwühlende Neuigkeiten, die ich dank der Akte aus Gliwice herausgefunden hatte. Für mich durch die Bank weg positiv. Mein Gefährte, als Alpha, tat sich ein wenig schwer damit.
»Okay, langsam für dich, mein Schatz. Tylers Mutter - eigentlich heißt er Tiberiu Aurél, wir sollten es allerdings bei dem Tyler belassen, denke ich – ist eine gewisse Aurica Mina Kovac. Sein Vater ist ein Waldelf namens Ennamoa Panl… Panlo …« Ich scheiterte kläglich an der Ansammlung ungewöhnlicher Buchstaben. »Den Nachnamen kann ich beim besten Willen nicht aussprechen.«
»Pan?otí?«, berichtigte mich Chris gedankenverloren. Klar, das Mr. Sprachgenie kein Problem hatte, irgendwelche Elfennamen korrekt auszusprechen!
»Die Sprache der Elfen ist nicht einfach. Ihr Alphabet besteht aus rund 40 Buchstaben. Je nach Dialekt können es weniger oder auch weitaus mehr sein. Es gibt keinerlei Umlaute, dafür um die 20 diakritische Zeichen.« Wenn Chris nervös war, begann er zu plappern. Seinen Vortrag über die Sprache der Elfen hielt er nur, weil er fieberhaft überlegte, was nunmehr mit Tyler zu tun war.
»Egal wie er heißt, es ändert nichts«, ging ich auf seine Bedenken ein.
»Ich hätte den Elf in ihm wittern müssen.« Chris legte nachdenklich die Stirn in Falten.
Einen Elfen, an seiner Witterung zu erkennen, war faktisch unmöglich. Ihr Volk passte sich an die vorliegenden Gegebenheiten an und kopierte den
Weitere Kostenlose Bücher